EN

MENA
Migration and More: Auftakt für digitale Mittelmeerkooperation in Pandemie-Zeiten

Das Rettungsschiff «Eleonore» fährt mit rund 100 Migranten an Bord auf dem Mittelmeer.
Das Rettungsschiff «Eleonore» fährt mit rund 100 Migranten an Bord auf dem Mittelmeer. © picture alliance/dpa | Johannes Filous

In der Debatte um die Zusammenarbeit Europas mit Staaten des Nahen Ostens und Afrikas müssen neben Lösungen für aktuelle Herausforderungen wie Migration, Sicherheit und Tourismus ebenfalls verbindende Elemente, wie die jahrtausendealte gemeinsame Geschichte des Mittelmeerraums und dessen untrennbar miteinander verbundene Gegenwart miteinfließen. Das neue Mittelmeer-Dialogprojekt der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit soll die Debatte in den kommenden Jahren befruchten. Zum Auftakt wurde gemeinsam mit den Regionalbüro für die MENA-Region und dem „Casa Árabe“, dem offiziellen spanischen Institut für Verbindungen in die arabische Welt, ein Online-Tag, die „Euro-MENA-Show“, veranstaltet.

Für die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit geht es, ausgehend von migrationspolitischen Herausforderungen, darum, den Mittelmeerraum durch liberale Dialog- und Bildungsmaßnahmen als Chancenregion in den Fokus zu rücken und so Wachstum, Beschäftigung und gesellschaftspolitischen Fortschritt auf allen Seiten des „Mare Nostrum“ zu fördern. Während die Covid-19-Krise alle Länder in der Region vor große Herausforderungen stellt, bieten sich auch Chancen der Neujustierung des Austausches. Das Thema „Ausweitung von Lieferketten“ ist eine davon, da die Abhängigkeit von einem oder wenigen Zulieferern im Fernen Osten den strategischen Interessen Europas schadet. Hier bieten sich gerade für die demokratisch verfassten, stabilen Staaten im Mittelmeerraum große Chancen, für Industrieansiedlungen in der europäischen Nachbarschaft zu werben. Ein weiteres strategisches Arbeitsfeld ist das Thema „Energiekooperation“. Sauberer Wasserstoff aus der Wüste ist hier das Stichwort. Wichtig dabei ist aus liberaler Sicht jedoch, die gemeinsame Zukunft miteinander auf Augenhöhe zu entwickeln – auf politischer Ebene, aber auch in den Management-Etagen der Privatwirtschaft.  

Unabdingbar für eine nachhaltige Wachstumsperspektive ist, die Stabilitätsorientierung von Investoren zu beachten. So wirken sich unmittelbar am Mittelmeer abspielende Konflikte wie in Libyen oder Syrien, aber auch vermeintlich entfernte Brandherde wie in Mali eher abschreckend auf nachhaltige wirtschaftliche Aktivitäten aus. Diese Zusammenhänge unterstrich auch Ángel Losada, EU-Sonderbeauftragter für die Sahel-Zone, in einem Gespräch im Rahmen der Euro-MENA-Show. Die stellvertretende Vorsitzende der Friedrich-Naumann-Stiftung und ehemalige Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger berichtete derweil von ihren selbst auf Lesbos gemachten Erfahrungen mit den unhaltbaren Zuständen der Flüchtlingslager dort und appellierte an die europäische Solidarität.

Ein wichtiges Thema rund ums Mittelmeer ist auch der Tourismus: Chérifa Lakhoua, Präsidentin der International Association of Hospitality and Tourism und Manuel Butler Halter, Exekutivdirektor der Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen, stimmten darüber ein, dass es in Covid-19-Zeiten nun darauf ankommt, den heimischen Tourismus zu stärken. Für viele Anrainerstaaten des Mittelmeers ist der Tourismus ein bedeutender Wirtschaftszweig, Nord- und Südanrainerstaaten sitzen hier in einem Boot.

Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und Casa Árabe als Anbieter politischer Bildungs- und Dialogmaßnahmen sind überzeugt davon, dass die Corona-Pandemie neue Formate erfordert, „Edutainment“ an Bedeutung gewinnen wird, um politische Inhalte zielgruppengerecht aufzubereiten und zu vermitteln. Dazu gehörte bspw. eine Kochshow zur Startup-Nation Israel, u.a. mit Hemdat Sagi, Strategiechefin des Volkswagen Innovation Hubs in Tel Aviv. Kulturelle Elemente zu Malerei, Film, Food, Ballett, Theater und Literatur rundeten die ganztägige Veranstaltung ab.

David Henneberger ist Projektleiter des Mittelmeerdialogs der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit mit Sitz in Madrid.

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Inhalt ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

Euro MENA Show © Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit