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Simbabwe
COVID-19: Eine Zeit zur Selbstreflexion

Eine Perspektive aus Simbabwe zur Coronakrise
Reinigungskräfte deifizieren hier eine Busstation in Harare.
Lockdown in Zimbabwe: Reinigungskräfte desinfizieren eine Busstation in Harare. © picture alliance/Xinhua

Die Freiheit ist ohne Frage die Essenz der Menschheit und unseres Seins. Diese Einsicht ist meiner Ansicht nach die mit Abstand wichtigste, die ich als Folge der „Schließung der Welt“, durch die die Menschheit Corona einzudämmen versucht, gewonnen habe. Dieser Kampf hinterlässt uns in Ketten, in Schmerzen und in Hilflosigkeit.

Wenn diese Entwicklung sich fortsetzt, müsste ich vielleicht damit anfangen, mich mit dem Gedanken einer Welt ohne „Menschen“ auseinanderzusetzen, eine Welt, in der all meine Freiheiten beschnitten und verschwunden sind. Mein Herz lechzt nach der Freiheit, der Freiheit, ein Mensch sein zu können, der Freiheit, mich frei bewegen zu können und der Freiheit, meine Entscheidungen selbstbestimmt treffen zu können. Die Situation, in der ich mich aktuell befinde, erinnert mich an meine Kindheit, an die Zeit des Gukurahundi (wobei mehr als 22.000 Angehörige der Ndebele durch das Mugabe-Regime massakriert wurden), an die Zeit, in der es kriminell war, Ndebele zu sein. Die Bewegungsfreiheit wurde zu einem Vorrecht der privilegierten Stämme. Als Kinder konnten wir unsere Häuser nicht verlassen, um mit anderen Kindern auf dem örtlichen Spielplatz zu spielen. Dieser Spielplatz war ein karges Stück Staub, ohne ein einziges Spielzeug darauf; doch wir waren zufrieden damit und langten nach nur einer einzigen Gelegenheit dort zu spielen. Doch die Gelegenheit ergab sich nie. Der Platz lag zum Greifen nahe und doch unendlich weit weg. Wir waren gezwungen, zu Hause zu verharren, nur für den Fall, dass die fünfte Brigade kommen und sich auf uns stürzen könnte.

Heute hat die Welt ihre Grenzen geschlossen; die Menschen vielerorts haben ihre Häuser geschlossen. Unsere Freiheiten sind weltweit beschränkt worden. Ich bin erneut darauf reduziert worden, wie als kleines Kind zu leben, der Kontrolle der aktuellen Regierung unterstellt zu sein, einer Regierung, die leider autoritär ist. Einer Regierung, deren Absichten nicht nur unvorhersehbar und bösartig, sondern auch von einer furchteinflößenden Leere geprägt sind.

Als junges, in Bulawayo aufgewachsenes Mädchen, war die Außenwelt unnachgiebig und nur mein Elternhaus gab mir Geborgenheit. Meine Sorgen liegen jedoch bei meinen „neuen Eltern“, meiner Regierung, die mir selbst das letzte bisschen Geborgenheit nimmt, welches ich benötige, um meinen Verstand in dieser schwierigen Situation zu bewahren. Meine Regierung hat mich im Stich gelassen; sie hat eine Wirtschaft kreiert, die uns alle zu Bettelknaben macht. Für ebendiese ist es ein wahrer Kampf, Zugang zu Strom und selbst zu fließendem Wasser zum Waschen der Hände zu bekommen, welches wir gerade in Zeiten von COVID-19 doch so bitterlich benötigen.

Wir hungern, während wir auf unsere Freiheit warten, selbst Grundnahrungsmittel sind knapp. Wir müssen Schlange stehen, um an eine Quelle Wasser zu kommen, wir müssen Schlange stehen, um am Versorgungslaster Nahrung zu bekommen. „Social Distancing“ stellt sich für verzweifelte Menschen als ein Ding der Unmöglichkeit heraus. Meine Regierung hat einen 21-Tage-andauernden Lockdown angeordnet, ohne die grundlegendsten Dinge zu garantieren, selbst Trinkwasserzugang wird uns nicht gewährleistet. Wir hören von Toten in den Häusern der Menschen, doch die Regierung behauptet, nur ein einziger Bürger sei am Coronavirus gestorben. Wir wissen, dass dies nicht stimmt und bangen um unser Leben. Unsere Ärzte, die seit einiger Zeit im Bummelstreik waren, haben ihr Werkzeug vollständig niedergelegt. Auch die Krankenschwestern und Pfleger haben sich ihrem Streik angereiht. Ihre Forderung: grundlegende Ausrüstung, um sich und am Coronavirus Erkrankte kümmern zu können, ohne sich anzustecken.

