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Nach rechten Ausschreitungen
65.000 bei Konzert gegen Rechts

JuLi Leon Köhler: „Chemnitz ist viel, viel mehr“
Konzert gegen Rechts

#wirsindmehr lautet die Devise in Chemnitz

© Leon Köhler

Endlich steht die Zivilgesellschaft auf gegen Rechts: 65.000 Menschen kamen gestern nach Chemnitz, um auf dem #wirsindmehr-Konzert zu rocken. Künstler wie die Toten Hosen, Marteria oder Kraftklub standen gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt auf der Bühne. Ein klares Zeichen gegen die rechten Proteste und Ausschreitungen, die in der vergangenen Woche ganz Deutschland erschütterten. Campino, mit seiner Band Headliner der Veranstaltung, machte bereits im Vorfeld deutlich: „Es ist, glaube ich, auch wesentlich, dass wir uns darüber im Klaren sind, dass es hier nicht um einen Kampf Links gegen Rechts geht. Sondern alles, was normalen Anstand hat, egal welcher politischen Couleur, stellt sich gegen einen Rechts-Außen-Mob, der übergriffig wird."

Auch die Chemnitzer Jungliberalen waren vor Ort. Für seine Heimatstadt geht JuLi Leon Köhler (17) gern auf die Straße: „Chemnitz ist für mich eine Stadt mit Potenzial, eine Stadt mit den verschiedensten Menschen aus aller Welt mit den verschiedensten Biographien. Gleichsam ist ,Karl-Marx-Stadt‘ eine typisch ostdeutsche Stadt im positivsten Sinne, aber auch mit denselben Problemen, mit denen andere ostdeutsche Städte derzeit zu kämpfen haben.“ 

Die Julis in Chemnitz

Die Julis auf dem Konzert

© Leon Köhler

Dass Chemnitz nach den gewaltsamen rechten Protesten nun so negativ konnotiert ist, stört ihn sehr: „Die Ereignisse nach dem schrecklichen Mord an Daniel H., den Demonstrationen der extremen Rechten und den Jagden auf Ausländer in unserer Stadt haben ein Licht auf Chemnitz geworfen, welches besonders unsere Problemherde beleuchtet. Doch es ist wichtig entschieden zu sagen, dass Chemnitz viel, viel mehr ist.“ Es gäbe eine starke Zivilgesellschaft, engagierte Unternehmer und Wissenschaftler und eine breite bürgerliche Mitte, die sich im Bild, dass aktuell von der Stadt gezeichnet wird, laut des Chemnitzers nicht wiederfindet. 

Leon Köhler

Leon Köhler ist stellv. Kreisvorsitzender der Jungen Liberalen in Chemnitz

© Leon Köhler

Für Leon Köhler ist klar, warum so wenig Menschen aus der Mitte der Gesellschaft auf die Straße gehen: „Aus den Gegenprotesten geht bisher stets hervor, dass die Verteidigung der Werte des Grundgesetzes, der Meinungs- und Pressefreiheit, der Protest gegen Ausgrenzung und Ressentiments, und ja, auch der Antifaschismus gleichgesetzt sind mit der politischen Linken“, sagt der Jungliberale. „Dem ist schlicht und einfach nicht so, doch solange diese Polarisierung wahrgenommen wird, ist eine Teilnahme für die gemäßigte Mitte unattraktiv. Es fehlt an Menschen, die vorangehen und zeigen, dass die Mitte hier und jetzt gebraucht wird. Sie muss ihren Platz einnehmen zwischen den Extremen.“

Klare Botschaft: lieber solidarisch als solide arisch

Klare Botschaft: lieber solidarisch als solide arisch

© Leon Köhler

Von der Politik fordert er vor allem Transparenz – so wird auch Scharfmachern die Grundlage entzogen. Köhler: „Demokratie funktioniert nur mit Demokraten. Daher ist es für uns essentiell, dass in den Schulen junge Demokratinnen und Demokraten erzogen werden, welche durch exzellente politische Bildung wissen, wie wichtig unsere Freiheiten, Rechte und Pflichten sind.“