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Klimaschutz
Effizienter Klimaschutz sieht anders aus

Bezahlbarer, effizienter Klimaschutz statt Vorschriftendschungel für den Gebäudesektor

Im deutschen Gebäudebestand gibt es viele Klimasünder: Fast ein Drittel der deutschen CO2-Emissionen entsteht im Gebäudesektor durch nicht ausreichend gedämmte Wohnungen und einen hohen Energieverbrauch. Anstatt Innovationen und notwendige Sanierungen im Gebäudebereich anzuregen, findet sich in Deutschland ein Vorschriftendschungel im Bereich der Energieeffizienz. Der Wohnungsbau wird dadurch immer teurer und auch die Emissionen steigen im Gebäudesektor weiter an. Bezahlbarer und effizienter Klimaschutz sieht anders aus.

Im deutschen Gebäudesektor werden rund 40 Prozent der Endenergie verbraucht. Zur Erzeugung von Strom und Wärme werden dort größtenteils fossile Brennstoffe eingesetzt. Ungefähr die Hälfte der Haushalte verwendet Erdgas, um den Wärmebedarf zu decken – 24 Prozent nutzen Heizöl. Das Einsparen von Energie und die damit verbundene bessere Energieeffizienz können im Gebäudesektor massiv zum Klimaschutz beitragen. Geht beim Heizen viel Wärme durch schlecht isolierte Fenster verloren, ist die Energieeffizienz niedrig. Deren Steigerung verringert den Verbrauch an Energieträgern und mindert so auch die CO2-Emissionen. Zudem führt ein verminderter Energieverbrauch zur Schonung von Ressourcen und zu einer geringeren Importabhängigkeit. Jede eingesparte Kilowattstunde Strom verursacht keine Kosten, verbraucht keine Ressourcen und stößt kein CO2 aus.

Dämmevorschriften

Der Großteil des deutschen Gebäudebestands ist jedoch alt und entspricht damit nicht den baulichen Vorgaben, die zur Reduzierung des Energieverbrauchs beitragen. Aktuelle Ziele der Bundesregierung sind, den Heizenergieverbrauch von Gebäuden bis 2020 um 20 Prozent und den Primärenergieverbrauch bis 2050 um 80 Prozent zum Referenzjahr 1990 zu verringern sowie einen beinahe klimaneutralen Gebäudebestand zu erzielen. Laut Klimaschutzplan dürfen im Gebäudesektor maximal 72 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen werden.

Um diese Ziele zu erreichen, sind Maßnahmen zur energetischen Gebäudesanierung oder der Heizungstausch wichtig. Der Energieträger- oder Heizsystemwechsel kann zum Beispiel bei einem Einfamilienhaus eine CO2-Reduktion von mehr als 40 Prozent erzielen. Anstatt solche Maßnahmen anzuregen, findet sich Deutschland hingegen ein undurchschaubares Regulierungsdickicht im Bereich der Energieeffizienz. Aktuell gibt es sehr viele Förderprogramme, Energieverbrauchstandards und Audits, die Energieeffizienz fördern und den Energieverbrauch reduzieren sollen. Über schärfere Standards, neue Energiesteuern und handelbare Energiesparquoten wird bereits nachgedacht.

Die Energiewende wird so durch unwirtschaftliche Energieeffizienzvorgaben teurer. Private Haushalte und Unternehmen sollten sich jedoch stets für die kostengünstigste Einsparung von Treibhausgasemissionen entscheiden können. Durch die Energieeinsparverordnung (EnEV) wird beispielsweise das Bauen teurer und Mieten steigen weiter an – für häufig zu wenig Effekt beim Klimaschutz. Berechnungen für die EnEV 2016 zeigen, dass deren Einführung zu einem massiven Baukostenanstieg geführt hat. So sind laut Branchenrechnung die Kosten für Neubauten in Deutschland durch die EnEV 2016 um acht Prozent gestiegen, gleichzeitig konnten die CO2-Emmissionen jedoch nur um 0,02 Prozent gesenkt werden.

Baukosten

Die Sinnhaftigkeit bestehender Regelungen im Bereich der energetischen Gebäudesanierung muss grundsätzlich kritisch überprüft werden. Die geplante Neukonzipierung und Zusammenlegung der Vorgaben von EnEV, EnEG und EEWärmeGG zum GebäudeEnergieGesetz (GEG) war eine Kernforderung der Baukostensenkungskommission. Eine strukturelle Neukonzipierung der unübersichtlichen Gesetzeslage ist zu begrüßen. Diese ist aber nur dann sinnvoll, wenn es zu keinen weiteren Verschärfungen kommt und eine Einschränkung der bestehenden Regelungsflut erreicht wird. Gleichzeitig müssen Bilanzierungsmodelle auf Quartiersebene angestrebt werden, um sich von den bestehenden ineffizienten Einzelfallbetrachtungen zu lösen. Energiespar-Standards dürfen den Wohnungsbau nicht bremsen. Wohnungen müssen weiter bezahlbar bleiben.

Um den Emissionen im Gebäudebereich den dringend benötigten CO2-Preis zu geben, ist eine Ausweitung des europäischen Emissionshandels auf diesen Sektor notwendig. Die Einbeziehung weiterer Sektoren ist laut der Emissionshandelsrichtlinie möglich. Um beim Klimaschutz voranzugehen, kann Deutschland diese Ausweitung zunächst auch nur national vornehmen. Wichtig ist, dass das Verursachen von CO2 einen Preis erhält und so Emissionen gesenkt werden. Redundante, teure und unübersichtliche Einzelregulierungen nützen dem Klima jedoch wenig.