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Wir wählen die Freiheit

Launch-Party: Exiljournalisten haben eine Tagesspiegel-Beilage gestaltet. Das wird gefeiert.
Exiljournalisten, Der Tagesspiegel

Was heißt Freiheit für jeden Einzelnen? Exiljournalisten aus Syrien, Afghanistan, Iran und Aserbaidschan diskutieren darüber in Workshops im Tagesspiegel-Haus.

© Tagesspiegel, Doris Klaas

Dieser Artikel von Dorothee Nolte erschien zuerst am 24. August 2017 im Tagesspiegel.

„Total euphorisch“ war Jamal Ali, als er in Deutschland ankam: „Ich kam aus dem Gefängnis, und hier fühlte ich mich total frei.“ In seinem Heimatland Aserbaidschan konnte der Journalist und Musiker nicht mehr bleiben. In Deutschland, wo er seit nunmehr fünf Jahren lebt, stellte Jamal Ali aber auch fest, dass man sich an die Freiheit schnell gewöhnt. Irgendwann erscheint sie einem selbstverständlich – den meisten Bundesbürgern dürfte es so gehen. Jamal Ali dagegen wird schon durch die Nachrichten aus Aserbaidschan immer wieder daran erinnert: Freiheit ist etwas sehr Kostbares, das stets gefährdet ist.


„Wir wählen die Freiheit“: Das ist der Titel einer Beilage, die am 8. September, gut zwei Wochen vor der Bundestagswahl, im Tagesspiegel erscheinen wird. Kooperationspartner des Projekts sind die Robert Bosch Stiftung und die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. In der Beilage schreiben Exiljournalisten wie Jamal Ali darüber, was Freiheit und Demokratie für sie bedeuten und wie sie die politische Lage in Deutschland und in ihren Heimatländern bewerten. Die Autorinnen und Autoren kommen aus Syrien, Afghanistan, Iran, der Türkei oder eben Aserbaidschan, und alle haben erlebt, was es heißt,wenn man seine Meinungen nicht frei äußern darf.


Im Oktober 2016 hatte der Tagesspiegel unter dem Titel #jetztschreibenwir bereits in einer Sonderausgabe – und seitdem in unregelmäßigen Abständen – Texte von Exiljournalisten veröffentlicht und veranstaltet zusammen mit der Friedrich Naumann Stiftung regelmäßig die Reihe „Diwan“ zu Themen rund um Flucht, Integration und Migration.


Bei der Launch Party am 7. September präsentieren die Exiljournalisten ihre Beilage, die sie in Workshops im Tagesspiegel-Haus vorbereitet haben, und sprechen darüber, was Freiheit für sie bedeutet. Der syrische Zeichner Hamid Sulaiman, Illustrator der Beilage und Autor einer Graphic Novel über den syrischen Bürgerkrieg „Freedom Hospital“ (auf Deutsch erschienen bei Hanser Berlin), stellt seine Arbeit vor. Und zu Gast ist die Storytelling Arena, syrische Reihe: Erzähler, die auf Deutsch und Arabisch Geschichten von Freiheit und Unfreiheit erzählen.


Denn es geht ja, in der Beilage wie im richtigen Leben, nicht nur um politische Freiheit. Omid Rezaee, Journalist aus dem Iran, gibt zu: „Für mich sind die banalen Freiheiten im Alltag sogar wichtiger als die Meinungsfreiheit. Dass mein tägliches Verhalten nicht als abnormal betrachtet wird, meine Getränke nicht illegal sind. Dass ich legal Liebe machen darf, dass ich alle Menschen, egal, was unsere offizielle Beziehung ist, auf der Straße begleiten darf.“ Dinge, die im Iran nicht selbstverständlich sind. Die palästinensische Syrerin Hiba Obaid schildert in ihrem Text auf eindringliche Weise, wie sehr sie sich in Syrien von ihren Nachbarn beobachtet und gegängelt fühlte.

Aber selbst wenn die politische und alltägliche Freiheit gesichert sind, gibt es unfreie Momente. Jamal Ali, der seit April als Volontär bei Alex Berlin arbeitet, drückt es so aus: „Manchmal fühle ich mich unfrei, weil ich mich auch in Deutschland rechtfertigen muss, dass ich hier bin.“