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Wasser, Schiene, Straße, Luft

Über Logistik und Mobilität in Berlin

Wie sehen die Berliner Transportwege der Zukunft aus? Darüber wurde auf Einladung der Stiftung für die Freiheit auf einer Schiffsfahrt auf der Spree interessiert diskutiert. 

Auf einem Ausflugsschiff auf der Spree dem Berliner Sonnenuntergang entgegen zu schippern, das kann man doch mal machen. Und wenn es dann noch um das relevante Thema „Logistik und Mobilität in Berlin" geht, umso besser. Das dachten sich auch die über 100 Teilnehmer, die zusammen mit Korinna Stephan vom InnoZ (Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel), Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigtem der Deutschen Bahn für Berlin, Dr. Lutz Kaden, Branchenkoordinator Verkehr der IHK Berlin, Henner Schmidt MdA, Sprecher für Infrastruktur der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus Berlin und Peter Stäblein, Geschäftsführer der Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft mbH (BEHALA) unter der Moderation von Ulli Zelle vom RBB diskutieren wollten. 

Logistik und Mobilität: Bootstour Westhafen Berlin Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Es diskutierten (v.l.n.r.): Korinna Stephan (InnoZ), Henner Schmidt (FDP) [verdeckt], Alexander Kaczmarek (DB), Ulli Zelle (RBB), Dr. Lutz Kaden (IHK) und Peter Stäblein (BEHALA)

© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Der Westhafen heute und morgen

Der Auftakt bot allen Mitfahrenden einen seltenen Einblick hinter die Kulissen des Berliner Westhafens, durch dessen Becken die Schiffsfahrt begann. Herr Stäblein zeigte sich hierbei als hervorragender Guide, der interessante Details schildern konnte. So könne der Westhafen, die größte Warenverteilungsstelle in Berlin, eigentlich als Bahnhof bezeichnet werden, zumal über 99 Prozent der Waren ihren Weg nach Berlin über die Schiene finden. Zwar sind die Transportwege über Wasser weiterhin sehr wichtig, allerdings finden sie in der Berliner Binnenschifffahrt ihre Grenzen in der Höhe der Brücken und Länge der Schleusen. Ob nun zu Wasser oder über die Schiene, die Logistik muss rechnen. Hauptwährungen hierbei sind Euro und TEU, aber vor allem ein günstiges Verhältnis der beiden zueinander. Bei einem TEU (Twenty Foot Equivalent Unit) handelt es sich um einen 20-Fuß-Cotainer, der die Haupttransporteinheit im internationalen Warenverkehr darstellt. Hauptaufgabe der Logistik ist es, diese Container so effizient und günstig wie möglich über den Globus zu transportieren. Hierbei, so Stäblein, sei es „nicht wichtig wie lange die Fracht unterwegs ist, sondern, dass sie ‚just in time‘ (gerade rechtzeitig) ankommt.“

"Bei zunehmendem Versandhandel ist die infrastrukturelle Planung besonders wichtig."

Henner Schmidt FDP Westhafen Berlin Logistik Mobilität
Henner Schmidt

Neue Formen der Mobilität

Nur wie kann man „just in time“, in einer Zeit in der Unternehmen wie Amazon Lieferungen innerhalb der nächsten Stunde versprechen, am effizientesten bewerkstelligen?
„Der Versandhandel hat massiv zugenommen“, so Stephan. Die Hauptherausforderung sei es, die sogenannte „letzte Meile“, den Weg von der zentralen Warenverteilung zum Kunden, effizient zu gestalten. Besonders wichtig sei hierbei die infrastrukturelle Planung, betont Schmidt. Ein Mobilitätsgesetz liege schon auf dem Tisch. Da Berlin mit Platzproblemen kämpfe, sei es sehr wichtig, Logistikflächen, beispielsweise für den Lieferverkehr, in der Stadtplanung zu berücksichtigen. Die Zukunft in diesem Bereich wird spannend. So plane man „vermehrte Investitionen in den Schienenverkehr, um den Anforderungen gerecht zu werden“ so Kaczmarek. Dabei sei es eine große Herausforderung den Ausbau des Güterverkehrs und den Lärmschutz für die Anwohner unter einen Hut zu bringen, so dass eine entsprechende Zusammenarbeit der Politik und der Deutschen Bahn unausweichlich sei. Eine ganz ähnliche Gemengelage haben wir bereits bei unserer diesjährigen Diskussionsveranstaltung zum möglichen Weiterbetrieb des Flughafens Berlin-Tegel „Otto Lilienthal“ (TXL) ausführlich thematisiert. Auch der Westhafen werde laut Stäblein ausgebaut. So sollen bald zusätzliche Plätze für 1.000 TEU geschaffen werden. Es gebe zudem auch viele innovative Ansätze in den Unternehmen, wie Dr. Kaden berichtete. So sollen Packstationen sowie die Lieferung von Paketen in den eigenen PKW-Kofferraum ausgebaut werden. Unter dem Stichwort „Big Data“  würden Unternehmen das Konsumverhalten der Kunden weiter kennenlernen um deren künftige Kaufvorhaben so gut wie möglich im Voraus zu berechnen und dadurch die Lagerung und Verteilung der Waren zu optimieren, so Stephan.       

Wann bringt uns die Drohne das Paket ans Wohnzimmer?

Letztendlich ist klargeworden, dass das Thema „Logistik und Mobilität“ uns als Gesellschaft in Zukunft vor große Herausforderungen stellen wird, denen man innovativ begegnen muss. Dabei bleibt es spannend zu beobachten, was sich die verschiedenen Akteure auf diesem Gebiet einfallen lassen. Nichtsdestotrotz sind die Ausbaumöglichkeiten in einem Ballungszentrum wie Berlin, ob auf der Straße, im Wasser oder auf der Schiene, begrenzt. Die einzige Frage, die noch zu bleiben scheint, ist: „Wann bringt uns die erste Drohne ein Paket ans Wohnzimmerfenster?“ Das „Ob“ scheint dabei unausweichlich.