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"Noch nie konnten junge Menschen so viel an Lernerfahrungen weitergeben wie heute"

Mentoring-Programm für Erfahrungstransfer zwischen „Digital Natives“ und der Wirtschaft

Werner Bruns ist Altstipendiat der Friedrich Naumann Stiftung und in der Stiftung, sowie auch bei den Freien Demokraten sehr engagiert. Außerdem fungiert er seit einigen Jahren als Auswahlausschussmitglied und Vertrauensdozent. Der promovierte Sozialwissenschaftler leitet innovative Projekte an der RFH Köln. Eines seiner Projekte, das sich jung.digital.innovativ nennt, wurde nun mit der Hochschulperle des Monats Dezember 2017 vom Stifterverband ausgezeichnet.

Herr Bruns, Ihr Mentoring-Programm „jung.digital.innovativ“ wurde durch den Stifterverband mit der Hochschulperle des Monats Dezember ausgezeichnet. Wie genau funktioniert dieses Programm?

Das Reverse-Mentoring-Programm „jung.digital.innovativ“ des Europa-Instituts für Erfahrung und Management (METIS) der RFH ermöglicht einen ganz besonderen Erfahrungstransfer zwischen „Digital Natives“ und der Wirtschaft. Das Institut möchte mit dem Projekt die Unternehmen dafür sensibilisieren, dass die sogenannten „Digital Natives“, eine global geprägte und kreative Generation ist, die bis 2030 die Unternehmenswirklichkeit beherrschen wird. Für das Branding der Unternehmen ist das natürlich heute schon von besonderer Bedeutung. Die Digitalisierung ist ein Stresstest für die Unternehmen, die Disruptionsgeschwindigkeit nimmt zu.

Wozu braucht man Snapchat, was ist ein Algorithmus oder Bitcoins? Was sind angesagte Apps, warum ist Geschwindigkeit heute wichtiger als Vollständigkeit und was ist mit der Datensicherheit? Diese und viele andere Fragen können „Digital Natives“ im Schlaf beantworten. „Digital Natives“, das ist eine Spezies junger Menschen, die „anders“ lernt, konsumiert, denkt und „anders“ arbeitet. Es ist die Generation junger Menschen, denen digitale Technologien vertraut sind, weil sie in diese Welt hineingeboren wurden. Eine Welt, die für Ältere, auch für Führungskräfte, oft nicht vorstellbar ist. Grund genug, einmal die Seiten zu wechseln.

Das Reverse Mentoring als Transfermethode zwischen den Generationen kehrt die Rollen eines traditionellen Mentorings um. Der „Digital Native“ wird demnach zur Mentorin oder zum Mentor für die ältere Generation in Sachen „digitale Zukunftswelt“. Führungskräfte profitieren vom Wissen der Jüngeren. Die „Digital Natives“ sind für das Modellprojekt j.di von METIS in Gymnasien im Raum Köln ausgewählt worden.  

Werner Bruns

Werner Bruns

Sie sind Altstipendiat der Friedrich-Naumann-Stiftung und Vertrauensdozent am Hochschulort Köln. Kam die Idee zu diesem Projekt durch Ihre Arbeit mit den Studenten und Stipendiaten?

Ja, natürlich kommt von hier auch ein großer Teil der Inspiration, vor allem aus den Auswahlausschüssen der FNF und meiner Arbeit als Vertrauensdozent. Ich bin der Stiftung für diese Aufgaben sehr dankbar. Das Netzwerk ist einzigartig, ein für den Liberalismus wichtiger Faktor.

Sind Sie der Meinung, dass in Deutschland die Chancen der Digitalisierung effizient genug genutzt werden?

Nicht in allen Bereichen, aber lassen Sie mich die Frage so beantworten: Wir stehen heute vor zwei großen Herausforderungen, die neue Formen des gegenseitigen Verstehens der Generationen bedingen: die demografische Evolution und die digitale Revolution. Die Gesellschaft wird quantitativ immer älter, qualitativ muss sie jedoch durch die Digitalisierung jung und fit bleiben, um „mithalten“ zu können. Konzentriert auf das, was kommt, was uns in der Zukunft erwartet. Deshalb brauchen wir einen Erfahrungstransfer in beide Richtungen, von der älteren zur jüngeren Generation und umgekehrt. Aber eins ist sicher: Noch nie konnten junge Menschen so viel an Lernerfahrungen weitergeben wie heute, das ist in der Geschichte der Menschheit wohl einzigartig. Wir stehen vor einer Zeitenwende. Heute lernt Sokrates auch von Platon und das wird noch lange so bleiben. Neues und Altes Wissen, auch Erfahrungswissen, müssen in Organisationen zusammenkommen, um die Transformationen aus der Digitalisierung zu bewältigen. Wir müssen uns in Deutschland anstrengen, um die Prozesse der Transformation zu bestehen, das gilt nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für den Staat und die Zivilgesellschaft. 

Wie können von diesem Programm sowohl die Schüler als auch die Wirtschaftsvertreter profitieren?

Einen Teil der Frage habe ich oben bereits beantwortet, für die Schüler ist das ein einzigartiges Erlebnis, es vermittelt ihnen Einblicke in die Unternehmenswirklichkeit. Da sie Personalvorstände von großen Unternehmen schulen, steigert das Projekt enorm ihr Selbstbewusstsein.