Brief aus dem Gefängnis

Blessed Mhlanga, 

Untersuchungsgefängnis Harare

7 April 2025

 

Liebe Freunde und Mitbürger und Mitbürgerinnen in Simbabwe

Während ich in dieser unbequemen, überfüllten Zelle schreibe, leide ich an einer schweren Grippe, die mir viel Kraft geraubt hat und meinen inneren Frieden bedroht. Ich schlafe kaum, denn meine Gedanken und Läuse kämpfen gleichzeitig um meine Aufmerksamkeit. Das ist das Leben, das ich in den letzten 41 Tagen geführt habe.

Der Staat zeigt seine hässlichste Seite, um mich hier zu halten, und das meist unter völliger Missachtung der Verfassung. Ich weiß, dass ich wegen der Sünden der Freiheiten, insbesondere der Meinungsfreiheit, länger hier bleiben werde. Ich bleibe in der Abteilung der Klasse D mit den gefährlichsten Verbrechern.

Meine Freunde, die Reise war nicht einfach und sie bleibt extrem schwierig, während wir vorwärts schreiten; es ist ein Marathon, kein Sprint. Es ist sehr unangenehm, aber unvermeidlich. Es ist eine Reise voller Frustrationen und Schmerzen, die mich manchmal zu Tränen rührt, mich wütend macht und mich an den Rand eines emotionalen Zusammenbruchs treibt.

In diesen Zeiten, in denen ich kurz vor dem emotionalen Zusammenbruch stand, habe ich mit allen um mich herum gekämpft. Ich habe mit meinem fantastischen Anwaltsteam gekämpft und mit meinen Kolleginnen und Kollegen in den Medien, die mir den Rücken gestärkt haben. Ich habe mit meinem Arbeitgeber und sogar mit meiner eigenen Familie gekämpft.

Das Gefängnis, liebe Freunde, ist ein dunkler Ort, der einem im Innersten trifft und das Urteilsvermögen trübt, denn wenn man Schmerzen hat, allein ist und sich der Welt verschließt, ist das Leben nicht dasselbe. Wir beginnen, Freunde als Feinde zu betrachten und alle guten Bemühungen um uns als unzureichend zu sehen. Ich sage euch, Freunde, diese missbrauchten Mauern der Bestrafung sind verflucht. Man muss stark sein, um zu überleben.

Liebe Freunde, ich habe Schmerzen, bin verloren und traurig gebrochen. Diese Erfahrung ist nicht nur ein einmaliges Ereignis von heute, sondern sie wird mich für den Rest meines Lebens traumatisieren. Es ist ein schrecklicher Kampf, den ich aber nicht verlieren darf. Es ist nicht leicht, weiterzumachen. Aber ich habe weder die Wahl, aufzuhören, noch den Wunsch, aufzuhören.

Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, wie ich ohne Ihre Stimmen der Solidarität und  Ihren Zuspruch von außen bisher überlebt hätte. Eure Spenden für meinen Lebensunterhalt an diesem dunklen Ort werden nie vergessen oder als selbstverständlich angesehen werden. Meine Anwälte bringen mir alle Ihre ermutigenden Worte und Taten des Mitgefühls. Ich sage dies, ohne Angst, mir selbst zu widersprechen – Sie sind es, die mich tragen.

Während ich schreibe, zittere ich, nicht wegen der heftigen Hustenanfälle, die in der letzten Woche mein letztes Lachen ausgelöscht und mir schlimmstenfalls diesen Stift aus der Hand gerissen haben. Ich bin von Tränen überwältigt, nicht von den Schmerzen der Vorverurteilung. Es sind Tränen nicht von den bewegenden Liedern, die von den Kameraden in meiner Zelle gesungen werden, von denen einige Menschen getötet und andere mit vorgehaltener Waffe ausgeraubt haben, nein, es sind Tränen der Freude und der Entschlossenheit, weiterzumachen. Ich möchte euch allen von tiefstem Herzen danken, das auch im Angesicht von Widrigkeiten stark bleibt.

Wie ich erfahren habe, haben Sie 4000 Pfund für mein Wohlergehen gesammelt, und zwar über eine GofundMe-Aktion, die von meinem Journalistenkollegen organisiert wurde. Dieser Akt der Nächstenliebe und Zuneigung macht mich demütig. Es gibt viele, die über andere Kanäle gespendet haben. Dies hat dafür gesorgt, dass meine Kinder weiter zur Schule gehen können und zu essen haben. Sie haben mir auch das zusätzliche Leid erspart, die Verpflegung der Mitgefangenen hier zu essen. Diese Rationen, die kaum die Definition einer Mahlzeit erfüllen, sind nicht einmal für das Auge angenehm, und ich frage mich ehrlich gesagt, wie sehr die Geschmacksnerven derjenigen, die dieses Essen zu sich nehmen, angegriffen werden.

