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Ein Kämpfer für Erinnerung und Verantwortung

Zum Tod von Arseni Roginski
Arseni Roginski
Arseni Roginski © CC BY-SA 3.0 wikipedia.org/ A. Savin bearbeitet

Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit trauert um Arseni Roginski, der heute im Alter von 72 Jahren verstorben ist. Er war unserer Stiftung seit langer Zeit eng verbunden. Als Vorsitzender der Organisation „Memorial“ widmete er sich einer Aufgabe, die für die Zukunft Russlands und Europas von entscheidender Bedeutung ist - der Aufarbeitung der Verbrechen des Stalinismus.

Die Arbeit, die er und seine Mitstreiter gegen viele Widerstände im Land geleistet haben, ist ein bewundernswerter Beitrag zur Gestaltung eines modernen Russlands. Er war selbst Opfer politischer Verfolgung. Der Historiker war von 1981 bis 1985 inhaftiert, nachdem er im Samisdat Schriften veröffentlicht hatte, die sich kritisch mit der Geschichte der Sowjetunion auseinandersetzen.

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Mitglied des Vorstandes der Stiftung, erklärte zum Tod von Arseni Roginski: „Mit Arseni Roginski hat uns ein aufrechter und mutiger Kämpfer gegen das Vergessen verlassen. Ohne Menschen wie ihn wäre die Geschichtsschreibung in den Händen derer, die sie im Interesse ihrer politischen Macht verschweigen oder verfälschen. Er hat damit gegen viele Widerstände einen wichtigen Beitrag zum Kampf für eine freie Gesellschaft in Russland geleistet. Im Namen der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit spreche ich seinen Angehörigen und seinen Mitstreitern unser tiefempfundenes Beileid aus. Ich bin überzeugt, dass seine Ideen und seine Arbeit Wurzeln in der russischen Gesellschaft geschlagen haben.“

"Ein aufrechter und mutiger Kämpfer gegen das Vergessen."

Stiftung für die Freiheit - Sabine-Leutheusser-Schnarrenberger zu Digitalisierung
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger über Arseni Roginski

Im Jahr 1988 gründete Roginski mit seinen Mitstreitern die Organisation Memorial, deren Vorsitz er seit 1998 innehatte. Das geschah aus der tiefen Überzeugung heraus, dass ohne einen offenen und schonungslosen Umgang mit der eigenen Geschichte der Aufbau einer freien Gesellschaft unmöglich ist. Damit vertrat er eine Position, die innerhalb der herrschenden Eliten in Russland sehr unpopulär war und noch heute ist. Doch davon ließ er sich nicht beirren. Er glaubte an die Kraft wahrhaftiger Erinnerung und daran, dass eine Gesellschaft durch diese nicht geschwächt, sondern gestärkt wird.

Besonders lag ihm am Herzen, bei der jungen Generation das Bewusstsein für die eigene Geschichte zu schärfen. Der jährlich in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit durchgeführte Wettbewerb, in dem Schüler aus ganz Russland aus einem ganz persönlichen Blickwinkel die Geschichte des stalinistischen Systems erforschten, brachte viele beeindruckende Ergebnisse hervor.