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Internationale Beziehungen
Deutsche, Französin, Europäerin!

Ein Plädoyer für ein Europa des Miteinanders
Abgeordnete der deutsch-französischen Parlamentarischen Versammlung
Abgeordnete der deutsch-französischen Parlamentarischen Versammlung © FNF

Ich bin Frankreich neben einigen beruflichen Stationen in meinem Leben auch privat schon lange eng verbunden. Seit 20 Jahren bin ich mit meinem Mann, einem Franzosen, verheiratet, meine Kinder wachsen zweisprachig auf. Vor Kurzem habe ich dieser Verbundenheit endlich auch offiziell Ausdruck verliehen – ergänzend habe ich zu meiner deutschen Staatsbürgerschaft, die französische Staatsbürgerschaft beantragt. Jahrelang stellte sich mir die Frage überhaupt nicht. Warum auch? Als Deutsche und EU-Bürgerin genieße ich viele Rechte, konnte mal in Deutschland, mal in Frankreich leben und arbeiten. 

In Zeiten von Brexit, Protektionismus und aggressivem Nationalismus gerät dieses Selbstverständnis jedoch ins Wanken. Sollte ich mich in einer späteren Lebensphase mit meinem Mann in Frankreich niederlassen wollen, möchte ich auch dort als Staatsbürgerin aktiv und eigenverantwortlich am Gemeinwesen teilnehmen und dieses mitgestalten können. Deshalb jetzt mein Entschluss, auch die französische Staatsbürgerschaft anzustreben – für gleiche Rechte und Pflichten.

Engere Zusammenarbeit auf legislativer Ebene

Bei uns wird deutsch-französisches Miteinander gelebt, wie es zahlreiche Franzosen und Deutsche jeden Tag tun. Die Politik hält aber leider, wie so oft, mit der gesellschaftlichen Entwicklung nicht Schritt. Bis heute hat die Bundesregierung nicht auf die umfangreichen Reformvorschläge des französischen Präsidenten Macron für die EU reagiert und keine eigenen Entwürfe vorgebracht. 

Hier liegt das Potenzial der eingesetzten Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung, die Ende März zum ersten Mal in Paris getagt hat. 56 Jahre nach der Unterzeichnung des Elysée-Vertrages wird nun auch die Legislative der beiden Länder künftig enger zusammen arbeiten und die freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Parlamenten zu einer Arbeitsbeziehung ausbauen. Ein regelmäßiger Austausch ist die Grundlage jeder vertrauensvollen Kooperation. Dass die deutsch-französische Verständigung nicht für die Wirren des Tages, sondern für die Dauer und für Europa bestimmt ist, bemerkte schon Konrad Adenauer. Von den regelmäßigen Sitzungen der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung können die entscheidenden Impulse für eine engere Zusammenarbeit nicht nur auf bilateraler, sondern auch auf europäischer Ebene ausgehen. Ein besseres Verständnis für die parlamentarischen Arbeitsweisen des Nachbarstaates kann außerdem auch helfen, eine deutsch-französische und europäische Öffentlichkeit zu schaffen.

Institutionelle Reformen für mehr Transparenz und Effizienz

Ich bin stolz darauf als Mitglied von sechs entsandten Mitgliedern der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag für die Deutsch-Französische Parlamentarische Versammlung ernannt worden zu sein. Bewegend und motivierend war der Tag der gemeinsamen ersten Sitzung am 25. März 2019. Und es sind dort schon viele Ideen für gemeinsame Kooperationsprojekte mit den französischen Kollegen entstanden. 

Wir als Freie Demokraten sind überzeugte Europäer. Den Europawahlkampf hat die Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa gemeinsam mit Präsident Emanuel Macron bestritten. Zusammen setzen wir uns für ein starkes und wirtschaftlich prosperierendes Europa ein. Institutionelle Reformen sind daher notwendig, um mehr Transparenz und Effizienz in der EU zu schaffen. 

Wer in Freiheit leben möchte, muss auch Verantwortung übernehmen. Wenn wir Europäer gemeinsam unsere Werte verteidigen, wird Europa auch in Zukunft der Ort sein, der allen Bürgern Freiheit, Frieden und Wohlstand bietet.

Sandra Weeser ist seit 2017 Mitglied des Deutschen Bundestages. Sie ist Obfrau im Ausschuss für Wirtschaft und Energie und stellvertretendes Mitglied im Auswärtigen Ausschuss. Sie ist Mitglied der Deutsch-Französischen Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag und gehört seit 2019 der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung an.