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We make a plan!

Unsere Mitarbeiterin Ekaterini Georgousaki erzählt vom Stiftungsalltag in Südafrika
Ekaterini Georgousaki arbeitet seit 2 Jahren für die Stiftung in Johannesburg.

Ekaterini Georgousaki arbeitet seit 2 Jahren für die Stiftung in Johannesburg.

© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Seit zwei Jahren arbeitet Ekaterini Georgousaki für die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit im Regionalbüro Subsahara-Afrika in Johannesburg. Mit freiheit.org spricht sie über ihren Werdegang, ihren Arbeitsalltag und was sie an ihrer Wahlheimat besonders liebgewonnen hat.

Was hat dich dazu bewogen für die Stiftung nach Afrika zu gehen?

Eine lange Reihe von Zufällen, an deren Anfang ein zweiwöchiger Südafrika-Urlaub stand. Die Kurzversion: Auf einen Urlaub in Johannesburg und Kapstadt folgten wenige Monate später ein Praktikum beim Goethe-Institut in Johannesburg und anschließend ein Praktikum bei der Stiftung. Schon während der ersten Wochen meines Praktikums merkte ich, wie sehr ich mich für die Arbeit der Stiftung in dieser vielfältigen Projektregion interessierte. Als mich daraufhin der damalige Regionalbüroleiter Hubertus von Welck fragte, ob ich Interesse hätte, für einen längeren Zeitraum für die Stiftung in Johannesburg zu arbeiten, habe ich nicht lange gezögert und das Angebot angenommen. Ich bin nun schon seit über zwei Jahren beim Regionalbüro in Johannesburg tätig und kann kaum glauben, wie schnell die Zeit vergangen ist und wie gut ich mich bereits in meiner Wahlheimat Südafrika eingelebt habe.

Wie kann man sich einen typischen Tag im Büro in Johannesburg vorstellen? Was genau sind deine Arbeitsschwerpunkte?

Einen typischen Tag im Büro gibt es nicht, und genau das liebe ich besonders an meiner Arbeit. Da es sich bei unserem Büro in Johannesburg um das Regionalbüro für Subsahara-Afrika handelt, beschäftigen wir uns hier mit Projekten in einer Vielzahl afrikanischer Länder. Dienstreisen in verschiedene Länder gehören aus diesem Grund zum Job. Auch wenn diese teilweise beschwerlich sind, zum Beispiel aufgrund klimatischer Unterschiede oder weil die Versorgung nicht so gut ist wie in Südafrika, schätze ich es sehr, wenn ich in unsere Projektländer reisen kann, um mir ein Bild vor Ort zu machen. Natürlich gibt es auch hier die „typischen“ Büro-Tage, an denen man vor dem Bildschirm sitzt. An solchen Tagen beschäftige ich mich mit einer Reihe von Aufgaben: Als regionale Programm-Mitarbeiterin unterstehe ich direkt dem Regionalbüroleiter, mit dem ich gemeinsam unsere regionale Projektarbeit gestalte. Daneben bin ich ebenfalls für Projektanträge, Monitoring und das Abfassen von Berichten jeglicher Art zuständig. Das Büro in Johannesburg ist gewissermaßen die Schnittstelle zwischen der Geschäftsstelle in Potsdam und der Region, das heißt, dass in der Regel sämtliche Anfragen der Geschäftsstelle, die unsere Arbeit in Subsahara-Afrika betreffen, zunächst auf unseren Schreibtischen landen.

Was sind die größten Herausforderungen, mit denen du in deiner Arbeit konfrontiert bist?

Eine der Herausforderungen meiner Arbeit habe ich bereits angesprochen. Unsere Dienstreisen führen oft in Länder, in denen die Infrastruktur und Versorgung nicht auf demselben Niveau wie in Deutschland oder Südafrika sind. Auch im Johannesburger Büro läuft allerdings nicht immer alles rund. Vereinzelt kommt es vor, dass der Strom und das Internet oder das Wasser stundenweise ausfallen. Da dies aber nicht allzu häufig der Fall ist, stellt dies für mich kein großes Problem dar. In den anderen Projektländern sind diese Herausforderungen größer, allerdings lernt man mit der Zeit, besser damit umzugehen. Wenn Strom und Internet ausfallen, dann muss man eben wieder zu Papier und Stift greifen. Wie die Südafrikaner so schön sagen: We make a plan!

Die Stiftung für die Freiheit macht sich im Ausland für den Liberalismus stark - Welchen Stand haben liberale Werte in Subsahara- Afrika?

Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit sind die Grundpfeiler unserer liberalen Stiftungsarbeit nicht nur in Südafrika, sondern auch im Rest der Welt. Afrika besteht aus insgesamt 54 Ländern, die sich erheblich voneinander unterscheiden. Aus diesem Grund ist es schwierig, pauschal etwas über den Stand liberaler Werte in der Gesamtregion zu sagen. Man kann jedoch in vielen unserer Projektländer beobachten, wie Regierungen versuchen, demokratische und rechtsstaatliche Prinzipien auszuhöhlen, indem sie beispielsweise die Presse- und Meinungsfreiheit durch drakonische Gesetzgebung oder in manchen Fällen auch Gewaltanwendung untergraben. Umso wichtiger ist es daher für uns, in Kooperation mit unseren Partnern vor Ort derartigen Tendenzen entgegenzuwirken.

Was sind für dich typisch südafrikanische Besonderheiten, die du an deinem Gastland am meisten schätzt?

„Hi, how are you?“ diese simple Frage, meist begleitet von einem freundlichen Lächeln, ist das, was ich an Südafrika am meisten schätze. Unabhängig davon, ob man auf gute Freunde, Kollegen, Passanten auf der Straße oder Angestellte im Einkaufszentrum trifft, man wird stets mit der freundlichen Nachfrage um das eigene Wohlbefinden begrüßt. Die besondere Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Südafrikaner haben es mir vor allem in den ersten Monaten im Land wesentlich leichter gemacht, Südafrika als mein neues Zuhause zu betrachten. Ganz besonders schätze ich die große Vielfalt der Rainbow Nation mit ihrer Vielzahl von Sprachen, Kulturen und Bräuchen. Manch einer mag dies als Herausforderung sehen, aber meiner Ansicht nach steckt gerade darin das besondere Potential Südafrikas. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Südafrikanerinnen und Südafrikaner jeglicher Hautfarbe äußerst positiv und teils sogar begeistert reagieren, wenn man Interesse an ihrer Kultur zeigt.

Eine kleine Anekdote, die mir in diesem Kontext einfällt: Als ich eine Freundin, die sich in den Hochzeitsvorbereitungen befand, zu Hochzeitsgebräuchen in ihrer Zulu-Kultur (eine der am häufigsten praktizierten afrikanischen Kulturen in Südafrika) befragte, lud sie mich kurzerhand zu den anstehenden Brautpreis-Verhandlungen, die einer traditionellen Hochzeit vorangehen, ein. Wenige Tage später stand ich im Haus ihrer Mutter, in Decken gehüllt, wie für Frauen bei dieser Zeremonie üblich, wo sich die gesamte Familie versammelt hatte. Trotz aller sprachlichen und kulturellen Differenzen wurde ich komplett in die Zeremonie integriert und als Teil des Familien- und Freundeskreises akzeptiert. Diese Offenheit und Bereitschaft, andere an der eigenen Kultur teilhaben zu lassen, haben mich gleichzeitig überrascht und gerührt. Zu keiner Zeit während meines nun dreijährigen Aufenthaltes in Südafrika habe ich mich als Ausländerin oder Außenseiterin gefühlt.