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Ein erster Schritt, aber noch keine Wende

Zum Rücktritt Jacob Zumas
Zuma
Die Ära Zuma ist am Ende - Chance für einen Neuanfang in Südafrika? © CC BY-NC-ND 2.0 Flickr.com/ Paul Saad

Der südafrikanische Präsident Jacob Zuma ist zurückgetreten. Die Reaktionen sind geteilt: einerseits Euphorie, andererseits aber auch viel Skepsis, ob ein neuer Mann an der Spitze genügt, um das Land umfassend zu reformieren.

„Ich trete mit sofortiger Wirkung als Präsident der Republik zurück, obwohl ich mit der Entscheidung der Führungsriege in meiner Organisation nicht einverstanden bin“, erklärte Jacob Zuma gestern kurz vor Mitternacht in einem Fernsehinterview, das Millionen von Südafrikanern live mitverfolgten. Es war nur eine Frage der Zeit, nachdem das Exekutivkomitee des African National Congress (ANC) am Dienstag die Abberufung Jacob Zumas beschlossen hatte. 

Jules Maaten, Regionalbüroleiter der Stiftung für die Freiheit in Subsahara-Afrika, sieht Jacob Zumas Rücktritt als Möglichkeit für Südafrika, sich aus der politischen und wirtschaftlichen Stagnation zu befreien. Der schamlosen Korruption, die bis in höchste Regierungsebenen reicht, muss nun ein Ende gesetzt werden. „Doch dies ist nicht das einzige, es muss mehr getan werden, um das Land wieder auf den rechten Pfad zu bringen: Privatinitiative und Eigentumsrechte, insbesondere für ärmere Menschen in den Townships, müssen gefördert werden. Infrastruktur und Bildung bedürfen dringender Reformen. Ich hoffe, dass Cyril Ramaphosa diese Prozesse initiieren kann, doch wird er hierfür gegen erheblichen Widerstand in seiner eigenen Partei kämpfen müssen.“

Die Nachricht vom Rücktritt Jacob Zumas erreichte sehr schnell auch die Internationale Akademie für Führungskräfte der Stiftung in Gummersbach, wo derzeit einige Teilnehmer aus Südafrika an einem zweiwöchigen Workshop teilnehmen. Die beiden Moderatorinnen der Veranstaltung, Marike Groenewald und Trisha Lord, sowie Masechaba Mdaka, Projektassistentin der Stiftung im Johannesburger Büro, und Raeesa Parker, HR-Manager bei der Democratic Alliance, sprechen über ihre ersten Reaktionen auf den Rücktritt Zumas sowie ihre Hoffnungen für die Zukunft des Landes.

"Wie bei vielen anderen, waren auch meinen ersten Reaktionen Erleichterung und große Hoffnung für die Zukunft. Eines der Dinge, das meiner Ansicht nach während Jacob Zumas Präsidentschaft besonderes verheerend war, war der Verlust von Hoffnung, insbesondere für unterprivilegierte, schwarze Südafrikaner. Das sind genau jene Menschen, denen der ANC so viele Versprechungen gemacht hat. Ich fühlte mich in den vergangenen Jahren zunehmend verärgert und frustriert. Nun hoffe ich für die Zukunft des Landes, dass die Partei, die an die Macht gewählt wurde, anfängt ihre Wahlversprechen ernster zu nehmen.“

Trisha Lord
Trisha Lord

„Ich bin vor allem gespannt, was der Wechsel mit sich bringt. Ich glaube, dass es eine Zukunft gibt, wenn der neue Präsident sich an Regeln hält, seine eigene Partei zur Rechenschaft zieht und selbst zur Rechenschaft gezogen wird. Der neue Präsident muss nun sicherstellen, dass er all dies ist, was Zuma nicht war.“

Raeesa Parker
Raeesa Parker

„Als wir die ersten Neuigkeiten erhielten, waren wir alle aufgeregt. Passiert es nun wirklich? Nachdem sich der Prozess in den vergangenen Tagen so lange hingezogen hatte, kam es gestern Nacht endlich zu einer endgültigen Entscheidung. Die gestrige Pressekonferenz war ein deutliches Zeichen dafür, dass sich niemand für immer verstecken kann. Es ist eine sehr wichtige Kehrtwende in der südafrikanischen Politik. Es ist auch ein Beleg dafür, dass unsere demokratischen Institutionen noch funktionieren und in der Bevölkerung Bewusstsein dafür geschaffen haben, dass es keine Straffreiheit gibt.“

Masechaba Mdaka
Masechaba Mdaka

„Ich war sehr erleichtert und, wie viele Südafrikaner, hoffnungsvoll und optimistisch für die Zukunft. Gleichzeitig bin ich aber auch zurückhaltend, denn der Rücktritt Jacob Zumas allein genügt nicht. Worauf es jetzt ankommen wird, ist die Frage, ob der ANC nun Jacob Zuma und seine Kumpanen zur Rechenschaft ziehen wird für jahrelange Korruption und die massive Kriminalität in unserem Land. Erst dies würde einen Neuanfang für Südafrika bedeuten.“

Groenewald
Marike Groenewald

Ekaterini Georgousaki, Assistenz der Regionalbüroleitung der Stiftung in Johannesburg, Republik Südafrika.