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#ClapForCrap
Lauch oder Alpha? Warum diese Einteilung dumm und gefährlich ist.

kollega

Bist Du Alpha oder Lauch? Die Frage kann doch keiner ernst meinen, oder? Immerhin haben wir doch alle mitbekommen, wohin die Einteilung in Über- und Untermenschen geführt hat. Doch man reibt sich verwundert die Augen: Der Rapper Kollegah steht mit einem Buch, in dem es um nichts anderes geht, als um die Frage, wie man vom Lauch zum Alpha wird, seit knapp einem Jahr auf der Bestsellerliste. Was ist da los?

Zumindest kann man Kollegah nicht vorwerfen, dass er aus seinen Überzeugungen ein Geheimnis machen würde. Seine zahlreichen antisemitischen Ausfälle) (und nicht nur seine) sind schon länger Thema. In seinem Buch dauert es aber nur wenige Zeilen, bis auch sein Sexismus und seine Abneigung gegenüber der freien Presse deutlich werden. „Es ist ein selbstbewusstes MÄNNER-Buch in einer vermehrt androgyn gewordenen Gesellschaft und sowas schmeckt den verweichlichten Pressepussys selten“, schreibt Kollegah und macht damit deutlich, dass er nur eine Sicht auf die Dinge für legitim hält, und das ist seine. Ob Putin, Erdogan und Co sich „Das ist Alpha!“ haben übersetzen lassen, ist nicht bekannt. Aber man kann sich vorstellen, wie sie bei diesen Zeilen zustimmend nicken. Alle anderen kommen aus dem ironischen Klatschen nicht mehr heraus.

Nur auf den ersten Blick absurd ist, dass Kollegah sich in seinem Buch dauernd widerspricht. An einer Stelle schreibt er „Mache Frauen nicht wichtiger, als sie sind“ und ergänzt dann, ganz Hobbybiologe und -psychologe: „Das erzeugt nichts als Unwohlsein bei der Frau, denn es ist nicht ihre natürliche Rolle.“ Clap. Clap. Clap.
An anderer Stelle schreibt er dann aber: „Befreie dich von allen Vorurteilen und begegne jedem Menschen als Individuum.“ Ja was denn nun? Dieses Spiel mit den Widersprüchen kennt man ansonsten von Populisten, es mit ihren einfachen Botschaften möglichst vielen frustrierten Menschen Recht zu machen – und die darauf hoffen, dass diese die Widersprüchlichkeiten nicht bemerken. Die Frage, ob man sich von Kollegahs antiliberalen Botschaften im Kalenderspruch-Stil einwickeln lässt, ist also auch eine Form von Intelligenztest.

Der Schlüssel für Erfolg liegt ganz sicher nicht in der Demütigung, Herabwürdigung und Unterdrückung von anderen Menschen. In einer Gesellschaft, in der man tatsächlich jedem Menschen als Individuum begegnet, verbietet sich die Einteilung nach Alpha und Lauch ebenso wie die pauschale Herabwürdigung etwa von Frauen, Homosexuellen, Menschen anderer Hautfarbe oder Religion. Man darf davon ausgehen, dass Kollegah selbst das genauso weiß wie führende rechtsradikale Politiker. Aber solange sich dieses Denken „verkauft“, werden sie weitermachen. Wenn Kollegah dann an einer Stelle schreibt, er habe sich irgendwann entschlossen „nie wieder für Geld zu lügen, zu stehlen, zu manipulieren oder anderen Menschen sonst wie zu schaden“, treibt einem das die Tränen in die Augen. Vor Lachen.

Wenn sich ihr Menschenbild von 1950 irgendwann nicht mehr verkauft – egal ob zwischen zwei Buchdeckeln oder in Form von Songs und Videos – werden sie ganz schnell umschwenken. Und ganz nebenbei: Wer es wirklich nach oben schaffen will, sollte an sich glauben, sich zusammenreißen, hart arbeiten, Menschen überzeugen. Vor allem aber sollte er seinen eigenen Weg gehen anstatt irgendwelchen halbseidenen, selbsternannten „Alphas“ hinterherzudackeln.