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Sicherheit als Standortfaktor

Ein Doppelinterview zum Sicherheitstag 2018
Kamera

Überwachungskamera in der Stadt

© alice-photo - istockphoto.com

Sicherheit im öffentlichen Raum ist für Unternehmen aller Branchen ein unverzichtbarer Faktor und letztlich für jeden relevant – ob in der Fußgängerzone, auf dem Markt oder im Shoppingcenter. Am 17. April 2018 veranstaltet die Stiftung für die Freiheit in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer für Essen, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen zu Essen und der AKE | SKABE GmbH erstmals den „Sicherheitstag 2018“. Unter dem Motto „Sicherheit als Standortfaktor“ erläutern namhafte Experten Beispiele für Kriminal- und Terrorprävention, zeigen Möglichkeiten für Unternehmen auf und diskutieren das Spannungsfeld Sicherheit versus Freiheit.

Im Doppelinterview geben Guido Zakrzewski, stellvertretender Geschäftsführer Handel - Dienstleistungen – International der IHK zu Essen, und Jan-Frederik Kremer, Leiter NRW der Stiftung für die Freiheit, einen Ausblick auf die Veranstaltung.

Herr Zakrzewski, Herr Kremer, Wie kommt es, dass das Thema Sicherheit für Unternehmen und Politik heutzutage immer wichtiger wird?

Zakrzewski: Sicherheit ist ein zentraler Standortfaktor einer Wirtschaftsregion und Grundvoraussetzung für unternehmerische Aktivitäten. Die öffentliche und politische Debatte um das Thema Sicherheit hat sich spätestens seit den Terroranschlägen in Berlin und anderen europäischen Städten verschärft. Auch in der Region Ruhr ist die Gefahr des Terrorismus in letzter Zeit deutlicher geworden, zum Beispiel durch die Anschlagsdrohung auf ein Essener Einkaufszentrum.

Das Thema Sicherheit hat somit an Relevanz und Brisanz zugelegt und wird für Entscheider in Politik und Verwaltung zur Nagelprobe: Gibt es zusehends Sicherheitsprobleme oder eine subjektiv wahrgenommene Verschlechterung der Lage in einer Region, hat das Auswirkungen auf das Standortimage und dadurch letztlich die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.

Das Thema Sicherheit wird für Entscheider in Politik und Verwaltung zur Nagelprobe.

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Guido Zakrzewski

Kremer: Bei der hohen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung des Themas, wie Herr Zakrzewski erläutert hat, verwundert es nicht, dass auch die Politik gefordert ist. Sicherheit ist ein elementares Grundbedürfnis: Die Bürgerinnen und Bürger wollen sich zu jeder Zeit und in jedem Winkel unseres Landes darauf verlassen können.

Zakrzewski: Zum Beispiel beim klassischen Einkaufsbummel. Das Thema physische Sicherheit, und wie man diese gewährleistet, hat deshalb insbesondere für alle Branchen an Relevanz zugenommen, die im öffentlichen Raum wirken und direkte Kunden- bzw. Besucherkontakte haben. Aber für diese ist es schwierig und oft auch kostenintensiv, eigene Maßnahmen im Bereich Sicherheit durchzuführen.

Kremer: Genau hier ist die Politik gefragt. Die Neuausrichtung der Innenpolitik in NRW ist ein direktes Ergebnis der aktuellen Sicherheitslage und Herausforderungen. Gerade Liberale fordern, die Sicherheitsbehörden wieder in die Lage zu versetzen, ihre Aufgaben zielgerichtet und smart erledigen zu können. Mehr Personal, bessere Ausstattung und eine größere öffentliche Anerkennung der Arbeit der Polizei gehören hier ebenso dazu, wie ein direkter Austausch mit den Unternehmern vor Ort.

Zakrzewski: Die Frage wird sein, ob und wieviel Unternehmen und die Wirtschaft künftig zu einem Mehr an Sicherheit besteuern können und wie diese Sicherheit aussehen soll. Letztlich stellt sich die Frage, wieviel Sicherheit möglich und nötig ist und wie sich unsere Gesellschaft im Spannungsfeld zwischen Kontrolle und Freiheit entwickeln wird.

