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Eine Kolumne von Karl-Heinz Paqué

#JetztMutMachen
Corona: Hoffnung – und ihre Folgen

Die Rate der neuen Infektionen mit dem Corona-Virus geht deutlich zurück. Zu früh zum Aufatmen, aber Zeit zum Pläne schmieden.
Karl-Heinz Paqué

Karl-Heinz Paqué

Eigentlich sind Zahlen langweilig. Manchmal aber auch nicht. So in der gegenwärtigen Corona-Pandemie. Unser Vorstandsvorsitzender Professor Paqué präsentiert einige davon. Und er erklärt, warum sie wichtig sind.

Zahlen sind unbestechlich. So auch die Statistiken, die das Robert-Koch-Institut (RKI) zu den Neuinfektionen mit dem Covid-19-Virus publiziert. Zugegeben, sie kommen eher verzögert an. Und sie sind natürlich auch das Ergebnis von Tests, die nicht unbegrenzt verfügbar sind. Aber im Trend sind sie doch aussagekräftig.

Was zeigen sie? Seit der Verhängung der Ausgangsbeschränkungen ergibt sich in absoluten Zahlen und in Wachstumsraten folgendes Bild:

19. - 22. März:     + 7.611 Fälle      +20,3 %
22. - 25. März:     +12.944 Fälle     +19,2 %
25. - 28. März:     +17.028 Fälle     +15.5 %
28. - 31. März:     +13.334 Fälle     +8,4 %

Das Lagebild ist klar: Die Zahl der absoluten Neuinfektionen erreichte zwischen dem 25. und dem 28. März ihren Höhepunkt und ist seither deutlich gefallen. Die relative Steigerung hat kontinuierlich abgenommen – zu Beginn der Maßnahmen zögerlich, in den letzten Tagen sehr deutlich. Dieses Lagebild bestätigt sich übrigens auch, wenn man es auf einer täglichen Basis berechnet, dann natürlich mit den üblichen eher zufälligen Schwankungen einschließlich der leider häufigen Verspätung von Meldungen der Gesundheitsämter.

Das Bild lässt drei wichtige Schlüsse zu:

  1. Die Maßnahmen wirken. Das gibt Hoffnung, in den nächsten zwei bis drei Wochen zu einem Punkt zu gelangen, bei dem berechtigte Aussicht besteht, die erste große unkontrollierte Infektionswelle besiegt zu haben. Ein wichtiges Zwischenziel wäre dann erreicht.
  2. Um dieses überaus wichtige Zwischenziel wirklich erreichen zu können, braucht es die konsequente Beibehaltung der Maßnahmen bis einschließlich des Wochenendes vom 19. April. Frühere Lockerungen vor, während oder kurz nach Ostern wären höchst fahrlässig und müssen unterbleiben.
  3. Der Trend der Zahlen spricht allerdings derzeit dafür, dass ab dem 20. April eine gewisse Normalisierung des Lebens in Deutschland möglich sein könnte. Jedenfalls muss man sich auf diesen Fall einstellen, und zwar möglichst schon ab jetzt, denn es wird wichtig sein, am Tag X die nötigen Vorbereitungen getroffen zu haben.

Mit diesem Bild im Hintergrund muss die fachliche und politische Diskussion darüber, wie die Welt ab dem 20. April in Deutschland aussehen sollte, schon heute beginnen. Dies hat überhaupt nichts mit voreiligem Handeln, wohl aber mit vorausschauender Planung zu tun. Mehr Tests und mehr Masken, neue Gestaltung von Arbeitsplätzen mit größeren räumlichen Distanzen und mehr Einsatz von digitalen Tools, Abstandsregeln in Biergärten, Cafés und Restaurants (falls wieder geöffnet), neue Regeln für Kitas, Schulen und Universitäten etc., etc. Und natürlich Notfallpläne, falls neue Hotspots des Ausbruches der Pandemie entstehen, wo auch immer im Land.

Ein riesiges Menü der Arbeit für Virologen, Politiker, Verwaltungsbeamte, Unternehmer und Manager. Los geht's. Und wohlgemerkt: Sollte es alles anders kommen und die Ausgangsbeschränkungen verlängert werden müssen, bleiben die Pläne eben ein paar Tage oder Wochen in der Schublade. Ihre Zeit wird kommen.