Auslandsakademie 2025
Perspektivwechsel in Marokko: Junge Initiativen, Kinderschutz und politische Einblicke
Nach einem kurzen Frühstück begann unser dritter Reisetag im Büro der Friedrich-Naumann-Stiftung. Dort trafen wir uns mit der Association AMANE, einer Organisation, die sich für Kinderrechte und Menschenrechte in Marokko einsetzt. Im Gespräch mit Hamza Amel, Programmverantwortlicher bei AMANE, erfuhren wir mehr über die Arbeit der Organisation sowie über Fortschritte und bestehende Herausforderungen im Kinderschutz. Seine klare und direkte Art gab uns einen anderen Blick auf Marokko. Das Gespräch zeigte, wie wichtig Engagement und feste bekannte Strukturen in diesem Bereich sind.
Es wurden viele Fragen gestellt, und besonders eigene stereotype Vorstellungen wurden hinterfragt. Im Mittelpunkt stand dabei die Rolle der Frau in der marokkanischen Gesellschaft. Das Gespräch verdeutlichte erneut, wie stark der westliche Blick die Wahrnehmung beeinflussen kann.
Nach dem Vortrag fuhren wir mit dem Bus in wenigen Minuten zum Restaurant Les Deux Palais. Dort trafen wir die Mitglieder der Youth Task Force (YTF) – ein Programm, das von der Friedrich-Naumann-Stiftung ins Leben gerufen wurde, um junge Menschen in Marokko bei ihrer persönlichen Entwicklung und ihrem Engagement für gesellschaftlichen Wandel zu unterstützen. Bei gemeinsamem Essen hatten wir die Gelegenheit, uns offen mit den Teilnehmenden auszutauschen. Neben politischen Themen kamen auch persönliche Herausforderungen zur Sprache. Dabei wurde deutlich, wie viele Gemeinsamkeiten in Lebensläufen und Wertvorstellungen es trotz kultureller Unterschiede gibt.
Kontaktdaten wurden ausgetauscht, Gruppenfotos gemacht und erste Verbindungen geknüpft. Einige Mitglieder der YTF äußerten den Wunsch, Deutschland bald zu besuchen – ein Schritt, der jedoch vor der Herausforderung der Visabeschaffung steht.
Danach stand mit dem Besuch des Parlaments ein absolutes Highlight an. Wir trafen auf Jamal Bendahmane, Secretary General des Forum de la Citoyenneté, sowie Abdelali Mestour, Director of Programs. Im Anschluss konnten wir live eine Debatte verfolgen und einen direkten Einblick in die Parlamentskultur Marokkos gewinnen.
Es folgte ein Gespräch mit Ghassan Benchiheb, dem Präsidenten einer marokkanischen NGO, die digitale Technologien zur Förderung nachhaltiger sozialer Entwicklung einsetzt. Besonders spannend waren seine Einordnungen zur Pressefreiheit: In bestimmten sensiblen Bereichen wie der nationalen Souveränität (insbesondere der Westsahara-Frage), dem Königshaus oder dem Islam werde von vielen Medien eher zurückhaltend berichtet – auch, weil es in der Gesellschaft hierzu weitgehende Übereinstimmung gebe. Ebenso gab er interessante Einblicke in den Umgang mit Falschinformationen, die in Marokko weit verbreitet seien, vor allem da soziale Medien für viele Menschen, unabhängig vom Alter, die wichtigste Nachrichtenquelle darstellen.
Der Tag endete mit einem Grillabend im Garten der FNF. Eingeladen waren nicht nur die Stipendiaten, sondern auch Partner, Freunde und Unterstützer des Liberalismus aus Marokko. In entspannter Atmosphäre konnten Gespräche des Tages vertieft und neue Kontakte geknüpft werden.