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#FemaleForward
So geht der Weg in die Politik

Frauen sind in der Politik gefragter denn je
Wie geht der Weg in die Politik?

Wie geht der Weg in die Politik?

Die Rolle der Frau in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ist auch heute noch ein wichtiges Thema, wie die Diskussionen um eine Frauenquote, ein Paritätsgesetz und den Gender Pay Gap zeigen. Gleichberechtigung muss täglich erkämpft und verteidigt werden. Wie Du Dich dafür stark machen kannst, erfährst Du in diesem Artikel. #FemaleForward

Wie geht der Weg in die Politik?

Frauen sind in der Politik gefragter denn je. Viele Parteien möchten, dass sich mehr von ihnen engagieren. Aber wie kann so ein Weg in die Politik überhaupt aussehen? Wir haben die wichtigsten Fragen gesammelt und von Expertinnen beantworten lassen.

Okay, ihr habt mich so weit, ich will mich engagieren. Wie fange ich an?

Wie so oft im Leben: Viele Wege führen in die Politik. Bist du in den Zwanzigern, hat es Sinn, bei den Jugendorganisationen der Parteien vorbeizuschauen. Hier bekommst du ein gutes Gefühl dafür, wie die Leute ticken und um was es ihnen geht. Du kannst aber auch erst mal ganz einfach im Internet einen Mitgliedsantrag ausfüllen, so committest du dich schon mal zu einer Partei. Von dem für dich zuständigen Kreisverband bekommst du dann die Nachricht, dass du aufgenommen bist und wirst gleichzeitig zu den ersten Veranstaltungen eingeladen. Hingehen, zuhören, ins Gespräch kommen, erste Kontakte knüpfen und schauen, ob das deine politische Heimat werden kann. Das sind die ersten Schritte.

Sorry, aber aus Jugendorganisationen bin ich schon rausgewachsen.

Dann solltest du dich in deiner Stadt oder in deinem Kreis informieren, wer der Ansprechpartner der Partei ist, für die du dich interessierst. So war es bei Nicole Bauer: „Ich habe den direkten Weg gewählt und geschaut, wer in meinem Bezirk zuständig ist. So bin ich zum Kreisvorsitzenden gekommen, er hat mich direkt zu einer Sitzung eingeladen. Und alles nahm seinen Lauf. Dass die Politik mal mein Beruf wird, war damals noch sehr weit weg.“ Also: Wer sich auf lokaler Ebene politisch engagiert, trifft sich in Kreisverbänden und bespricht dort Themen. Oft gibt es auch öffentliche Veranstaltungen, die du besuchen kannst. Hier knüpfst du deine ersten parteiinternen Kontakte, findest vielleicht sogar Verbündete und merkst, ob die Partei zu dir passt.

Woher weiß ich überhaupt, welche Partei die richtige für mich ist?

Genau dafür gibt es Parteiprogramme. Sie sind oft das Ergebnis von langen Debatte – und nicht immer einfach zu lesen. Aber daran führt kaum ein Weg vorbei. Wenn du hinter die meisten Aussagen und Ziele gedanklich einen Haken setzen könntest und dich also inhaltlich wohlfühlst, ist das schon mal ein gutes Zeichen. Klar ist aber auch, dass nie alles passen kann. In jeder Partei wird es Inhalte geben, die dir nicht passen. Oder Meinungen, die du nicht teilst. Das ist Politik: Einen Standpunkt haben, ihn vertreten, Gegenwind aushalten können, Kompromisse finden und alles nicht zu persönlich nehmen.

Muss ich mir ein Thema suchen, für das ich stehe?

„Es wird der Moment kommen, an dem du auch inhaltlich etwas beitragen solltest. Dafür gibt es diverse Arbeitskreise, in denen du dich engagieren und auch aufzeigen kannst, worin du Expertin bist“, weiß Tijen Onaran. Aber keine Panik, erst einmal erwartet keiner von dir, dass du ausgefeilte Reden zur Gesundheitspolitik oder zum Tierschutz schwingst. Die meisten müssen erst einmal in einer Partei ankommen, sich zurechtfinden und den richtigen Arbeitskreis für sich finden. „Das Schöne an einer politischen Jugendorganisation ist, dass es völlig in Ordnung ist, sich nicht gleich für einen Arbeitskreis oder Fachausschuss entscheiden zu müssen. Man kann sich vieles anhören und sich dann fragen: Wie ist meine Meinung dazu? Gerade junge Menschen haben ja nicht zu allem eine fertige Meinung“, sagt Ria Schröder, Vorsitzende der Julis.

