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Stiftung leistet Erdbebenhilfe in Mexiko

Der 19. September – kein Tag wie jeder andere
Birgit Lamm und Francisco Rivas

Birgit Lamm mit Francisco Rivas, Leiter des Observatorio Nacional Ciudadano

© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Das schwere Erdbeben im September hat zu beispeilhaften Hilfsleistungen und Initiativen der Bevölkerung und Zivilgesellschaft geführt, während staatliche Stellen überfordert waren. Der Stiftungspartner Observatorio Nacional Ciudadano hat sein komplettes Büro verloren. Die Stiftung für die Freiheit unterstützt den Partner durch die Übergabe von neun Laptops, damit die wichtige Menschenrechtsarbeit weiter gehen kann.

Der 19. September ist kein Tag wie jeder andere in Mexiko. Am 19. September 1985 kamen in Mexico City bei einem verheerenden Erdbeben tausende von Menschen ums Leben. Bis heute ist dieser Tag deshalb ein Gedenktag und es findet jedes Jahr zum Zeitpunkt des Erdbebens ein Probealarm statt. So auch am 19. September diesen Jahres. Als nur wenige Stunden später schon wieder die Sirenen heulten, dachten viele zunächst, das sei wieder ein Probealarm. Es dauerte eine Schrecksekunde bis klar wurde: das ist ein echter Alarm. So schnell wie möglich versuchte jeder, ins schützende Freie und weg von möglichen fallenden Gebäudeteilen zu kommen. Was im südlichen Stadtteil San Angel, wo das Stiftungsbüro liegt, nur ein Schrecken für die Anwohner und Stiftungsmitarbeiter war, wurde nur einige Kilometer entfernt zur Katastrophe: wie eine diagonale Linie der Verwüstung zogen sich eingestürzte und schwer beschädigte Gebäude entlang einer geologischen Verwerfung durch die Stadt. Allein in der mexikanischen Hauptstadt waren 300 Todesopfer, zahlreiche Verletzte und hunderte von Erdbebengeschädigten zu verzeichnen.

Die sofort einsetzende Hilfsbereitschaft war überwältigend. Die Mexikaner wissen, dass sie sich im Notfall lieber auf sich selbst und ihre Nachbarn als auf staatliche Stellen verlassen. Die Menschen gruben mit bloßen Händen nach Verschütteten und halfen mit dem, was sie beibringen konnten. Da es keine zentral organisierte Versorgung mit Hilfsgütern gibt, gingen die Menschen einkaufen und lieferten ihre Materialspenden bei spontan entstandenen Sammelstellen ab. In den Medien und sozialen Netzwerken wurden „Einkaufslisten“ veröffentlicht mit dem, was benötigt wurde. Auch die Stiftungsmitarbeiter engagierten sich freiwillig und privat an diesen Aktionen mit Spenden. Gemeinsam mit Freiwilligen der nahegelegenen Universität ITAM brachten sie Hilfsgüter in die betroffenen Dörfer am Fuße des  Vulkans Popocatépetl, wo bis dahin noch kein Helfer hingekommen war. Die Dankbarkeit der Betroffenen war überwältigend.

Betroffen war auch ein Stiftungspartner, das  Observatorio  Nacional  Ciudadano (Nationales Bürger-Observatorium), mit dem die Stiftung gemeinsam im Menschenrechtsbereich arbeitet. Das Observatorio hatte seine Büros in der vom Erdbeben stark betroffenen Condesa. Die oberen Stockwerke des Gebäudes stürzten ein und begruben das komplette Büro mit allem Inventar unter sich. Die Menschenrechtsaktivisten konnten nichts mehr aus den Trümmern retten. Wie sollte die wichtige Arbeit weitergehen? Zunächst musste ein neues Büro gefunden und dann neue Büroausstattung erworben werden. Die Stiftung für die Freiheit arbeitet mit dem Observatorio seit mehreren Jahren an der Analyse und Aufarbeitung des Phänomens der „erzwungenen Verschwundenen“, einem der drängendsten Menschenrechtsprobleme Mexikos. Seit dem Jahr 2000 gehen konservative Schätzungen davon aus, dass  im „schmutzigen Krieg“ gegen die Drogenkartelle rund 30.000 Menschen in Mexiko verschwunden sind. Damit diese wichtige Arbeit weitergehen kann, überreichte das Stiftungs-Team  in Mexiko an den Leiter des Observatorio Nacional Ciudadano Francisco Rivas und sein Team  am 18. Dezember neun Computer und einen Drucker.

Birgit Lamm leitet das Regionalbüro Lateinamerika der Stiftung für die Freiheit in Mexiko-Stadt.