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Deutsche Teilung
59 Jahre Deutsche Teilung: Der Tag, an dem die Mauer kam

Ein kurzer Rückblick auf die Reaktionen der Liberalen auf den Mauerbau
Das Aufstellen von Betonblöcken 1961

Das Aufstellen von Betonblöcken 1961

© Bundesarchiv, Bild 173-1321, Helmut J. Wolf

Vor 59 Jahren wurde Berlin durch den Bau der Mauer, an der mindestens 140 Menschen den Tod fanden, in Ost und West geteilt. 155 Meter Beton und Stacheldraht wurden zum Symbol für die deutsche Teilung. Während Walter Ulbricht, Staats- und Parteichef der DDR, noch am 15. Juni 1961 den berühmten Satz „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten" sagte, wurde zwei Monate später der Grundstein für den Grenzwall gelegt. Die liberalen Reaktionen reichten von pragmatisch bis bestürzt.

Als in der Nacht zum 13. August 1961 eine kilometerlange Barrikade aus Stacheldraht und Beton mitten durch Berlin errichtet wurde, war der „Eiserne Vorhang“, mit dem die Sowjets und ihre Helfer Europa zu zerteilen versuchten, scheinbar endgültig komplett. Auch unter den deutschen Liberalen, die sich traditionell als Vorreiter der deutschen Einheit verstanden, war die Bestürzung groß.

Auszug aus dem freidemokratischen Pressedienstes vom Tag nach dem Mauerbau

Auszug aus dem freidemokratischen Pressedienstes vom Tag nach dem Mauerbau

© fdk 12/65 S. 4.

FDP-Chef Erich Mende sprach im Bundestag von einem „neuen unmenschlichen Willkürakt“, hielt aber zugleich am „gemeinsamen Ziel der Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands fest“ und betonte, man wünsche dennoch „gute Beziehungen zu den Völkern der Sowjetunion“. Noch bemerkenswerter war zuvor die erste Stellungnahme der „fdk“, des freidemokratischen Pressedienstes, gewesen. Dort hieß es, die „Lehre des Schwarzen Sonntags“ könne nur lauten: „Verhandlungen über Maßnahmen zur Überwindung der deutschen Spaltung und zu einer Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden und Freiheit“.

Eine solche Stimme, die bewusst zu Gesprächen mit dem Osten aufrief, war auch im liberalen Lager in der angespannt-hitzigen Situation des August 1961 keine Mehrheitsmeinung. Aber der Schreiber, Wolfgang Schollwer, wurde in den nächsten Jahren zum Vordenker der Neuen Ostpolitik und damit zum wichtigen Wegbereiter für jene Entwicklung, die ihren krönenden Abschluss im politischen Werk eines anderen Freidemokraten fand, nämlich dem von Hans-Dietrich Genscher.