PHILIPPINES
Sicherheit durch Synergien: Eine liberale Analyse der philippinisch-deutschen Verteidigungskooperation
Der deutsche Bundesminister der Verteidigung, Boris Pistorius (links) und der philippinische Verteidigungsminister Gilberto Teodoro Jr. posieren mit der soeben unterzeichneten Vereinbarung.
© Philippine Department of National DefenseAm 14. Mai 2025 einigten sich die Republik der Philippinen und die Bundesrepublik
Deutschland auf eine Verteidigungskooperation zwecks Stärkung der bilateralen Beziehungen. Die Vereinbarung wurde vom philippinische Verteidigungsminister Gilberto Teodoro Jr. und dem deutschen Bundesminister der Verteidigung Boris Pistorius in Berlin unterzeichnet.
Grundlage bildet eine Vereinbarung aus dem Jahre 1974 über die Ausbildung für Angehörige der philippinischen Streitkräfte (AFP) in Deutschland. Neu hinzu kommen nun die Bereiche Cybersicherheit, Rüstung, Logistik sowie UN-Friedensmissionen.
Die Unterzeichnung folgt auf die Feier bedeutender Meilensteine zwischen den Philippinen und Deutschland im Jahr 2024, darunter das 70-jährige Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen und der Besuch von Verteidigungsminister Pistorius in den Philippinen, bei dem sich die Minister Teodoro und Pistorius darauf einigten, einen übergreifenden Rahmen zur Förderung einer bilateralen Verteidigungspartnerschaft zu verfolgen.
Die sicherheitspolitische Lage: International, multilateral und unkonventionell
Die Vereinbarung wird als Teil einer umfassenderen Strategie der Philippinen gewertet, ihre Position angesichts der erneuten Spannungen im langjährigen Streit um das Südchinesische Meer zu stärken.
Dieses wichtige Gewässer ist seit langem ein Brennpunkt für Territorialkonflikte, wobei China fast das gesamte Meer für sich beansprucht, obwohl Brunei, Malaysia, Vietnam und die Philippinen ebenfalls Ansprüche darauf erheben. Im Jahr 2016 bestätigte ein Urteil des Ständigen Schiedsgerichtshofs in Den Haag die maritimen Ansprüche der Philippinen und erklärte Chinas „9-Striche-Forderung“ über das Seegebiet für rechtlich unbegründet. Peking akzeptiert dieses Urteil jedoch nicht. Vor allem seit 2024 häufen sich gewaltsame Auseinandersetzungen in diesen Gewässern.
Die chinesische Küstenwache manövriert vor einem Versorgungsschiff der philippinischen Regierung, um es am 19. September 2023 an seiner Fahrt zum Scarborough-Riff (Provinz Zambales, Philippinen) zu hindern.
© Michael Varcas/The Philippine StarAls Reaktion auf diese eskalierenden Spannungen haben die Philippinen proaktive Schritte unternommen, um ihre Verteidigungspartnerschaften über ihren traditionellen Verbündeten, die USA, hinaus zu diversifizieren. Die langjährigen Beziehungen mit den USA sind geprägt durch ein gegenseitiges Verteidigungsabkommen, ein Abkommen über Stationierung ausländischer Streitkräfte, ein Abkommen über verstärkte Verteidigungszusammenarbeit.
Neben dem neuen Abkommen mit Deutschland haben die Philippinen kürzlich auch Verteidigungsabkommen mit Neuseeland und Japan unterzeichnet. Es wird erwartet, dass bald ein ähnliches Abkommen mit Kanada geschlossen wird, und Verhandlungen mit Frankreich über ein Truppenstationierungsabkommen sind bereits im Gange. Im Bereich der Zusammenarbeit bei Verteidigungsgütern haben die Philippinen kürzlich ein Abkommen mit Indien geschlossen, um stabile Lieferketten im Verteidigungsbereich aufzubauen. Zusammengenommen signalisieren diese bilateralen Abkommen den gemeinsamen Wunsch, die Verteidigungsfähigkeiten beider Seiten zu verbessern, gemeinsame Operationen zu ermöglichen und gemeinsame Sicherheitsinteressen zwischen scheinbar nicht-traditionellen Partnern zu fördern, die durch Ozeane und Landmassen voneinander getrennt sind.
Auf multilateraler Ebene sucht das Land gleichzeitig als Gründungsmitglied der Vereinigung südostasiatischer Staaten (ASEAN) gemeinsam mit seinen Nachbarländern nach Lösungen für dieses Problem. Insbesondere nehmen die Philippinen regelmäßig am ASEAN-Verteidigungsministertreffen (ADMM) teil, dem höchsten Beratungs- und Kooperationsmechanismus der regionalen Organisation im Bereich Verteidigung. Ebenso nehmen sie an ADMM-Plus teil – dessen erweiterter Version, die eine Plattform für die ASEAN und acht ihrer Dialogpartner bietet, um Fragen der Sicherheit und der Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich zu erörtern. Als Beweis für dieses Engagement waren die philippinische Marine (PN) und das Verteidigungsministerium (DND) im November 2024 gemeinsam mit dem japanischen Verteidigungsministerium und der japanischen Maritime Self-Defense Force Gastgeber für die 21. ADMM-Plus-Expertenarbeitsgruppe (EWG) zum Thema maritime Sicherheit. An der Veranstaltung nahmen Verteidigungsminister aus den ASEAN- und Plus-Mitgliedstaaten teil, darunter Australien, China, Indien, Japan, Neuseeland, Südkorea, Russland und die Vereinigten Staaten.
Um ihre Strategie näher an das Thema heranzuführen, führten die Philippinen kürzlich sogar eine vertiefte Zusammenarbeit mit Vietnam herbei – ein scheinbar unkonventioneller Schritt aufgrund sich überschneidender Ansprüche auf die Spratly-Inseln. Trotz ihrer direkten Beteiligung an dem Konflikt unterzeichneten beide Nationen im August 2024 Absichtserklärungen (LOIs), um die Zusammenarbeit in den Bereichen Katastrophenhilfe, Militärmedizin und maritime Sicherheit zu vertiefen. Indem sie ihre eigenen territorialen Differenzen beiseitelegen, scheinen sich die Philippinen und Vietnam zu einer pragmatischen Allianz zusammenzuschließen, die darauf abzielt, einer wahrgenommenen gemeinsamen Herausforderung für die regionale Stabilität entgegenzuwirken: Chinas zunehmend selbstbewusstes Vorgehen in den gemeinsamen Gewässern.
Insgesamt deutet diese strategische Diversifizierung – von internationalen Partnern zu unkonventionellen Nachbarn – darauf hin, dass die Philippinen schrittweise ein robustes Netzwerk globaler Verteidigungsbündnisse aufbauen, um die Verteidigung ihrer Interessen angesichts der Zunahme von Sicherheitsbedrohungen zu verbessern.