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Experience
Praktikumsbericht

April - Juli 2023 - Leonie de Weerth

Vier Monate in Beirut: eine Entscheidung, die in meinem Freundes- und Familienkreis auf viele verschiedene Reaktionen, von großer Begeisterung bis völlige Skepsis, stieß. Dabei kam sie eigentlich wenig überraschend. Als Stipendiatin der FNF hatte ich das Glück, im Mai 2022 an der Auslandsakademie in den Libanon teilzunehmen. Mehrere Auslandsaufenthalte in der Region hatten schon zuvor meine Begeisterung dafür geweckt. Zusätzlich hatte ich Zeit bis zum Beginn meiner Promotion in Politikwissenschaft zu überbrücken, und so nutzte ich diese Zeit von April bis August 2023 für ein Praktikum im Büro der FNF in Beirut. 

Als ehemalige Stipendiatin ist mir die Arbeit der Stiftung im Inland weitestgehend vertraut. Umso mehr war ich daran interessiert, die Auslandsarbeit kennenzulernen. Das Spektrum der Projekte, die die FNF in Beirut betreut, ist breit und reicht von klassischen politischen Bildungsveranstaltungen und Besucherreisen über Startup-Accelerator-Programme und verschiedene Forschungsprojekte bis hin zu politischen Kartenspielen und Filmfestivals. Entsprechend erhielt auch ich die Möglichkeit, einen Einblick in die verschiedensten Projekte zu gewinnen. Nicht zuletzt konnte ich natürlich an allen Veranstaltungen, an denen die FNF vor Ort beteiligt war, teilnehmen.

Meine Aufgaben richteten sich damit danach, wo Teammitglieder Unterstützung benötigten. Dazu gehörten beispielsweise verschiedene Rechercheaufgaben und Korrekturlesen, die Betreuung der Social Media-Kanäle oder die Vor- und Nachbereitung von Reisen und Veranstaltungen vor Ort. Zu den Highlights zählten dabei drei Projekte: zwei Besucherreisen, die wir im Beiruter Buero begrüßen durften, sowie einen Artikel, der auf dem Blog der FNF erschienen ist.

Die Besucherreisen befassten sich mit dem Thema Migration und fanden als Kooperationsprojekt mit dem Büro der FNF in Madrid statt. Im Rahmen beider Programme durfte ich in der Vorbereitung der Reise mit allem, was dazugehört – von Hotelreservierungen über die Auswahl von weiteren Gästen und Programmpunkten bis hin zur Nachbereitung in Form von Blogbeiträgen – das Team unterstützen. Dabei wurde ich regelmäßig dazu ermutigt, meinen Input dazu beizutragen. Nicht zuletzt konnte ich dem gesamten Programm beider Reisen beiwohnen, wodurch ich ebenfalls einen tiefergehenden Einblick in die Herausforderungen, Folgen und Chancen der Migrationsbewegungen in der Region erhielt.

Mit einem ähnlichen Thema setzte sich auch der Artikel auseinander, den ich gemeinsam mit dem Direktor des Bueros, Kristof Kleemann, verfassen durfte: die Rückkehr Syriens in die Arabische Liga. Denn auch wenn das Büro der FNF sich in Beirut befindet, werden von diesem Standort aus sowohl der Libanon als auch Syrien betreut. Die Rückkehr Syriens in diesen regionalen Verbund ist von großer Bedeutung für die gesamte Region, aber insbesondere für den Libanon, der einen großen Teil der vor dem Bürgerkrieg geflohenen Syrerinnen und Syrer aufgenommen hat.

Nicht zu vergessen sind zuletzt die Termine und Veranstaltungen, denen ich beiwohnen und die Personen, die ich kennenlernen durfte und die meinen Blick auf die libanesische Politik nachhaltig geprägt haben. Als Praktikantin im Büro konnte ich mit inspirierenden Vertretern der Zivilgesellschaft oder auch bedeutenden Persönlichkeiten der libanesischen Politik ins Gespräch kommen, was insbesondere in einem Land wie dem Libanon, wo die politische Situation dermaßen verwoben und stellenweise auch undurchsichtig ist, absolut einmalig war.

Alles in allem kann ich ein Praktikum im Büro der FNF in Beirut damit aus vollstem Herzen empfehlen. Einzig der Besonderheiten des alltäglichen Lebens – Stromausfälle und eingeschränkte Elektrizitätsversorgung, quasi kein öffentlicher Nahverkehr, regelmäßiges Geldwechseln von Dollar zu lokaler Währung, nur um eine Auswahl zu nennen – sollte man sich bewusst sein. Von der Vielfalt der Projekte über die einzelnen Aufgaben bis hin zur herzlichen Zusammenarbeit im Team, welches für meine vielen Fragen immer ein offenes Ohr hatte, habe ich es sehr genossen und bin sehr dankbar für diese lehrreichen und intensiven vier Monate.