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Ahmet Şık erhält Raif Badawi Award 2017

"Journalismus ist kein Verbrechen"
Raif Badawi Award for courageous journalists

Ahmad Şik

© FNF Potsdam

Ahmet Şık erhält den Raif Badawi Award for courageous journalists 2017. Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit verleiht den Preis zum dritten Mal. Am 11. Oktober 2017 wird er auf der Frankfurter Buchmesse an den türkischen Investigativ-Journalisten verliehen. Er würdigt den Einsatz mutiger Journalistinnen und Journalisten in überwiegend islamisch geprägten Weltregionen und macht auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam.

Şık schreibt unter anderem für die regierungskritische Zeitung „Cumhuriyet“. Sein Buch „Die Armee des Imam“ über die Gülen-Bewegung galt in der Türkei als „das gefährlichste Buch des Landes“. 2011 wurde er noch vor Veröffentlichung unter dem Verdacht inhaftiert, der angeblichen Putschisten-Organisation „Ergenekon“ anzugehören. 2012 entlassen, befindet er sich seit dem 29. Dezember 2016 erneut im Gefängnis. Ihm wird vorgeworfen, in seinen Tweets und Artikeln Terror-Propaganda zu verbreiten und Staatsorgane zu beleidigen.

"Journalismus ist kein Verbrechen"

Wegen seiner vielbeachteten Verteidigungsrede vor Gericht im Juli dieses Jahres droht ihm am 11. September der nächste Prozess. Darin sagte er unter anderem.: „Journalismus ist kein Verbrechen. Das, was die Tyrannen am meisten fürchten, ist der Mut. Und die Tyrannen sollten wissen, dass keine Grausamkeit den Fortschritt der Geschichte aufhalten kann. Nieder mit der Tyrannei. Lang lebe die Freiheit.“

Şıks Schicksal ist das vieler Journalisten in der Türkei. Seine Angst, die seiner Kollegen – Verfolgung, Verhaftung, Gefängnis, schreibt bild.de. Ahmet Sikh stünde stellvertretend für die, die trotz der autokratischen Politik von Recep Tayyip Erdoğan kritischen Journalismus betrieben.

Ahmet Şık setzt ein Zeichen, dass wir auch in schwierigen Zeiten nicht aufgeben dürfen, für die Freiheit zu kämpfen."

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger

"Die Jury hat sich für  Ahmet Şık entschieden - aufgrund seiner herausragenden Bedeutung für die freien Medien in der Türkei und stellvertretend für alle Journalisten, die derzeit in der Türkei im Gefängnis sitzen. Ein Mann klarer Worte, der in schwierigen Zeiten für die Ausübung seines Berufs kämpft und lautstark auf Missstände hinweist: Das verdient Respekt und Anerkennung."

Den Preis kann Şık auf der Frankfurter Buchmesse aber nicht persönlich entgennehmen, da der Journalist in der Türkei vor Gericht steht. Sein nächster Verhandlungstermin ist am 11. September. Der Vorwurf: Terror-Propaganda. Den gleichen Vorwurf macht Erdogan auch dem WELT/N24-Korrespondenten Deniz Yücel, der seit Februar in der Türkei im Gefängnis sitzt, und vielen weiteren Journalisten. Ihm drohen siebeneinhalb Jahre Haft.

Ahmet Şık ist einer der vielleicht besten investigativen Journalisten des Landes.

Deniz Yücel
Deniz Yücel, Türkei-Korrespondent der Welt

Nach dem Putschversuch im vergangenen Jahr ist die Türkei auf der Rangliste der Länder mit Pressefreiheit auf den traurigen Platz 155 (von 180) abgerutscht. Mehr als hundert Journalisten sind verhaftet, über 150 Zeitungen, Radios, TV-Stationen geschlossen worden. Jeder unabhängige Journalist in der Türkei stehe derzeit unter Generalverdacht, ein Terrorist zu sein, so die Jury. In keinem anderen Land der Welt werde aktuell eine derart hohe Anzahl von Journalistinnen und Journalisten in ihrer Arbeit und in ihrem Leben bedroht. Unter diesen Umständen müsse der Raif Badawi Award 2017 ein Zeichen für Demokratie und Pressefreiheit setzen, so wie Ahmet Şık kürzlich vor Gericht sagte: „Journalismus ist kein Verbrechen“.

Der Award wurde von Raif Badawis Frau, Ensaf Haidar, und dem Journalisten Constantin Schreiber initiiert, um herausragende Leistungen für die Meinungsfreiheit zu ehren. Erster Preisträger war 2015 der aus Marokko stammende Journalist Ali Anouzla. 2016 ging der Preis an die Flüchtlingsjournalistinnen von Dange NWE Radio aus Halabja, Irak. Mit Ahmet Şık waren in diesem Jahr Meydan-TV, Lina Attalah, Ahmad Mhidi Mohamed und Raed Fares nominiert.

Der Preis würdigt den Einsatz mutiger Journalistinnen und Journalisten in der islamischen Welt und möchte auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam machen. Gleichzeitig soll er den Fall des saudischen Bloggers Raif Badawi in Erinnerung halten, der wegen angeblicher „Beleidigung des Islam“ zu zehn Jahren Haft, eintausend Peitschenhieben und einer hohen Geldstrafe verurteilt wurde. Der Preis wird vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels unterstützt.

Weitere Informationen zum Award finden Sie auf unserer Website www.freiheit.org/raifbadawiaward