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Menschenrechte International
Ukraine – „Liberty Camp“ am Rande der Krim

Das Crimean Tatar Resource Center

The Crimean Tatar Resource Center

© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Heißer Sommerwind wirbelt den Staub der unbefestigten Straßen auf, schwer hängen Trauben und Birnen von den Ästen, kein Ort könnte friedlicher wirken als die Arabat-Nehrung im August. Doch draußen auf dem Asowschen Meer kreuzen russische Kriegsschiffe und der Checkpoint zur russisch okkupierten Krim liegt nur wenige Autominuten entfernt. In einem einfachen Motel, liebevoll betrieben von einer krimtatarischen Familie, sitzen junge Menschen aus verschiedenen Teilen der Ukraine und der Welt zusammen und diskutieren. Es ist das dritte „Liberty Camp“, das das Crimean Tatar Resource Center zusammen mit der Stiftung für die Freiheit und dem Estnischen Institut für Menschenrechte organisiert.

Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind von der Okkupation persönlich betroffen, mussten die
Krim verlassen, Angehörige sitzen in russischen Gefängnissen. Andere gehören zur krimtatarischen Bevölkerungsgruppe der Türkei oder sind junge ukrainische oder internationale Menschenrechtsaktivisten. Die Situation auf der okkupierten Krim steht im Raum: Die militärische Aufrüstung der Halbinsel, die zunehmende Ansiedlung russischer Staatsbürgerinnen und Staatsbürger inklusive großer Wohnungsbauprojekte, die fortwährenden Vorladungen und Durchsuchungen bei Krimtataren und ukrainischen Aktivisten, die Angst, die wachsende Liste politischer Gefangener. Doch diese Situation steht im größeren Kontext des Kampfes um die universellen Menschenrechte. Die jungen Aktivisten erwerben menschenrechtliches Grundlagenwissen, beschäftigen sich mit Widerstands- und Freiheitsbewegungen
des letzten Jahrhunderts wie der US-Bürgerrechtsbewegung, der estnischen Unabhängigkeitsbewegung und der Anti-Apartheid-Bewegung in Südafrika, diskutieren die Übertragbarkeit von Methoden des zivilen Widerstandes und des Bürgeraktivismus. Sie analysieren, auf welchen Pfeilern die Okkupation der Krim ruht und wo öffentliche Aktionen und Kampagnen sinnvoll ansetzen können. In praktischen Workshops entwickeln sie kreative und künstlerische Ideen für die internationale Solidaritätskampagne #LiberateCrimea.

Am 27. Jahrestag der ukrainischen Unabhängigkeit nutzen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre freien Stunden für eine besondere Aktion: Mit ukrainischen und krimtatarischen Fahnen ziehen sie vor die Grenzlinie zum russisch okkupierten Gebiet, gratulieren der Ukraine zum Geburtstag
und fordern die Befreiung der besetzten Halbinsel. Sie alle wissen: Wenn die Zeit im „Liberty Camp“ vorbei ist, fängt die Arbeit erst an.