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#FemaleForward
Sind Frauen in der Politik angekommen?

Besuch im Landtag von Baden-Württemberg
Gabriele Reich-Gutjahr, Jochen Haußmann, Dajana Pfaf und Carolin Holzmüller

Woran es liegt, dass Frauen in der Politik unterrepräsentiert sind und wie man dies ändern kann, diskutierten bei einem Besuch im Landtag von Baden-Württemberg Gabriele Recih-Gutjahr, Dajana Pfaf und Jochen Haußmann, moderiert von Carolin Holzmüller

© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Sind Frauen in der Politik angekommen? Diese Frage stand im Zentrum eines in Kooperation mit der Reinhold-Maier-Stiftung organisierten Besuchs im Landtag von Baden-Württemberg, bei dem es nicht nur eine spannende Diskussion zu dieser Frage, sondern vor allem Politik zum Anfassen gab.

Vor 100 Jahren wurde in Deutschland das Frauenwahlrecht eingeführt – eine tatsächliche gleichberechtigte Teilhabe ist in den Parlamenten aber nach wie vor nicht erreicht. Im aktuellen Bundestag liegt der Frauenanteil bei 30,9 Prozent, auf kommunaler Ebene durchschnittlich bei 25 Prozent. Der 16. Landtag von Baden-Württemberg besteht aus 143 Mitgliedern, davon sind 38 Frauen – ein Anteil von 26,6 Prozent.

Nach einer Einführung in die Arbeitsweisen und Aufgaben des Landtags sowie in dessen Zusammensetzung hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, das Plenum zu besuchen und die aktuellen Debatten von der Besuchertribüne aus live zu verfolgen – darunter unter anderem Beratungen zu Gesetzesentwürfen.

Wie kann die Unterrepräsentanz von Frauen wirkungsvoll bekämpft werden und wie begeistert man Frauen für Politik? Diese Fragen standen im Zentrum der anschließenden Diskussion mit dem Vorsitzenden der Reinhold-Maier-Stiftung, dem Landtagsabgeordneten und frauenpolitischen Sprecher der FDP/DVP-Fraktion, Jochen Haußmann, mit Gabriele Reich-Gutjahr , Landtagsabgeordnete und Sprecherin für Wirtschafts-, Umwelt- und Wohnungsbaupolitik sowie mit Dajana Pfaf, die das Empowerment-Programm der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit absolviert hat und bei den kommenden Kommunalwahlen für den Gemeinderat kandidiert.

Dajana Pfaf schilderte ihren persönlichen Weg in die Politik und betonte dabei die für ihr politisches Engagement große Bedeutung des Mentoring-Programms der Stiftung, in dem Frauen in unterschiedlichen Lebenssituationen zusammenkommen und ein vielseitiges Training durchlaufen, angefangen von Funktionsweisen der Politik, über Netzwerk- und Projektmanagement bis hin zu Rhetorik.

Frau Reich-Gutjahr betonte die Bedeutung von Empowerment für Frauen. Viel zu oft scheitere der Weg in die Politik daran, dass man nicht wisse, wie er aussieht – entsprechende Programme können hier helfen, eigene Barrieren zu überwinden. Während Männer es in vielen Fällen einfach probieren, empfinden es viele Frauen als wichtig, sich äußerst gut vorbereitet zu fühlen.

Frauen haben immer noch viel aufzuholen. Es sei aber bemerkbar, dass versucht werde, Frauen zu fördern, so Dajana Pfaf. Gerade in der Politik unterscheiden sich in einigen Aspekten die weibliche und die männliche Sichtweise. Wir befinden uns in einem Lernprozess, ergänzte die Landtagsabgeordnete Reich-Gutjahr. Dabei sei es wichtig, Vertrauen aufzubauen und alle Frauen zu ermutigen. Jede Frau müsse dabei als Einzelfall betrachtet werden.

Auch der später zur Diskussion hinzugekommene Jochen Haußmann betonte, dass weibliche Sichtweisen Veränderungen bringen können. Es sei gut denkbar, dass manche politische Entscheidungen anders getroffen worden wären, wenn der Anteil an weiblichen Abgeordneten höher gewesen wäre. Frauen halte von politischem Engagement oftmals die Frage ab, wie es zeitlich einzurichten sei. Für Männer sei die entscheidende Frage in vielen Fällen lediglich, ob sie gewählt werden, oder nicht. Frauen fällt eine Entscheidung in diesem Zusammenhang schwerer – und die Politik im Allgemeinen sowie die Kommunalpolitik im Besonderen ist angesichts vieler Sitzungen in den Abendstunden nicht so ausgerichtet, dass sich eine Vereinbarkeit mit der Familie erreichen lässt.

Ein vorsichtig optimistisches Fazit zog Haußmann dennoch: Man könne aktuell eine Besserung beobachten – auch wenn es immer noch ein weiter Weg ist, den es zu gehen gilt.

Vor allem eines wurde bei dem Besuch im Landtag klar: Empowerment ist ein wichtiger, um nicht zu sagen unerlässlicher Schritt, auf dem Weg zu einer stärkeren Beteiligung von Frauen in der Politik und damit auch für eine ausgewogene Teilhabe und eine entsprechende Repräsentanz in den Parlamenten.