In diesem ganzen Theater wird Besorgnis als unerklärliche Übertreibung einer schrecklichen „Grippe“ bezeichnet; viele der Menschen, mit denen ich rede, haben diese „Grippe“, aber es gibt keine Ärzte oder Pfleger, die sich um sie kümmern. Das öffentliche Gesundheitswesen ist bereits vor Jahren zusammengebrochen und es gibt nicht einmal den kleinsten Hoffnungsschimmer, dass es wiederbelebt werden könnte. Wir sind allein im Kampf gegen diesen unbekannten Riesen und fühlen uns so verletzlich und hoffnungslos. Wir klammern uns an unseren Geliebten fest, um Hoffnung und Geborgenheit zu finden, in Zeiten, in denen wir erschüttert und zerschlagen sind.

Wir befinden uns in diesem Chaos, weil unsere Regierung uns seit Jahren im Stich lässt und es keinen Kraftakt gibt, der im Stande wäre, unser seit Jahren am Boden liegendes Gesundheitssystem zu reparieren. Wir stehen vor den Ruinen eines einst glorifizierten öffentlichen Gesundheitswesens, in einem Land mit nahezu 100 Prozent Arbeitslosigkeit und einer unnachgiebigen und stürmischen Wirtschaft.

In all diesem Schmerz gibt es einen kleinen Trost. Die Welt hat ihre Grenzen geschlossen. Wir sind mit unseren Anführern gemeinsam eingeschlossen. Leider hat meine Regierung auf typische Weise schon damit angefangen in eine hochmoderne Klinik zu investieren, nicht für ihre Bürger, sondern für sich selbst und ihre eigene Gesundheit, da sie nicht in anderen Ländern Zuflucht suchen können. Ich kann nur beten und hoffen, dass dies unseren afrikanischen Anführern eine Lehre sein wird, dass das Land, das sie erschaffen, ein Land sein sollte in dem sie zu Sterben gewillt sind.

Fungisai Sithole
Fungisai Sithole

Englische Version

Covid-19: A time to introspect

Freedom is, without question, the lifeblood of our humanity and our being. This has been my greatest takeaway following the closure of the ‘world’, as humanity grapples to contain the spread of the corona virus. This fight has left us in chains, in pain and helpless. 

If this trend continues, I might have to start entertaining a possibility of a world without ‘humans’, a world where all my freedoms are curtailed and gone. My heart bleeds for my freedom to be, freedom to be a human being, freedom to move and make decisions on my life. The situation I find myself in, reminds me of my childhood, growing up in a time of Gukurahundi (where more than 22 000 Ndebeles were massacred by the Mugabe regime), where it was a crime to be born Ndebele. Freedom of movement was a privilege of the favoured and prestigious tribe. As children, we could not leave our homes and play with other children at the local playground. Our playground was just a bare ground with nothing; yet, we were content to have it and yearned every day for an opportunity to play there. The opportunity never came! It was so near yet so far. We had to stay home safe, just in case the fifth brigade would pounce on us. 

Today the world has closed its boarders; people in most places have closed out their homes. Our freedoms globally have been put under constrain. I have been reduced to a small child, whose life is under complete parentage of the government of the day, sadly an authoritarian government whose intentions are not only unpredictable and malicious but hollow in a manner that scares me. As a young girl, growing in Bulawayo, the world outside was resentful but home gave all the comfort. My worry lies with my ‘new’ parent, my government, which continues to take away even the little comfort I need to keep my sanity in this difficult moment. My government has failed me; it has created an economy that has left us as paupers.  As such, it is a struggle to get the precious liquid -water to wash our hands and fight Covid-19, to get electricity so that we can watch TV and keep ourselves entertained, we have no food to eat as we wait for our freedom, mealie meal-our staple food is in shortage. We have to queue for water at a borehole or community bowser and for mealie meal. Social distancing is proving hard for a desperate man to implement. My government has imposed a 21-day lock down without the necessary measures in place, at the very least of ensuring that we have water supply. We hear of deaths happening in people’s homes yet our government tells us that only one Zimbabwean has succumbed to coronavirus. We know it’s not true and we are worried for our dear lives. Our doctors who have been on go-slow for a very long time have downed tools completely. Our nurses have joined in the strike as well. They are demanding a basic need: protective clothing to handle corona virus related cases. 

In this entire circus, worrying, is an unexplained upsurge of a terrible ‘flu’, many of the people I talk to are down with the ‘flu’ but there are no doctors and nurses to attend to them. The public health system itself collapsed years back and there is no hope for its resuscitation yet. We are on our own to face this giant yet we feel so vulnerable and hopeless. We have to continue to cling to our beloveds for comfort and hope, as we are shattered and bartered.

We are in this mess because our government let us down over the years and there is no somersault that can be done overnight  to mend a battered health care system, a system destroyed by decades of mismanagement and corruption. As such, we only have ruins left, of a once glorified public health care system, in a country with more than 95% unemployment and an unyieldingly tumultuous economy.

In all this pain, there is one good thing. The world has closed its boarders. We are ‘quarantined’ together with our leaders. Sadly and in a typical fashion my government is already investing in a state of the art facility, not for us, but to carter for themselves and their health as they cannot leave for China, Singapore and South Africa among other countries. I can only pray and hope that this will be a lesson to my African leaders that a home they create should be a home they are willing to die in.