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Perspektiven für Nordkorea

Interview mit dem ehemaligen Projektleiter Korea der Stiftung für die Freiheit
Walter Klitz

Walter Klitz gilt als ausgewiesener Experte im Bereich der Konfliktbewältigung und verfügt über eine besondere Expertise zu Nordkorea

© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Walter Klitz, ehemaliger Projektleiter der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Korea, gilt als ausgewiesener Experte im Bereich der Konfliktbewältigung und hat das weitgehend isolierte Nordkorea über zwanzig Mal zu politischen Gesprächen besucht. Während seiner Zeit in Nordkorea konnte er vielfältige Einblicke in das abgeschottete Land gewinnen, die es ihm nun ermöglichen, die aktuelle Politik und die Lage vor Ort aus einer besonderen Perspektive zu beurteilen.

Kürzlich sprach er im Rahmen einiger Veranstaltung über Lösungswege für den Korea-Konflikt und mögliche Entwicklungen im Atomstreit zwischen den USA und Nordkorea. Wir haben die Gelegenheit genutzt, ihn bei diesem Anlass zu diesem brisanten und hochaktuellen Thema zu befragen.

Herr Klitz, was bezweckt die nordkoreanische Führung mit den Atomtests und der wirtschaftlichen wie kulturellen Abschottung nach außen? 

Es geht der Führung vor allem um die politische und wirtschaftliche Autarkie. Die nordkoreanische "Juche-Ideologie", die jegliche Einflussnahme von außen verhindern soll, ist nach ihrem Verständnis einziger Garant für die nordkoreanische Unabhängigkeit. Mit den Atomtests verfolgen die Machthaber zweierlei: erstens die Abschreckung nach Außen und zweitens den Erhalt ihrer Macht durch die Pflege von Feinbildern, hier vor allem gegen die Vereinigten Staaten von Amerika als die "imperialistischste Macht der Welt".

Wie bewerten Sie die aktuelle Positionierung der US-Regierung unter Donald Trump gegenüber Nordkorea?

Die Töne von Donald Trump bei seinem Besuch in Südkorea waren zum Glück etwas moderater als vorhergehende Einlassungen. Offenbar hat ihm irgendjemand gesagt, dass die von ihm gemalten Vernichtungsszenarien nur der innenpolitischen Stärkung des Regimes in Pjöngjang dienen.

Welche Rolle kann denn Europa – und etwa Deutschland im Besonderen – zur Einhegung dieses Gefahren-Szenarios spielen? 

Ich denke, dass Europa sich stärker einbringen könnte, vor allem bei der Entwicklung einer Strategie des Übergangs von der seit Ende des Koreakrieges 1953 geltenden Waffenruhe zu einem dauerhaften Friedensvertrag. In meinen zahlreichen politischen Gesprächen mit politischen Entscheidungsträgern des Landes wurde mir das immer wieder gesagt. Die Europäische Union und Deutschland in besonderer Weise gelten als ehrliche Makler, weil sie keine eigenen Interessen in der Region verfolgen.