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Innovation
Die Kraft der Start-ups

Innovative Vordenker treffen sich beim Global Innovation Hub in Hong Kong
Start-ups Hong Kong

Die Digital Changemakers auf dem Weg zum Seminar.

© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Eine Veränderung bewirken. Darum ging es bei den ChangeMakern 2019, einer Delegation von Start-up-Gründern, innovativen Vordenkern und Vertretern der Friedrich-Naumann-Stiftung, die sich über neueste Entwicklungen auf dem globalen Markt austauschen. Agieren statt reagieren, Trends setzen anstatt auf Trends aufzuspringen – das war das Bestreben der 20 Digital ChangeMakern, die in Hong Kong auf Einladung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit zusammengekommen sind. 

Die Metropole war der perfekte Versammlungsort für die Gründer und ihre zukunftsweisenden Visionen. Unter dem Überbegriff »The Power of StartUps« gingen die Teilnehmer mehrere Tage lang den Wegen des Erfolgs auf den Grund. Wie setze ich in der heutigen Zeit eine gute Idee möglichst schnell um? Das war nur einer der Kernpunkte, dem sich die ChangeMaker mit Enthusiasmus widmeten.
„Wir haben uns bewusst dafür entschieden, das Seminar in Hong Kong auszurichten. Es ist der perfekte Ort, um zu zeigen, wie innovative Start-up-Unternehmen arbeiten“, erklärte Bettina Solinger von der International Academy for Leadership der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.
Die Voraussetzungen in der flirrenden Weltstadt sind ideal: Es gibt dort das zweitschnellste Internet der Welt. Hanson Robotic, Hersteller des Roboters Sophia, oder TNG Wallet, ein Fin-Tech-Unternehmen, sind nur zwei der über 2.800 Start-ups der Metropole, 2014 waren es hingegen noch 998 Start-ups – ein rasanter Fortschritt innerhalb kürzester Zeit. Das liegt zum Teil auch an der stabilen Finanzlage in Hong Kong.

Sieben der über 2.800 Start-ups sind Unicorns, Unternehmen, die über eine Milliarde US-Dollar wert sind. Hong Kong ist in dieser Szene absoluter Vorreiter und auch Innovationsmotor: Die Metropole hat das am fünfschnellsten wachsende Start-up Ökosystem – mit einem Wert von über 15 Milliarden US-Dollar (2018). 2017 hatte Hong Kong den wettbewerbsfähigsten Financial und Business Hub der Welt. Die Szene floriert und wächst – nicht zuletzt durch die Diversität in der Stadt. Dies zeichnet auch die Szene aus: 45 Prozent der Enterpreneure sind Frauen, 65 Prozent der Gründer sind Hong Konger, die restlichen 35 Prozent kommen aus dem Ausland. Zudem ist die Gründerszene sehr jung. Die größte Gruppe der Gründer stellen die 25- bis 34-Jährigen. Gefolgt von den 35- bis 34-Jährigen. Absoluter Spitzenreiter im Start-up-Sektor ist eCommerce mit 22 Prozent, gefolgt von FinTech und Software mit zwölf Prozent. Den dritten Platz nimmt Advertising mit elf Prozent ein. 

Aufgrund dieser lebendigen Szene ist auch der Global Innovation Hub in Hong Kong ansässig. „In Hong Kong treffen sich alle, die etwas zu den Themen Tech, Trends und Innovationen zu sagen haben - ein großartiger Standort für uns“, meinte Armin Reinartz, Leiter des GIHub.

So besuchten die Teilnehmer vor Ort den Co-Working-Space Tencent und trafen sich dort mit der Firma Agorize, um sich mit den Personen zu vernetzen und einen Einblick in andere Arbeitsweisen zu bekommen. Gebündelte, übergreifende Kreativität als Vorlage für eigene Unternehmensmodelle. 
„Agorize ist das Thema Hackathons angegangen. Das Unternehmen hat in einer Studie herausgefunden, dass es viele Unzulänglichkeiten gibt“, berichtete Frank Hoffmann aus dem Regionalbüro Südasien der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Bei Hackathons (Wortschöpfung aus “Hack“ und „Marathon“) handelt es sich um eine spezielle Veranstaltung zur Hardware-Entwicklung, bei der im günstigsten Fall in kurzer Zeit kreative, neue Lösungen und Ideen geboren werden. 
Doch die Symbiose von Know-how im IT-Bereich habe in der bisherigen Form einige Nachteile: So seien Hackathons laut Agorize viel zu kurz und zudem nicht sehr divers. „Die von Agorize gemanagten Hackathons arbeiten hingegen mit heterogenen Teams über einen längeren Zeitraum und bekommen so bessere Ergebnisse, wurde uns erklärt“, sagte Denis Suarsana von der Bundesvereinigung deutscher Arbeitgeberverbände, der zu den ChangeMakern beim Hong Kong - Kongress zählte.

