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Female Forward
Zeit, den Gender-Pay Gap zu schließen!

Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und Steuern
woman leadership empowerment liberale Frauen

Treffen in Berlin mit Young Female Leaders des Woman Leadership Programms der Stiftung #femaleforward

© Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit

Deutschland ist wieder einmal spitze in Europa. Leider ist das nicht immer etwas Gutes. Denn gemeinsam mit Österreich, Estland und Lettland führen wir das europäische Ranking im Gender-Pay-Gap an. Frauen verdienen hierzulande noch immer rund 18 Prozent weniger als Männer. Zum Vergleich: Der Durchschnitt unter den EU-Staaten beträgt 13 Prozent.

Ursachen des Gender-Pay-Gaps

Diese eklatante Einkommensdifferenz zwischen den Geschlechtern lässt sich auf wenige Hauptfaktoren zurückführen: Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit und in unterdurchschnittlich vergüteten Berufen. Sie haben seltener Führungspositionen inne und übernehmen öfter unbezahlte Familien- und Pflegeaufgaben. Und geschätzte 6% Lohnunterschied sind nicht  erklärbar, sondern bestehen bei gleicher Position und gleicher Qualifikation - mithin echte Diskriminierung.

Maren Jasper-Winter, Vorstand der Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit

Dr. Maren Jasper-Winter, Vorstand der Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit

Strukturelle Barrieren und politische Maßnahmen

Im konservativen Spektrum werden diese Faktoren gerne als "individuelle Lebensentscheidungen" bezeichnet. So wird suggeriert, dass Frauen letztlich freiwillig weniger verdienen als Männer. Wissenschaftliche Evidenz widerlegt diese Annahme. Und warum sollten sich Frauen bewusst dazu entscheiden, im Laufe ihres Erwerbslebens nur halb so viel zu verdienen wie Männer und damit ein hohes Risiko für Altersarmut einzugehen?

Es sind strukturelle Barrieren, die einen erheblichen Einfluss auf die Entscheidungen und Aufstiegschancen von Frauen haben. Nur wenn die Politik diese Hürden abbaut, kann der Gender-Pay-Gap überwunden werden. Das wäre auch im volkswirtschaftlichen Interesse. Deutschland kämpft mit einem massiven Arbeitskräftemangel, der sich angesichts des demografischen Wandels weiter verschärfen wird. Eine bessere Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt ist daher unerlässlich.

Politische Lösungsansätze und gesellschaftliche Veränderungen

Damit dies gelingt, muss die im Koalitionsvertrag vereinbarte Abschaffung der Steuerklassen III und V umgesetzt werden. Christian Lindner hat jüngst  angekündigt, dies jetzt umzusetzen. Leistung muss sich lohnen – die Lohnsteuerklasse 5, in der oft Frauen feststecken, erstickt diesen Anreiz im Keim. Zumal diese Einordnung auch dafür sorgt, dass der Bezug von Elterngeld, Arbeitslosengeld etc geringer ausfällt. Darüber hinaus muss auch langfristig das Ehegattensplitting überarbeitet werden, hin zu einem Individual- oder Familiensplitting.

Ein weiterer Aspekt ist der kontinuierliche Ausbau einer belastbaren Betreuungsinfrastruktur für Kinder. Die Bertelsmann-Stiftung hat berechnet, dass im ganzen Land rund 400.000 Kitaplätze fehlen. Diesen Mangel kann keine einzelne Sofortmaßnahme lösen. Umso wichtiger ist es, langfristige Strategien zur Erweiterung von Kapazitäten und zur Gewinnung von Fachkräften auszuarbeiten.

Weibliche Vorbilder und die Förderung von Mädchen in MINT-Berufen

Eine zentrale Rolle spielen zudem weibliche Vorbilder. Es überrascht nicht, dass Mädchen den Beruf „Pilotin“ nur selten als Wunsch angeben, wenn lediglich sechs Prozent aller Piloten weiblich sind. Gleiches gilt für Ingenieurinnen, Informatikerinnen und zahlreiche Handwerksberufe. Deutlich mehr Jungen als Mädchen können sich eine Zukunft im gut bezahlten MINT-Bereich vorstellen. Bereits in der frühkindlichen Bildung sollte daher der Fokus auf experimentelles Lernen verstärkt werden. Azubi-Botschafterinnen können für Berufsausbildungen werben. Kontakte zwischen Hochschulen, Berufsschulen und Schulen müssen kontinuierlich ausgebaut werden, um Mädchen gezielt für Studiengänge und Ausbildungen jenseits tradierter Rollenbilder zu begeistern.

Fazit und Ausblick

Diese Maßnahmen tragen dazu bei, den Gender-Pay-Gap zu schließen und Frauen ein gleichberechtigtes und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Denn Einkommen führt zu Vermögen, und Vermögen zu finanzieller Freiheit. Es ist überfällig, dass Frauen diese erlangen.