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Inside Digital Learning

NRW-Schulministerin spricht in Köln über die Digitalisierung des Lernens
NRW-Ministerin Yvonne Gebauer und Gymnasiallehrer Frajo Ligmann machen ein Selfie

NRW-Ministerin Yvonne Gebauer und Gymnasiallehrer Frajo Ligmann machen ein Selfie

© FNF

Wie kann unser Bildungssystem den Herausforderungen der Zukunft gerecht werden? Bei der Veranstaltung „Inside Digital Learning“, zu der die Stiftung für die Freiheit gemeinsam mit der NetCologne Mitte April in Köln einlud, stellte NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer den knapp 150 Teilnehmern einen Drei-Punkte-Plan für die Digitalisierung an Schulen in NRW vor. Erste Beispiele aus der Praxis zeigten, wo die digitale Reise an den Schulen hingehen kann.

Smartphones, iPads und Laptops gehören heute zum normalen Alltag junger Menschen. Doch wie bindet man die neuen Medien so in die Schule ein, dass sie das Lernen erleichtern und den Schülern unabhängig von ihrer Herkunft die bestmöglichen Chancen bieten? NetCologne wird im Zuge des Programms Gute Schule 2020 alle Kölner Schulen bis Ende 2018 mit Glasfaserinfrastruktur ausstatten. Doch führen schnelle Leitungen auch automatisch zur Revolution des Unterrichts? Was tut die Landesregierung, um digitale Bildung in der Schule voranzutreiben?

Drei Handlungsfelder für digitale Bildung

In Ihrer Eingangsrede erläuterte Yvonne Gebauer: „Wir haben an den Schulen drei Handlungsfelder, die wir in den kommenden Jahren angehen werden. Die erste wichtige Säule ist die Weiterentwicklung der schulischen Medienkonzepte und Kernlehrpläne. Unsere Schülerinnen und Schüler sollen umfassende Medienkompetenz im Unterricht erwerben.

Yvonne Gebauer

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer

© FNF

Zweitens brauchen wir Lehrkräfte, die für digitale Bildung qualifiziert sind. Dazu werden spezielle Fortbildungsangebote für digitale Unterrichtskonzepte ins Leben gerufen und den Schulen werden zusätzlich Medienkoordinatoren und Medienberater zur Seite gestellt.  Unsere dritte Aufgabe wird sein, an allen Schulen Zugang zu digitalen Medien zu schaffen. Eine schnelle Glasfaseranbindung, flächendeckende WLAN-Versorgung und die Ausstattung der Klassenräume mit entsprechenden Endgeräten sind hier entscheidend.“

Pilotprojekt „Wischende Finger“

An mehreren Points of Contact erlebten die Teilnehmer der Veranstaltung digitale Innovationen für den Schulalltag. An der Universität zu Köln werden bereits heute neue wissenschaftliche Lernansätze für Grundschüler im Zuge eines Forschungsprojekts erarbeitet.

Prof. Dr. Daniela Schmeinck

Prof. Dr. Daniela Schmeinck und ein Teilnehmer

© FNF

„Um den Unterricht nachhaltig zu verändern, müssen in erster Linie neue Lernkonzepte entwickelt werden“, erklärte Prof. Dr. Daniela Schmeinck, Professorin für Didaktik des Sachunterrichts und Leiterin des Cologne Digital-Earth Centre of Excellence. Deshalb erarbeiten ihre Studierende in kleinen Teams innovative, didaktische Lehransätze mit digitalen Medien. „Für uns ist es wichtig, dass der Unterricht eine zusätzliche Dimension erhält und die Potenziale der Kinder noch besser ausgeschöpft werden“, so Schmeinck. „Wir entwickeln keine Konzepte im Glashaus, sondern gehen gleich an die Schulen und erproben nach dem Trial and Error-Prinzip, ob sie funktionieren.“

Innovative Lernideen

Innovative Lernideen

© FNF

Schneeball-Effekt

Damit möglichst viele Lehrer von den neuen Inhalten profitieren können, führen die Studierenden ihre Projekte parallel an unterschiedlichen Kölner Grundschulen durch. Die Ergebnisse werden nach jeder Projektphase nicht nur empirisch ausgewertet und für alle Lehrer zugänglich veröffentlicht, es gibt auch eine Abschlusspräsentation vor dem gesamten Kollegium. „Unser Ziel ist kein digitaler Tropfen auf den heißen Stein, wir wollen ihn ins Rollen bringen“, so Schmeinck.

Köln: Ende 2018 alle Schulen am Netz

In Köln läuft der Ausbau an den Schulen bereits auf Hochtouren. „Wir werden bis Ende 2018 alle 300 Kölner Schulgebäude an unser Glasfasernetz angeschlossen haben“, sagt Netcologne Geschäftsführer Timo von Lepel. Auch in die WLAN-Infrastruktur wird investiert.

Timo von Lepel

Timo von Lepel

© FNF

Insgesamt werden 140 neue Schulgebäude vollständig ausgeleuchtet. „Damit legen wir in Köln einen wichtigen Grundstein für den digitalen Unterricht“, so von Lepel. Der Ausbau wird in Kooperation mit der Stadt über Mittel aus dem Programm „Gute Schule 2020“ finanziert.

Neu Lernen

Wie wichtig die richtige digitale Infrastruktur für den Unterricht ist, berichtete der Gymnasiallehrer Frajo Ligmann aus Würselen. „Die Hauptaufgabe von Lehrkräften ist das Unterrichten und Erziehen, nicht der Kampf mit technischen Herausforderungen. Ein niederschwelliger Zugang für Lehrkräfte durch einfache, homogene Systeme ist daher wichtige Voraussetzung für das Gelingen einer Integration digitaler Techniken in den Klassenraum."

Frajo Ligmann

Frajo Ligmann

© FNF

Den Knackpunkt für erfolgreiches digitales Lernen an Schulen sieht er jedoch an anderer Stelle: "Die Bereitstellung von zuverlässiger digitaler Technologie ist lediglich eine notwendige Grundvoraussetzung für die eigentliche Hauptaufgabe: Gestaltung von individualisierenden Lernprozessen mit Hilfe digitaler Werkzeuge. Das müssen wir Lehrkräfte von Grund auf neu erlernen. Das geht nicht nebenher, sondern dazu müssen den Schulen auch zeitliche Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.“ Genau das will die Landesregierung nun in Angriff nehmen.