Karoline Preisler
Standhafte Botschaft
Karoline Preisler mit einem Strauß Blumen und einem "Until the last hostage"-Schild während einer Demonstration.
© picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Christoph SoederSie ist immer schon da. Bewaffnet mit einem Strauß Blumen und mit einem bescheidenen, aber gut sichtbaren Schild, auf dem steht: "Bring them home", "Until the last hostage", "Against Antisemitism", oder etwas ähnliches. Damit findet sie sich bei einer Vielzahl von pro-palästinensischen Demonstrationen ein, zumeist mitten in den Brennpunkten der alternativen Szene von Berlin, in Kreuzberg und Neukölln. Aber sie protestiert gerade nicht wie die Massen um sie herum gegen Israel, sondern für dieses leidgeprüfte Land und seine Menschen. Genauer: für die Freiheit der Geiseln!
So war es jedenfalls in den letzten zwei Jahren seit dem grausamen Massaker der Hamas an der israelischen Zivilbevölkerung sowie der brutalen Geiselnahme mit all den begleitenden Verbrechen - von Misshandlungen bis zu Vergewaltigungen und Morden. Sie wurde dadurch zu einer Ikone des Widerstands gegen die Feinde Israels - weithin bekannt über die Grenzen der Stadt Berlin hinaus. Die Fotos der großgewachsenen, aufrechten Frau mit Strauß und Schild gingen buchstäblich durch die Welt, außerhalb Deutschlands natürlich am meisten beachtet in Israel selbst.
„Streit und Straßenkampf“: Wie Karoline Preisler Freiheit sichtbar verteidigt
Karoline Preisler verteidigt seit dem 7. Oktober 2023 sichtbar Freiheit und Streitkultur gegen Antisemitismus. Die Friedrich-Naumann-Stiftung würdigt ihre Zivilcourage bei der Buchvorstellung in Berlin.
Was hat Karoline Preisler damit erreicht? Es sind vor allem zwei Ergebnisse, die es sich lohnt festzuhalten. Zum einen hat sie Mut bewiesen - und zwar Mut zum visuellen Beleg einer Botschaft der Bilder, die da lautet: Es gibt in Deutschland Menschen, die sich eben nicht anstecken lassen von der Welle der - falsch verstandenen - Sympathie für die palästinensische Sache mit deren unheilvoller Verharmlosung des Hamas- und Hizbollah-Terrorismus. Diese Resilienz gegenüber Emotionen in muslimischen Kreisen und Moden im studentischen Milieu erfordert inzwischen tatsächlich beachtlichen Mut, weil überall Aggressionen lauern. Karoline Preisler muss stets von Polizeikräften geschützt werden - gegen den Mob wütender Protestierer, die sie tätlich angreifen wollen, nur weil sie anderer Meinung ist als sie selbst - und dies auch noch wortlos ausdrückt. Sie ist damit zu einem "role model" der Meinungsfreiheit geworden - und nicht nur zu einer Aktivistin für Israel.
Ganz nebenbei hat sie dabei auch noch den öffentlichen Raum verteidigt - und das ist das zweite Ergebnis ihrer Standfestigkeit. Sie demonstriert leise, aber mitten an den Orten der überaus lauten Palästina-Protestkundgebungen etwa in Kreuzberg und Neukölln, dem selbsternannten "home-turf" der anti-israelischen Islamisten und Linken. Genau diesen Platz besetzt sie. Es gibt für sie keine "No-go-area", keinen Raum ohne Grundrecht auf Meinungsfreiheit, auch wenn andere diesen Raum für sich selbst und ihre eigene Meinung geradezu militant beanspruchen. Das ist für die linke und die islamistische Szene in Berlin mehr als ein Ärgernis - und zwar ein so großes, dass sie für die Verleihung des Paul-Spiegel-Preises eine eigene Demonstration vor dem Ort des Festakts angekündigt haben. So wichtig ist für sie der Kampf gegen die standhafte und stille Karoline Preisler. Was für ein Armutszeugnis der Intoleranz!
Kein Zweifel: Karoline Preisler hat diesen Preis mehr als verdient. Nicht nur die Liberalen - sie ist aktives Mitglied der FDP - haben Grund, sich mit Respekt vor ihr zu verneigen.