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Im Gedenken
Guido Westerwelle war einer der prägenden liberalen Politiker der letzten Jahrzehnte

Am 27.12.2021 wäre Guido Westerwelle 60 Jahre alt geworden.
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Am 27.12.2021 wäre Dr. Guido Westerwelle 60 Jahre alt geworden. Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit nimmt diesen Tag zum Anlass, mit einer Publikation an den ehemaligen FDP-Generalsekretär, FDP-Bundes- und Fraktionsvorsitzenden und Bundesaußenminister zu erinnern.

„Guido Westerwelle war ein glänzender Redner. Zugespitzte Formulierungen, präzise Analysen, rhetorische Fundstücke – sie prägten seine Wortbeiträge“, schreibt der Vorstandsvorsitzende unserer Stiftung, Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué, im Vorwort zum hier vorgelegten Redenband. „Ob im Bundestag oder bei Parteitagen, Reden von Westerwelle wurden mit Spannung erwartet und anschließend aufmerksam geprüft. Klare politische Botschaften zu setzen war ihm ein Bedürfnis, der intellektuelle Streit ein Vergnügen. Er brachte in dieser Hinsicht alles mit, was ein erfolgreicher Politiker braucht.“

Guido Westerwelle war ein glänzender Redner. Zugespitzte Formulierungen, präzise Analysen, rhetorische Fundstücke – sie prägten seine Wortbeiträge

Karl-Heinz Paqué
Karl-Heinz Paqué

Als Guido Westerwelle am 18.03.2016 an den Folgen einer Leukämieerkrankung starb, erinnerte man sich an einen der prägenden liberalen Politiker der letzten Jahrzehnte. Mit seiner Art, Politik zu betreiben, hatte er neue Marken gesetzt. Der politische Meinungskampf war für ihn nicht nur Pflicht, wenn er seine Ziele erreichen wollte, sondern es machte ihm auch Spaß. Seine Vorliebe für scharfkantige Argumentation und gekonnte, zielgenaue und pointierte Formulierungen war in seiner politischen Karriere schon früh sichtbar geworden. Das Durchsetzen hatte er im eigenen Haushalt mit alleinerziehendem Vater und drei Brüdern gelernt, den Kampf gegen Widerstände und Hindernisse in seiner Schulzeit. Schon früh, mit 19 Jahren, hatte er sich im politischen Raum bewegt, zunächst bei den frisch gegründeten Jungen Liberalen, später dann in der FDP. Wer sich in den achtziger und neunziger Jahren mit liberaler Politik beschäftigte, konnte schnell erkennen, dass es quasi „auf ihn zulief“, und das Interesse der Medien und anderer Beobachter der Politik an seiner Person war immens. Sein Aufstieg in der FDP, zunächst zum Generalsekretär, dann zum Bundesvorsitzenden, erfolgte in für die Liberalen durchaus schwierigen Zeiten, und er konnte seine Vorstellungen für liberale Politik in sich verändernden Zeiten nach und nach durchsetzen.

„Guido Westerwelle war immer im Wahlkampf. Vor der Wahl ist nach der Wahl“, schrieb ein langjähriger Vertrauter in einer Würdigung. „Sein perpetuiertes Motto vom Abendessen im kleinen Kreis bis hin zum großen Marktplatzauftritt lautete: setze stets deine Botschaft.“ Das Image, das Guido Westerwelle sich damit erwarb, nutzte ihm und seiner Partei in der medialen Aufmerksamkeit, brachte ihm aber auch negative Erfahrungen in der öffentlichen Wahrnehmung. Sein größter politischer Erfolg, das historisch beste Wahlergebnis der FDP 2009, wendete sich vier Jahre danach in das Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag. Den Parteivorsitz hatte er nach einer Amtszeit von zehn Jahren 2011 abgegeben, die Funktion des Bundesaußenministers übte er bis 2013 erfolgreich und anerkannt mit vollem Einsatz aus. Nach dem Ausscheiden aus der Bundesregierung sollte mit Gründung der Westerwelle-Foundation ein neuer Abschnitt beginnen.

Neue Prioritäten

Die Erkrankung beendete diese Aktivitäten. Westerwelle wollte sein Leben ordnen, mit seinem Ehemann Michael Mronz neu beginnen. Vom „Spiegel“ gefragt, wie ihn die Krankheit verändert habe, sagte er: „Sie freuen sich an den kleinen Dingen des Lebens, wundern sich, worüber sie sich aufgeregt haben, möchten am liebsten jedem Gesunden sagen, nutze dein Leben. Carpe diem.“

Auch die „öffentliche Meinung“ und das Bild, das viele Menschen vom Politiker Westerwelle gehabt hatten, veränderten sich. Das scheinbar festgefügte Image des kalten Macht- und Karrierepolitikers, der keiner Konfrontation aus dem Weg ging, ja vielmehr die politische Auseinandersetzung auch mit schweren Waffen suchte, war nach und nach durch positive Attribute ersetzt worden, je mehr Westerwelle selbst den Blick auf die Person hinter dem Politiker zuließ.

Viele sahen erstaunt den neuen, veränderten Guido Westerwelle, der sehr tiefgründig über die allgemeinen Dinge des Lebens nachdachte, seine Prioritäten neu sortierte und sich neue Markierungen für seinen weiteren Weg gesetzt hatte. Er hatte sich nach seiner Erkrankung und der damit verbundenen Zeit im Krankenhaus „zwischen zwei Leben“ gesehen. Im gleichnamigen Buch, das im November 2015 erschienen war, hatte er seine Fixpunkte für das geplante, zweite Leben gesetzt, zu dem es dann aber nicht mehr kommen sollte.

Reden von Guido Westerwelle

Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit nimmt diesen Tag zum Anlass, mit einer Publikation an den ehemaligen FDP-Generalsekretär, FDP-Bundes- und Fraktionsvorsitzenden und Bundesaußenminister zu erinnern.

Mit den in dieser Publikation abgedruckten Redebeiträgen zeichnen wir den politischen Weg Westerwelles nach, von seinen frühen Anfängen bei den Jungen Liberalen bis hin zum Ende seiner politischen Laufbahn und den persönlichen Neubeginn, kurz bevor ihn der viel zu frühe Tod ereilte. Die Publikation, die wir hier zum Download anbieten, wird im Laufe des Januar 2022 in gedruckter Form erhältlich sein.