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Geburtstag
Jürgen Morlok wird 75 Jahre alt – Kuratorium und Vorstand gratulieren

Morlok
© photothek.de / anne preussel 

Seit über 39 Jahren ist Prof. Dr. Jürgen Morlok Mitglied des Kuratoriums der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Das ist nach Walter Rasch Platz zwei in der „ewigen Rangliste der Kuratoren“ unserer Stiftung. Obendrein aber steht er seit 24 Jahren an der Spitze der Kuratoren und hat hier die unangefochtene Spitzenstellung – die nächst längste Amtszeit als Vorsitzender des Kuratoriums in dieser Funktion betrug gerade einmal 11 Jahre. Was eine solche Kontinuität in Zeiten immer rascheren Wandels bedeutet, zeigt sich daran, dass der Kurator Jürgen Morlok sechsmal den Vorsitz des Vorstandes und viermal die Geschäftsführung unserer Stiftung hat wechseln sehen. Zweifellos stellt er selbst einen gewichtigen Teil ihrer Geschichte dar. Jürgen Morlok hat die Stiftung geprägt und sie ist ohne ihn schwer vorstellbar.

Aus Anlass seines 75. Geburtstags hat Jürgen Morlok sich entschieden Vorsitz und Sitz im Kuratorium aufzugegeben. Mit der ihm eigenen Souveränität und Gelassenheit hat er diesen Schritt vollzogen. Kuratorium und Vorstand nehmen seinen 75. Geburtstag zum Anlass zusammen mit der gesamten Stiftung auf seine politische Vita zurückblicken und ihm für sein großartiges Engagement für unsere Stiftung Dank und Anerkennung abzustatten.

Im Depositum Jürgen Morlok, das sich in unserem Gummersbacher Archiv des Liberalismus befindet, sind einige schöne Trouvaillen zu entdecken, die auf seine politische Karriere ein bezeichnendes, manchmal auch überraschendes Licht werfen. Den Titel „Benjamin der Freien Demokraten“ – so die Badischen Neuesten Nachrichten 1972 - hat er sich dabei reichlich verdient; häufig war Jürgen Morlok einer der jüngsten, der dieses Amt oder jene Funktion erreichte, angefangen mit seinem Eintritt in die FDP noch als Schüler oder später mit der Wahl in den Landtag. Übrigens hat Jürgen Morlok nie verhehlt, dass seine politische Sozialisation bei den Jungdemokraten erfolgte, deren zum Teil schon vor 1982 „radikaldemokratischen“ Kurs er zwar nicht unbedingt teilte, deren Wirken und „Sauerteig-Rolle“ für die FDP er aber bis zu ihrer Abspaltung durchaus anerkannte. Sein dortiges Engagement kann man in der Festschrift aus dem Vorjahr zum 100jährigen Bestehen der Jungdemokraten nochmals sehr anschaulich nachlesen.

Eine studiumsbedingte Ummeldung zur (West-)Berliner FDP blieb Episode. Berlin wurde niemals zur politischen Heimat von Jürgen Morlok, dies war und blieb Baden-Württemberg. Dass er nicht nur im heimischen Karlsruhe, sondern auch in Stuttgart reüssierte, hat womöglich damit zu tun, dass Jürgen Morlok zwar 1945 in Baden geboren wurde, die Eltern aber aus Württemberg stammten und er mit der dortigen Tradition der „Graswurzel-Demokratie“ vertraut war. So konnte er sowohl in Karlsruhe erfolgreich Kommunalpolitik – unter dem damaligen Bürgermeister und späteren mehrfachen Landesminister und ehemaligen Kurator Horst Rehberger – als auch in der Landeshauptstadt nicht minder erfolgreich Landespolitik betreiben.

Mit gerade 26 Jahren in den Landtag gewählt, wurde er schon vier Jahre später Fraktionsvorsitzender der Liberalen und nochmals zwei Jahre darauf FDP-Landesvorsitzender, vereinigte also mit gerade 32 Jahren die beiden wichtigsten Ämter, die damals im liberalen Südwesten zu vergeben waren. Die in ihn gesetzten Hoffnungen enttäuschte er nicht: 1980 erzielte die FDP ein sehr respektables Landtagswahlergebnis.

So etwas erregte natürlich auch im damaligen politischen Zentrum Bonn Aufmerksamkeit, wo sich für Jürgen Morlok auch ein Aufstieg in der Bundes-FDP eröffnete, der 1982 bis zur Stellvertretung des Bundesvorsitzenden Hans-Dietrich Genscher führte. Doch er sah seine liberalen Herausforderungen vor allem in der baden-württembergischen Landespolitik, zumal auch die dortigen Freidemokraten durch die „Wende“ von 1982 kräftig durchgeschüttelt wurden. Jürgen Morlok stabilisierte schnell den Landesverband, galt als würdiger Nachfolger von Theodor Heuss und Reinhold Maier – und zog sich mit nicht einmal vierzig Jahren aus der Tagespolitik zurück. Getreu der Devise „In der Demokratie ist jedes Amt und jede Funktion nur auf Zeit gewährt“ und entsprechend seiner beruflichen Herkunft hat er ab 1985 seine Zukunft in der Wirtschaft und in der Vermittlung von entsprechendem ökonomischen Wissen an nachfolgende Generationen gesehen, wo er ebenfalls in sehr unterschiedlichen Positionen jeweils reüssiert hat: so bei der Landesentwicklungsgesellschaft Baden-Württemberg oder als Repräsentant von Daimler-Benz in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn. 2001 hat er sich dann als Unternehmensberater selbstständig gemacht, aber nebenher auch noch viel Zeit für seine Professur an der International University Karlsruhe gefunden, die er mit viel Engagement im Fach Volkswirtschaftslehre seit 2005 ausübt.

So ganz total war der Rückzug aus der Politik wiederum nicht, denn der Ehrenvorsitz eines Landesverbandes – so seit 1996 in Baden-Württemberg - ist natürlich auch immer eine politische Verpflichtung. Und das Rückzugsargument galt schon gar nicht mit Blick auf die Politische Bildung. Denn das 1981 übernommene Mandat in der Friedrich-Naumann-Stiftung hat Jürgen Morlok glücklicherweise beibehalten, und sein Engagement hier nach und nach ausgebaut. Dieses hat sehr deutliche Spuren hinterlassen, wie hier nicht alle aufgezählt werden können. Es sei nur an seine Reden bei der Verleihung des Freiheitspreises an Hans-Dietrich Genscher im Jahr 2006, beim 50jährige Stiftungsjubiläum zwei Jahre später oder bei der Festveranstaltung zum 50. Todestag des Stiftungsmitgründers Theodor Heuss 2013 erinnert oder zum 60. Geburtstag der Stiftung 2018. Auch die Festigung der Beziehungen zu unserer Partnerin in Südafrika Helen Zille, gleichfalls Trägerin des Freiheitspreises, lag ihm immer am Herzen. Und er hat die anspruchsvolle Aufgabe erledigt, zum 70. Geburtstag von Otto Graf Lambsdorff eine zweibändige Festschrift zusammenzustellen und herauszugeben. Für unsere Stiftung war also Jürgen Morlok sowohl der ruhende Pol als auch ein innovativer Ideengeber.

Als der politische Liberalismus 2013 in schwere Fahrwasser kam, war Jürgen Morlok zur Stelle. Gemeinsam mit Wolfgang Gerhardt stellte er die Stiftung neu auf, der Unternehmensberater war hier mit am Werk, aber auch der politische Leader und Strippenzieher, der die verkrusteten Strukturen mit auflöste und die Stiftung zu dem modernen und dynamischen Think-Tank machte, die sie heute ist.

Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit hat also Jürgen Morlok ungemein viel zu verdanken. Wir wünschen ihm zu seinem 75. Geburtstag alles erdenklich Gute, Gesundheit und Freude wie Kraft für die kommenden Jahre! Er wird uns zweifellos fehlen als unserer Vorsitzender des Kuratoriums, Rat- und Ideengeber, Gefährte und Freund. Aber wir haben zu gleich die Hoffnung, dass er uns nunmehr von außen auch weiterhin mit seinem Rat zu Verfügung steht.

Ad multos annos, lieber Jürgen Morlok!