Auslandsakademie 2025
Der lange Weg ans Meer
Braun, Grün und Blau mischen sich beim Blick aus dem Fenster. Heu stapelt sich zu häusergroßen Formationen, Photovoltaikanlagen und Plastikberge springen uns zwischen verlassenen Höfen ins Auge. Der Tag heute startet früh in Casablanca. In der größten Stadt des Landes schlägt das wirtschaftliche Herz Marokkos. Die Stadt erhielt den Namen 1575 beim Überfall der Portugiesen und macht ihm alle Ehre. Mit ihren weißen Häusern im Artdeco-Stil und dem geschäftigen Treiben an jeder Ecke versprüht die Stadt einen rauen Charme. Nach dem morgendlichen Minztee geht es direkt in den Bus und auf nach Essaouira. Einige nutzen die Busfahrt für ein wohlverdientes Schläfchen, andere bilden sich zur politischen Lage in Marokko weiter.
Wenn man nicht genau hinschaut, wirkt die Busfahrt wie jede andere auch, doch das ist sie nicht. Beim Halt an einer Raststätte finden wir Wasch- und Gebetsräume, und anstatt Pommes und Cola stehen Tagine und Orangensaft auf den Tischen der Reisenden. Während der Fahrt verändert sich die Natur um uns: es wird trockener, Vegetation weniger und die Bevölkerungsdichte geringer.
Angekommen in Essaouira weht uns der kühle Wind und Salzgeruch des Meeres um die Nase. Wir machen uns sofort zu unserem idyllischen Riad auf, umgeben von starken Befestigungsmauern. Als nächstes steht eine Stadtführung durch die jüdische Vergangenheit auf dem Programm. Essaouira besaß in der Vergangenheit eine jüdische Bevölkerungsmehrheit, die mittlerweile größtenteils in Israel lebt. Die friedliche, jahrhundertlange Koexistenz der jüdischen und muslimischen Gemeinde ist jetzt noch vielfach zu erkennen, so zum Beispiel im Haus des Gedächtnisses, in dem der Koran direkt neben der Torah steht.
Abschließend lernen wir auf dem Souk die Kunst des Feilschens. Mit geschickter Verhandlungsführung lässt sich der Preis eines Souvenirs beträchtlich drücken. Oder, um es mit den Worten unseres Guides zu sagen: „In those negotiations a lot can happen, even marriage.“