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Musica Libera
Zwischen Achtung und Ächtung

Klassische Musik unter den Schranken der Politik
Musica Libra1
© FNF

Während Musik in der Politik einen ungemein starken Förderer zu finden vermag, so kann sie auch den rigorosen Schranken politischer Zensur zum Opfer fallen. Ihre emotionale Wirkmächtigkeit eignet sich zum einen wunderbar zu politischen Instrumentalisierung und bringt zum anderen ebenso großes gefahrenpotenzial. Das Pendel zwischen Achtung und Ächtung kann gerade im Rahmen ideologischer Divergenzen, weitgreifender Progressivität oder nationalistischer wie rassistischer Stigmatisierung rasch umschwenken – mit fatalen Folgen für die Musikschaffenden. Auch die Zensur durch den Zeitgeist spielt eine bedeutsame Rolle. Die Komponisten befinden sich somit in einem Balanceakt zwischen Anpassung an Systemmechanismen und innovativ-freiheitlicher Schaffenskraft.  

Diesem Spannungsverhältnis zwischen Politik und Musik widmete sich das Ensemble „Musica Libera“ der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in seinem Konzert. Gerade in den aktuellen Krisen- und Kriegszeiten hat das Ensemble eine musikalische Reise durch das freiheitsliebende Europa unternommen. Am 25. Mai 2023 fand diese Reise in der Französischen Friedrichsstadtkirche am Gendarmenmarkt in Berlin statt.

Das Ensemble führte Werke unterschiedlichster europäischer Komponisten auf, eingebettet in ihre historisch-vernetzten Entstehungs- und Rezeptionskontexte, darunter Werke von Robert Scholz (1880-1975), Ludwig van Beethoven (1770 – 1827), Paul Ben-Haim (1897 – 1984), Hanns Eisler (1898 – 1962), Darius Milhaud (1892 – 1974), Ilse Weber (1903 – 1944), Gordon Jacob (1895 – 1984), Reinholde Moritsevich Glière (1874 – 1956), Alban Berg (1885 – 1935), Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 – 1847).

Hannah Lehmann, Promovierende in den Rechtswissenschaften, moderierte charmant und kompetent das Konzert und die begabten Musiker:innen - Sibylla Elsing (Sopran), Anna Christina Köbrich und Sonja Kwollik (Klavier), Carolin Susanna Herrmann und Patrizia Bieber (Violine), Oliwia Meiser (Violoncello), Svenja Schnepel (Viola), Shelly Ezra (Klarinette) - rissen ihr Publikum ausdruckstark und überaus professionell mit.

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„Musica Libera“ wurde im Jahr 2020 als das erste offizielle Ensemble der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit von engagierten Stipendiat:innen und Altstipendiat:innen gegründet. Konzept des Ensembles ist neben der Aufführung klassischer Werke durch die jungen Musiker:innen, die Förderung klassischer Musik in der Gegenwart sowie die Vermittlung ihrer gesellschaftlichen und politischen Hintergründe. Eine Moderation rahmt die erlesenen musikalischen Beiträge ein und vermittelt einen neuen Zugang zur klassischen Musik.