Auf welche Skills kommt es an, wenn ich mich politisch engagieren möchte?

Die gute Nachricht: Rocket-Science ist das alles nicht. „Wer Spaß am Umgang mit Menschen hat und es mag, wenn Leute mit ihren Fragen und Nöten zu einem kommen, ist schon mal nicht falsch im Politikbetrieb. Dann sollte man gerne programmatisch arbeiten und sich nicht davor scheuen, auch nach Feierabend auf eine Veranstaltung zu gehen oder einen Text zu wälzen. Wer dann auch noch einen Standpunkt vertreten kann – auch wenn es mal unbequem wird – bringt schon viel mit“, sagt Nicole Bauer. Motivation und Freude an der Arbeit seien auch noch wichtig – aber das gilt ja eigentlich für jeden Beruf.

Da gibt es aber noch einen Skill, auf den man nicht gleich kommen würde: Sitzfleisch! „Eigentlich ist Sitzfleisch ja keine Kompetenz. Trotzdem braucht man es im Politikbetrieb. Vor allem dann, wenn man wirklich gestalten möchte“, sagt Ria Schröder. Und erklärt: „Viele Frauen kommen mit einer klaren Motivation, etwas zu machen. Da gibt es etwas Konkretes, was sie stört, wie etwa den Rechtsruck der Gesellschaft. Für diese Frauen bedeutet politisches Engagement häufig aber nicht am Stammtisch hocken, sondern Anträge schreiben und ganz konkret an Lösungen arbeiten. Sie wollen ihre Zeit nicht verschwenden und haben das Gefühl, dass die Art und Weise, wie an Themen herangegangen wird, ihnen und der Sache nichts bringt. Das ist natürlich frustrierend und wirft die Frage auf: Lohnt es sich für mich, diese Zeit zu investieren? Deshalb der Hinweis mit dem Sitzfleisch. Manchmal geht alles nicht so schnell, wie man es sich wünschen würde.“

Müssen Politiker nicht wahnsinnig gut vor Publikum sprechen können?

Sagen wir es mal so: Es ist auf jeden Fall von Vorteil, wenn es einem liegt, vor Menschen zu reden. Und das macht es auch leichter, durch den Wahlkampf zu kommen (falls es soweit kommen sollte). „Bekanntlich ist ja noch in keiner Disziplin ein Meister vom Himmel gefallen. Es erwartet also keiner von einem, von Anfang an perfekte Reden halten zu können. Das kommt von ganz alleine mit der Übung“, sagt Nicole Bauer. Deine Rhetorik sollte also kein Hindernis sein. Zur Not gibt es für so etwas auch Medientrainer.

Welche Hürden könnte es geben, wenn ich mich politisch engagieren möchte?

Das klingt als Hürde erst einmal merkwürdig, aber für Frauen wirkt die Politik häufig wie eine Männerdomäne. Weil sie sich bei Sitzungen allein auf weiter Flur fühlen, zögern sie, ob das mit dem politischen Engagement eine gute Idee war. „Manche Frau lässt sich abschrecken, wenn sie bei ihren ersten Sitzungen keine zweite Frau sieht, sondern nur Männer im fortgeschrittenen Alter. Häufig wirkt auch das Machtgerangel unter Männern befremdlich,“ sagt Nicole Bauer. Die 31-Jährige hat Ingenieurswissenschaften studiert und später bei BMW gearbeitet. Sie kennt es also, mit Männern zusammenzuarbeiten – kann aber gut verstehen, dass es für Frauen nicht einfach ist, in einer Männerdomäne Fuß zu fassen. Nicole Bauer rät: „Geht euren Weg und lasst euch nicht so einfach entmutigen, sondern bleibt bei der Sache. In Zukunft werden sich so manche politischen Rituale verändern. Die Politik muss von alten Strukturen wegkommen und neue Wege gehen. Und ich kann mir gut vorstellen, dass diese Veränderungen mehr Frauen den Weg in die Politik ebnet. Die Abgeordnete denkt etwa an Kinderbetreuung beim Parteitag und findet, dass überdacht werden sollte, wann, wie und in welcher Umgebung Veranstaltungen stattfinden. Es müsse schließlich nicht immer der abendliche Stammtisch sein. Warum nicht unterschiedliche Formate wählen, um auch Mütter teilhaben zu lassen?