Insgesamt bekam die Gruppe durch die Co-Working-Büros einen Einblick in eine dynamische Arbeitskultur. Und die gehört ebenso zur Metropole, wie die internationale Community. Denn: Hong Kong vereint West und Ost: Firmengründung ist einfach, die Menschen sind sehr digital unterwegs und die Stadt ist auch von der Infrastruktur her gut angebunden und vernetzt. 
„Netzwerken muss gelebt werden. Mir nützt das beste Netzwerk nichts, wenn ich es nicht nutze“, erläuterte Organisatorin Bettina Solinger. Daher sei es wichtig, dass sich die Teilnehmer auch untereinander austauschen, denn auch die Auswahl der verschiedenen Personen beim Kongress war darauf ausgerichtet, voneinander zu lernen. „So haben wir bereits ein kleines Netzwerk von Personen geschaffen, die sich hier zusammengesetzt haben, um Lösungen für drei Probleme zu erarbeiten“, beschreibt Moderatorin Marike Groenewald ein Projektziel.

Nicht nur der Frage, wie man ein Netzwerk aufbaut, ging eine Gruppe nach. Auch wie Innovationen und innovatives Denken in verschiedenen Kulturen und Strukturen zur Geltung kommen können sowie das Aufspüren von neuen Trends waren Aufgabenbereiche, denen sich die verschiedenen Teams widmeten. 

In einem Pitch, also einer möglichst prägnanten Präsentation für Start-ups, stellten die Teilnehmer schließlich ihre Ideen vor. Die erste Gruppe erklärte, welche Denkweisen in einem Unternehmen wichtig sind, um Innovationen möglich zu machen. „Aus Fehlern kann man lernen. Einen Fehler zu machen ist nicht gleich Versagen“, nannte Entrepeneurin Leticia Jauregui aus Mexiko einen zentralen Aspekt. Dies setzt voraus, eine gewisse Toleranz im Unternehmen herbeizuführen, die Experimente fördert. Zu guter Letzt müsse ein Unternehmen unbedingt Ziele festsetzen, um zu einem Ergebnis zu kommen.

Die zweite Gruppe präsentierte eine neuartige, kreative Lösung für den Aufbau und die Nutzung eines Netzwerkes. „Wir haben uns für eine Website entschieden, bei der sich Personen registrieren können und sich dort auch vernetzen können mit ihren Möglichkeiten“, betonte Start-up-Entrepeneur Ousamma Benhmida aus Marokko. Zusätzlich würde die Website mit einer Facebook-Gruppe verbunden, um auf diese Weise den direkten Austausch zu ermöglichen.

Ebenfalls spannend war das Thema des dritten Teams, das sich mit dem Aufspüren von Trends auseinandersetzte. Die Gruppe stellte eine Methode vor, um internationale Trends aufzuspüren und zu filtern – um dann auf den Zug aufzuspringen und Projekte zu diesen Themen zu entwickeln. „Nicht alle Themen sind gleich wichtig für uns, aber mit unserer Filtermethode können wir uns vier bis fünf Trends pro Jahr aussuchen und bearbeiten“, beschrieb Jennifer Miksch, Direktorin HR und Projekt Managerin des Cyber Innovation Hub der Bundeswehr, den von ihnen erarbeiteten Prozess.

„Nicht nur, dass wir als Think Tank der Friedrich-Naumann-Stiftung drei Lösungen für drei Probleme geliefert haben. Wir konnten hier auch großartige Netzwerke aufbauen, um auch weiterhin an Projekten für die Freiheit zu arbeiten“, resümierte Marike Groenewald.