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Ein Besuch in der Westerwelle Foundation

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Die Westerwelle Foundation, direkt am Kurfürstendamm gelegen, befindet sich im dritten Stock eines alten, prunkvollen Gebäudes mit hohen Decken, deren Stil in jedem Raum einer anderen Epoche folgt. Zeitgenössische Kunst ziert die Wände, dazwischen herrscht hektische Betriebsamkeit. Wir sprachen mit dem Generalsekretär und langjährigem Wegbegleiter Martin Biesel über das politische Wirken Guido Westerwelles und seine Stiftung für internationale Verständigung:

Martin Biesel
© Friedrich-Naumann-Stiftung

Herr Biesel, Sie haben viele Jahre mit Guido Westerwelle zusammengearbeitet. Wie haben Sie ihn als Menschen erlebt und welche Charaktereigenschaften unterschieden ihn von anderen Politikern und insbesondere Außenministern?

Guido Westerwelle war sehr humorvoll und verlässlich – auch im Stress. Das habe ich sehr an ihm geschätzt. Auf der politischen Bühne war er immer voll engagiert. Er hat stets mit offenem Visier gekämpft. Keinem innenpolitischen Disput ist er aus dem Weg gegangen, um Themen der FDP zu profilieren. Außenpolitisch pflegte er eine Kultur des Dialoges und des Ausgleichs, um Interessen durchzusetzen.

Welche Schwerpunkte setzte er in seiner Außenpolitik von 2009 bis 2013 und welche außenpolitischen Ziele waren ihm hierbei besonders wichtig?

Guido Westerwelle vertrat eine „Kultur der militärischen Zurückhaltung“ und hatte eine grundsätzliche Skepsis gegenüber militärischen Interventionen. Dazu passten seine Bemühungen, die Abrüstung, auch die nukleare, fortzusetzen. Und auch die Außenwirtschaftsbeziehungen waren für ihn ein wichtiges  Instrument der Außenpolitik: „Wandel durch Handel“ verbesserte für ihn  Menschenrechte oft wirksamer als laute Proteste.

Für seine Enthaltung im Libyen-Konflikt wurde er von vielen Seiten stark kritisiert. Hatten Sie je den Eindruck, dass er seine Entscheidung diesbezüglich bereut hat? Auf welche Überzeugungen gründete er seine Entscheidung?

Er war skeptisch gegenüber den militärischen Interventionen in  Afghanistan und Irak, schon vor seinem Amtsantritt aus Außenminister. Seine Auffassung war, dass ein Schlag gegen den Machthaber Gaddafi das Land nicht stabilisierte und sich der Westen dadurch in der arabischen Welt diskreditierte. Heute ist das Chaos, das die Intervention hinterlassen hat, maßgeblich dafür verantwortlich, dass Schlepper von der libyschen Küste aus tausende Flüchtlinge über das Mittelmeer in den Tod schicken. Auch Präsident Obama hat inzwischen die Intervention als Fehler bezeichnet. Obwohl die Geschichte im Nachhinein Guido Westerwelle Recht gab, hat er nicht triumphiert, sondern die Entwicklung Libyens bedauert.

Als Guido Westerwelle Ende 2013 aus der Politik ausschied, gründete er die Westerwelle Foundation, die sich für internationale Verständigung einsetzt. In wie fern lebt Guido Westerwelles Politik in dieser Stiftung weiter?

Als er mit Ralph Dommermuth die Stiftung gegründet hat, war der Ansatz, dass das Modell des deutschen Mittelstandes auch in anderen Gesellschaften Wohlstand schafft und Demokratie stabiler machen kann. Deswegen fördert die Westerwelle Foundation heute Gründerinnen und Gründer, damit in deren Heimatländern junge Unternehmen wachsen und mehr Menschen Chancen auf Arbeit haben. Guido Westerwelle hat immer gesagt, er wolle Chancen schaffen, damit jeder durch eigene Anstrengung erfolgreich sein kann. Dies war eine seiner Grundüberzeugungen. Diese Arbeit führt nun sein Ehemann Michael Mronz als Vorstandsvorsitzender weiter.

Die Westerwelle Foundation hat ein Gründerzentrum in Tunesien, das Start-up-house Tunis aufgebaut, nun soll ein weiteres in Ruanda folgen. Wie viele dieser Gründerzentren sind langfristig geplant und wie ist das genaue Konzept?

Wir haben zusammen mit unserem Partner enpact Tunesien als Standort gewählt, weil hier der arabische Frühling begann und Guido Westerwelle das Land oft besucht hat. Das Start-up House in Tunis ist ein voller Erfolg und meist nahezu ausgebucht. Ein Westerwelle-Start-up House in Ruanda ist in Kooperation mit der Evonik Stiftung im Aufbau. Dieses Modell soll noch in viele weitere Schwellenländer exportiert werden.

Wie genau funktioniert das Young Founders Programm, das von der Westerwelle Foundation ins Leben gerufen wurde und wie trägt es zur Demokratiestärkung weltweit bei?

Auch mit unserem Young Founders Programm bieten wir Gründerinnen und Gründern weltweit Unterstützung. 2017 haben sich auf die 25 Plätze 2300 junge Unternehmer beworben. Die Stipendiaten kommen aus 16 Ländern aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa. Sie alle haben den Traum vom eigenen Unternehmen. Vielleicht kommt der nächste Bill Gates ja aus Afrika. Die Young Founder erhalten einen deutschen  Mentor, Schulungen, Beratung und Zugang zu Wagniskapital und vor allem sind die Westerwelle Young Founder ein wachsendes weltweites Netzwerk. Wenn wir Gründern zum Erfolg verhelfen, dann haben mehr Menschen mehr Chancen auf Wohlstand. 

Herr Biesel, vielen Dank für das Gespräch.

Zur Person: Martin Biesel arbeitete viele Jahre mit Guido Westerwelle zusammen, unter anderem als dessen Büroleiter und Staatssekretär im Auswärtigen Amt. Heute ist er Generalsekretär der Westerwelle Foundation, welche von Guido Westerwelle nach dem Ausstieg aus der Politik gegründet wurde. Sie setzt sich für internationale Verständigung und das Stärken der Mittelschicht in Schwellen- und Entwicklungsländern ein.

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Wie wichtig liberale Außenpolitik und internationale Verständigung sind im Hinblick auf das Verhindern von Diktaturen, zeigt sich auch in China, wie der Westerwelle-Stipendiat Andreas Lehrfeld in Kooperation mit Armin Reinartz, Projektleiter und China-Experte der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, analysieren. Zum Bericht