Ziel landesweiter Sicherheitspolitik muss sein, Handlungsfähigkeit wieder herzustellen, bestehende Gesetze effektiv und smart durchzusetzen und dabei nicht in einen Wettbewerb der Verschärfung und Überwachung zu verfallen.

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Jan-Frederik Kremer

Kremer: Dabei ist es Liberalen wichtig, die Verhältnismäßigkeit nicht aus dem Blick zu verlieren. Ziel landesweiter Sicherheitspolitik muss sein, Handlungsfähigkeit wieder herzustellen, bestehende Gesetze effektiv und smart durchzusetzen und dabei nicht in einen Wettbewerb der Verschärfung und Überwachung zu verfallen. Hier ist der Dialog zwischen Politik, Zivilgesellschaft und Unternehmen wichtig, und genau diesen wollen wir mit dem Sicherheitstag fördern.

Wie kam es zu der Idee des ersten Sicherheitstages 2018?

Zakrzewski: Sicherheit treibt viele Unternehmen immer mehr um. Daher ist es uns als IHK wichtig, ihre Rolle für dieses Querschnittsthema in der Gesellschaft zu definieren und zu stärken. Die Wirtschaft wird sich verstärkt in den Dialog mit Politik und Staat einbringen, Lösungen anbieten und auf die Belange der Unternehmen aufmerksam machen.

Vor allem Unternehmen aus dem Handel haben der IHK von einer beobachteten Verschlechterung der Sicherheitslage, einer Zunahme an Delikten im Geschäftsalltag und einer erhöhten Gewaltbereitschaft in der Region berichtet. Es liegt daher auf der Hand, dass sich die IHK gemeinsam mit Kooperationspartnern dem wichtigen Thema annimmt und erstmalig einen Sicherheitstag für die Wirtschaft durchführt.

Kremer: Wir als Stiftung für die Freiheit haben diese Idee der IHK gerne aufgegriffen und uns sofort bereit erklärt, zu kooperieren. Denn nur der Dialog zwischen Verwaltung, Politik, Unternehmen und Kammern kann tragfähige und konkrete Lösungen bringen. Den Partnern danke ich sehr herzlich für die hervorragende Zusammenarbeit!

Gelsenkirchen
Unbeschwert einkaufen - hier in Gelsenkirchen © CC0 Public Domain

Was erwartet die Besucher des Sicherheitstages und worauf freuen Sie sich persönlich ganz besonders?

Zakrzewski: Besucher erhalten durch Top-Vorträge und eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion einen sehr interessanten Einblick rund um die aktuellen Herausforderungen im Bereich Sicherheit sowie praktische Erkenntnisse für das unternehmerische Handeln. Sie erfahren aus erster Hand, wie sich die derzeitige Sicherheitslage vor allem im Bereich ideologisch motivierter Gewalt in NRW verhält und bekommen konkrete Informationen über den Umgang mit Anschlagsdrohungen am Beispiel eines betroffenen Shopping-Center in Essen.

Ein Expertenbericht aus Jerusalem in Israel liefert hochrelevante Erkenntnisse aus einer Stadt, die seit Jahren mit dem Spannungsverhältnis zwischen Freiheit, Sicherheit und Gewalt leben muss und die damit hochprofessionell umgeht. Darauf freue ich mich besonders, da ich hoffe, dass dieser Vortrag Impulse und Ideen gerade auch für die Entscheider und Politik in NRW geben kann!

Kremer: Weitere interessante Impulse beschäftigen sich mit Kriminal- und Terrorprävention, Täterfrüherkennung im öffentlichen Raum, dem Umgang mit emotional belastenden Ereignissen und dem Spannungsverhältnis von Sicherheit und Freiheit bzw. privatem Freiraum. Zwischendurch bleibt aber auch genügend Zeit, sich auszutauschen und zu vernetzen.

Ganz besonders freue ich mich auf die Diskussionsrunde am Ende der Veranstaltung: Hier kommen Unternehmen, Politik, die Exekutive und Sicherheitsbehörden nochmals zusammen, um die Frage der Vereinbarkeit von einem Mehr an Sicherheit bei beschränkten staatlichen wie privatwirtschaftlichen Budgets, sowie der Wahrung der Privatsphäre und Freiheit zu diskutieren. Auf diese Debatte dürfen wir sicherlich sehr gespannt sein...

Herr Zakrzewski, Herr Kremer, vielen Dank für das Gespräch.

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