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Jahrestag
Der 9. November - Tag deutscher Geschichte

Eine Auswahl: 1918, 1923, 1938, 1989
Weiße Rosen liegen zum Jahrestag der Reichspogromnacht auf der Gedenkplatte mit den Namen der im Dritten Reich aus Bielefeld deportierten Jüdinnen und Juden
Weiße Rosen liegen zum Jahrestag der Reichspogromnacht auf der Gedenkplatte mit den Namen der im Dritten Reich aus Bielefeld deportierten Jüdinnen und Juden. © picture alliance / Robert B. Fishman | Robert B. Fishman

Zufall oder nicht: Der 9. November spielt in der jüngeren deutschen Geschichte eine besondere Rolle. Das 20. Jahrhundert wurde von Geschehnissen an diesem Tag geprägt. so in den Jahren 1918, 1923, 1938 und 1989. Verbunden damit sind sehr unterschiedliche, ja gegensätzliche  Emotionen: Stolz, Trauer, Scham und Freude – mit keinem Tag kann man die verschlungene Wege Deutschlands im 20. Jahrhundert besser veranschaulichen als mit dem 9. November.

9. November 1918

Der Reichskanzler Max von Baden verkündet die Abdankung des Kaisers. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg muss Kaiser Wilhelm II. den Thron verlassen und ins Exil gehen. Mit den Amtsgeschäften wird Friedrich Ebert betraut. Die Ausrufung der Republik in Deutschland geschah an diesem 9. November gleich zweimal: Gegen 14 Uhr ruft der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann die „deutsche Republik“ vom Reichstagsgebäude aus. Zwei Stunden später verkündet Karl Liebknecht vom Berliner Stadtschloss aus die „deutsche Räterepublik". Wirkmächtig war jedoch nur die Proklamation Scheidemanns und damit ein wichtiger Schritt Deutschlands auf dem Weg von einer Monarchie zu einer parlamentarisch-demokratischen Republik mit einer liberalen Verfassung.

9. November 1923

Fünf Jahre nach der „Novemberrevolution“ versuchte der Provinzpolitiker Adolf Hitler erstmals, die liberale Demokratie von Weimar zu beseitigen. Wie ein südamerikanischer Caudillo putschte er gegen die Regierungen in München und Berlin, letztere übrigens geführt von dem liberalen Kanzler Gustav Stresemann. Obwohl der dilettantische Putschversuch schon im Ansatz scheiterte, wurde er von den Nationalsozialisten „verklärt“ und nach ihrer „Machtergreifung“ zu einem aufwendig inszenierten Gedenktag.

9. November 1938

Im ganzen, seit Hitlers Machtbeginn 1933 unter der NSDAP-Herrschaft stehenden, Deutschen Reich kommt es in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 zu  organisierten Übergriffen auf Juden, ihre Wohnungen und Geschäfte, sowie jüdische Einrichtungen und Institutionen. Über tausend Synagogen werden im ganzen Land in Brand gesteckt. Polizei und Feuerwehr haben die Weisung, nur nichtjüdisches Eigentum zu schützen. Diese Novemberpogrome markieren den Übergang von der Diskriminierung und Ausgrenzung der deutschen Juden zur systematischen Verfolgung, die nur wenig später in den Holocaust mündet.

9. November 1989

Nachdem Hans-Dietrich Genscher bereits im September 1989 den in die deutsche Botschaft in Prag geflüchteten DDR-Bürgern die Ausreise verkündet hatte, hoben sich am 9. November 1989 die Schranken auch für alle anderen und die Bürger genossen nun volle Freizügigkeit und Reisefreiheit. Die innerdeutschen Grenzen waren offen! Genscher, der am 9. November zusammen mit Bundeskanzler Helmut Kohl in Warschau gewesen war, verkündete einen Tag später vor dem Schöneberger Rathaus in Berlin. "Deutsche sind dabei, wenn es um die Freiheit geht".

Der 9. November - ein Tag so divers wie die deutsche Geschichte selbst.

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