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US-Demokraten: Ein Parteitag im Cyberspace

Am Montag startete der erster virtuelle Parteitag der US-Demokraten
Erster virtueller Parteitag der US-Demokraten
Erster virtueller Parteitag der US-Demokraten © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Uncredited  

Die Coronavirus-Pandemie hat im Jahr 2020 fast alle Lebensbereiche verändert. Die Parteitage von Demokraten und Republikanern bilden da keine Ausnahme. Der designierte demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden und seine Vizepräsidentschaftskandidatin Senatorin Kamala Harris beginnen den virtuellen Parteitag mit einem leicht zweistelligen Vorsprung vor Präsident Donald Trump und Vizepräsident Mike Pence, während Zehntausende von Delegierten und Reportern nicht in Milwaukee, Wisconsin, sondern im Cyberspace zusammenkommen. Während dem viertägigen Parteitag wird es keine Menschenmassen, keine Delegierten und keinen Jubel in der Menge, wenn Biden am Donnerstag seine Rede, die als Höhepunkt des Parteitags gilt per Livestream halten wird geben. Was bedeutet das neue virtuelle Format für Joe Biden und den Erfolg der Partei?

Hier sind drei wichtige Dinge, auf die in den nächsten vier Tagen zu achten ist.

 

Wird es einen ideologischen Konsens geben?

Bei dem Versuch, ihre Basis zu festigen, muss die Demokratische Partei möglichst viele Wähler von der extremen Linken bis hin zu den republikanischen “Never Trumpers” aus leeren Räumen und über einen Bildschirm ansprechen. Redner von Senator Bernie Sanders, der die Progressiven vertritt, bis hin zum Republikaner John Kasich, dem ehemaligen Gouverneur von Ohio, werden versuchen, dies zu erreichen und so viele Zuschauer wie möglich zu begeistern. Neben den jungen Wählern werden die gemäßigten “Suburban Swing Voters” eine wesentliche Zielgruppe sein. Sie sind besonders entscheidend dafür, dass die Demokraten die Schlüsselstaaten im Mittleren Westen zurückgewinnen. Ob die Demokratische Partei sich von der gemischten Botschaft, die die Partei seit Jahren plagt, zu einem Anti-Trump-Konsens bewegen kann bleibt abzuwarten.

 

Keine Grundsatzrede, kein Breakout Star?

Die Grundsatzrede auf vergangenen Parteitagen hat oft weniger bekannte Politiker ins Rampenlicht gerückt und ihnen innerhalb der Partei mehr Profil verliehen. Als die Demokratische Partei 2004 John Kerry offiziell als Präsidentschaftskandidat nominierte, war es Barack Obamas mitreißende Rede, die die nationale Aufmerksamkeit auf sich zog.  Im Jahr 2008, als Obama an der Reihe war, als demokratischer Präsidentschaftskandidat nominiert zu werden, hielt die ehemalige First Lady und damalige Senatorin Hillary Clinton die Grundsatzrede. Sie war dann 2016 die Kandidatin der Partei. Im Jahr 2016 war es Senatorin Elizabeth Warren, die die Grundsatzrede hielt. Sie war eine der letzten Kandidatinnen im Präsidentschaftsrennen, bevor sie Anfang des Jahres ausschied.

In diesem Jahr werden 17 „Rising Stars“ statt des traditionellen Einzelredners die Hauptrede am Dienstagabend übernehmen. Kann es einen Breakout Star ohne eine Grundsatzrede und ein Stadion voller jubelnder Anhänger geben? Wer wird es sein?

Genug Energie, um die Kampagne anzutreiben?

Kann ein virtueller Kongress die Biden-Harris Kampagne am 3. November über die Ziellinie bringen? Der diesjährige Parteitag der Demokraten ist unangefochten, und das Fehlen einer überfüllten Kongresshalle mit der Möglichkeit eines gewissen „Dramas“ (i.e. Buhrufe aus der Menge, Proteste) könnte die Attraktivität für die Zuschauer einschränken. Und die Aufmerksamkeit der Millenials zu halten, könnte auch eine Herausforderung für die Demokraten sein, wenn man sich die Aufstellung der Redner ansieht, die per Video zugeschaltet werden. Abgesehen von der Kongressabgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez und den Obamas repräsentieren die vorgesehenen Rednerinnen und Redner die „alte Garde“ der Partei und nicht das frische, jugendliche Gesicht, das die Partei eigentlich braucht, um zu gewinnen.