Wo kann ich andere Frauen kennenlernen, die etwas bewegen möchten?

„Ich empfehle, zum Female Future Forum der Jungen Liberalen zu kommen. Das ist ein Seminar, das ich seit drei Jahren mit auf die Beine stelle und das sich explizit an Frauen richtet. Es ist eine Art Kennlerntreffen, wo wir Bekanntschaften knüpfen und uns mit Gleichgesinnten vernetzen können. Ich weiß, wie wichtig es ist, Mitstreiterinnen zu haben, mit denen man zusammen auf Veranstaltungen erscheinen kann. So macht die politische Arbeit viel mehr Spaß“, sagt Ria Schröder.

Der erste Schritt ist geschafft. Ich bin Mitglied einer Partei. Und dann?

Glückwunsch! Ja, und dann musst du für dich definieren: Was will ich mit meinem politischen Engagement bezwecken? Also zum Beispiel: Wo will ich hin? Oft wird unterschätzt, wie viel vor Ort, in der Kommune oder im Landkreis gestaltet werden kann. Nur hat politisches Engagement in Parteien verschiedene Facetten.

Auf der lokalen Ebene engagieren, in die Landesebene gehen oder vielleicht sogar auf der Bundes- und Europaebene aktiv werden?

„Je nachdem, welche Ebene du in den Fokus rückst, solltest du dich vorbereiten. Das bedeutet: Wenn du die Landesebene anstrebst, musst du auf den Landesparteitag gehen und über deine Stadt hinaus bekannt werden, damit dich die Parteikollegen auf dem Zettel haben und auch aufstellen können“, sagt Tijen Onaran. Und vor allem: Netzwerken nicht vergessen! „Es ist wichtig, sich innerhalb der Partei gut zu vernetzen und für sich zu prüfen: Wer spielt an welchen Positionen welche Rolle und kann mein Mentor oder meine Mentorin sein? Ich bin das immer aktiv angegangen, was dazu geführt hat, dass ich tolle UnterstützerInnen hatte“, erzählt Tijen Onaran.

Zum Schluss die Sinnfrage: Warum soll ich das alles überhaupt machen?

„Wir befinden uns im spannendsten Zeitalter seit der Industrialisierung. So vieles verändert sich gerade, etwa die Rollenbilder von Mann und Frau. Und: Wir stehen vor der Digitalisierungswelle. Es ist meiner Meinung nach extrem wichtig, die Gesellschaft heute für die Generationen unserer Kinder und Enkelkinder zu gestalten“, findet Nicole Bauer. Und weiter: „Wir brauchen viel mehr weibliche Vorbilder: Sowohl jüngere als auch ältere Frauen, die bereit sind, ihr Wissen und ihre Erfahrungen weiterzugeben und die generationenübergreifend Zukunftspolitik gestalten wollen.“ Word!

 

Unsere Expertinnen:

Nicole Bauer (31), Mitglied des Deutschen Bundestages, frauenpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag und seit 2103 Landesvorstandsmitglied der FDP Bayern.

Ria Schröder (26), Vorsitzende der Jungen Liberalen und Studentin der Rechtswissenschaften und Kunstgeschichte. Gründerin des Future Female Forums.

Tijen Onaran (33), frühere FDP-Politikerin, heute Unternehmerin und Top-Netzwerkerin. Gründerin der Networking-Bewegung Global Digital Women.

 

Gute Politik braucht mutige Frauen!

Empowerwent

Gute Politik braucht mutige Frauen! In Deutschland sind Frauen aber noch immer auf nahezu allen politischen Ebenen unterrepräsentiert. Die Gründe, warum Frauen sich noch zu selten für ein aktives politisches Engagement entscheiden, sind vielschichtig. Um weibliche Talente aktiv zu fördern, bietet die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit das Empowerment-Programm für engagierte, liberale Frauen.

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