Ich danke Ihnen, dass Sie mich und meine Familie nicht vergessen haben.

Obwohl ich Schmerzen habe, bleibe ich unerschüttert und meinem Beruf treu, den ich gewählt habe. Ich bin der festen Überzeugung, dass die einfachen Menschen mehr zählen als diejenigen, die an den Hebeln der Macht sitzen.

Ich habe mir den Journalismus nicht ausgesucht, er hat mich gewählt. Journalismus, der kein Verbrechen ist, obwohl er kriminalisiert wird, bleibt ist aller Ehren wert, das ich selbst in meiner dunkelsten Stunde hier im Untersuchungsgefängnis von Harare trage.

Viele würden gerne meine Meinung zum heutigen Urteil über die Ablehnung einer Kaution hören. Nun, ich habe keine, außer zu sagen, dass ich stolz auf die Arbeit bin, die meine Anwälte geleistet haben und weiterhin leisten. Dieses Team ist fantastisch. Anwälte nehmen Anweisungen von ihren Klienten entgegen, ich sollte sagen, sie haben meine Anweisungen angenommen und sie in brillante juristische Argumente umgesetzt. Ich bin stolz darauf, dass ich mich für dieses Team entschieden habe. Die Ergebnisse spiegeln nicht ihre Arbeit wider, sondern andere Dinge, die Ihnen vielleicht bekannt sind.

Sie wissen vielleicht, dass ich hier bin, weil Runesu Geza seine politischen Ansichten auf einer Pressekonferenz geäußert hat, die von dem Sender Ihrer Wahl – HSTV – übertragen wurde. Die Sendung wurde als Anstiftung zur öffentlichen Gewalt gewertet. Der Staat scheint zu glauben, dass ich HSTV bin, und hat sich mit aller Macht gegen mich gewandt. Ich möchte nochmals betonen, dass ich nicht HSTV bin, sondern Blessed Mhlanga, der auch stolzer Mitarbeiter von HSTV ist.

Die gegen mich erhobenen Vorwürfe verstoßen gegen Abschnitt 277 des Gesetzes zur Kodifizierung und Reform des Strafrechts (Criminal Law Codification and Reform Act), in dem es um die strafrechtliche Verantwortung einer juristischen Person geht:

"Für die Zwecke der strafrechtlichen Verantwortlichkeit einer juristischen Person wird jedes Verhalten eines Vorstandsmitglieds oder Angestellten der juristischen Person oder einer Person, die auf Anweisung oder mit ausdrücklicher oder stillschweigender Genehmigung eines Vorstandsmitglieds oder Angestellten der juristischen Person handelt, als Verhalten der juristischen Person angesehen, und wenn das Verhalten von dem Vorsatz des Vorstandsmitglieds, Angestellten oder der bevollmächtigten Person begleitet war, wird dieser Vorsatz als Vorsatz der juristischen Person angesehen."

An meine Kolleginnen und Kollegen, Verteidiger dieses edlen Berufs. Ihre Berichterstattung war erfrischend und motivierend, ich danke Ihnen. Ich habe keinen Zugang zu dem, was Sie schreiben, aber meine Anwälte sagen mir, dass es gut sei.

Abschließend möchte ich sagen, dass ich ein Mensch bin, der nicht perfekt und nicht immun gegen Angst und Schmerz ist. Unabhängig davon, wie es weitergeht, bin ich Ihnen allen zu großem Dank verpflichtet.

Sehr geehrte Regierung, bitte beherzigen Sie die Worte des Richters am Obersten Gerichtshof der USA, Chief Justice Marshall, der die Vorrangstellung der Verfassung betonte:

"Der Zweck einer geschriebenen Verfassung ist es, die Befugnisse der Legislative und anderer Regierungszweige zu umreißen und zu begrenzen. Ihre Grundsätze sind grundlegend, und es hat keinen Sinn, eine Verfassung zu verfassen, wenn der Gesetzgeber die Grenzen der Verfassung überschreiten kann."

Ich bin unter meiner neuen Adresse zu erreichen. Bringen Sie einfach Ihren Personalausweis mit, sonst lassen meine Wachen Sie nicht rein.

Aus dem Untersuchungsgefängnis von Harare, mit Liebe.

 

Blessed "Dhara B" Mhlanga