Migration
„Ich warte nicht, bis andere entscheiden, ob ich dazu gehöre“
„Shababtalk“-Moderator Jaafar Abdul Karim ermuntert die arabische Jugend zu einer offenen Diskussionskultur.
© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit / Dominic ErnstIn der arabischen Welt ist Jaafar Abdul Karim ein Medienstar: Der Moderator von „Shababtalk“ ,der arabischsprachigen Talkshow der Deutschen Welle, hat mehr als acht Millionen Zuschauer weltweit, wenn er heikle und kontroverse Themen wie die Stellung der Frau in der Gesellschaft, die Rolle der Religion oder Homosexualität mit jungen Leuten diskutiert. Neugierig geht er mit seinem Berliner Produktionsteam vor Ort nach Jordanien, Tunesien, Sudan oder Irak und macht dort seine Sendung. „Ich geben den jungen Menschen den Raum und die Freiheit, sich auszudrücken – sie werden in ihren traditionellen Gesellschaften ansonsten selten gehört“, erklärt der 37-Jährige Journalist, Buchautor und Moderator bei einer Veranstaltung der Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit in Kooperation mit dem Tagesspiegel seine Arbeit. Der in Libanon und der Schweiz aufgewachsene Journalist ist aber nicht nur in den arabischen Gesellschaften unterwegs, sondern auch in der jungen arabischen Community in Deutschland. „Ich weiß, wie schwer es ist, in einem fremden Land anzukommen“, sagt Jaafar, der 2001 zum Studium nach Deutschland kam. Darüber schreibt er auch in seinem Buch „Fremde oder Freunde. Was die arabische Community denkt, fühlt und bewegt (Rowohlt 2018) oder in einer Kolumne auf Zeit-Online sowie in einer Videokolumne auf Spiegel Online.
Jaafar Abdul Karim mit den Moderatorinnen Andera Nüsse und Dorothee Nolte
© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit / Dominic Ernst
Moderatorin Dorothee Nolte (Tagesspiegel) mit Jaafar Absul Karim
© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit / Dominic Ernst
Publikum im Saal
© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit / Dominic Ernst
Jaafar Abdul Karim liest aus seinem Buch
© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit / Dominic Ernst
Selfie muss sein
© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit / Dominic Ernst
Der Autor signiert sein Buch
© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit / Dominic ErnstFür Jafaar ist jedoch auch klar: „Man muss sich selbst integrieren und in der Gesellschaft aktiv werden und nicht darauf warten, dass andere das erledigen.“ Einem jungen Zuhörer aus Syrien rät er, sich nicht davon beeinflußen zu lassen, ob das mediale Echo gegenüber Zuwanderung gegenwärtig freundlich oder kritisch ist. Was zählt sei: „Mach Dein Ding und deine Schritte in dieser Gesellschaft.“ Die deutsche Gesellschaft mache sehr viele Angebote und biete Chancen. Die Stärkung der offenen Gesellschaft , für welche Zuwanderung eine Chance bietet, ist ein zentrales Anliegen der Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit. Damit dies gelingt, ist das Gespräch miteinander nötig, das in den Diwan-Veranstaltungen der Stiftung gepflegt wird.
Allerdings wünscht sich Abdul Karim auch bei deutschen Politikern etwas mehr Bedenken, bevor sie ausgrenzende Statements wie „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ oder Migration sei „die Mutter aller Probleme“ abgeben. Als Richtschnur für das Zusammenleben der Mehrheitsgesellschaft und der Zugewanderten sieht der dynamische Journalist, dessen Markenzeichen das weiße Oberhemd ist, das Grundgesetz: „Das ist meine Betriebsanleitung.“ Damit könnten alle „leben und leben lassen“.