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Deutsch-deutsche Geschichte
Freiheit braucht Mut

Rüdiger von Fritsch las aus seinem autobiographischen Roman über Fluchthilfe
Rüdiger von Fritsch zeigt einen gefälschten BRD-Reisepass

Rüdiger von Fritsch zeigt einen gefälschten BRD-Reisepass

© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Geschichte lässt sich mit Geschichten erlebbar machen. Ein eindrucksvolles Beispiel hierfür ist die Erzählung von Rüdiger von Fritsch, der 1974 einem Cousin und Freunden zur Flucht aus der DDR in die Bundesrepublik verhalf. Hierüber las er am 12. Oktober aus seinem spannenden Buch „Die Sache mit Tom – eine Flucht in Deutschland“. Zahlreiche Gäste waren zur Lesung in die Commerzbank am Potsdamer Platz gekommen. Vor der eindrucksvollen Kulisse des durch das Festival of Lights beleuchteten Brandenburger Tors wirkte die deutsch-deutsche Geschichte noch stärker. Hans-Dietrich Genscher urteilte einst: „Eine mutige Tat und ein eindrucksvolles Buch, das die bittere Wirklichkeit der deutschen Teilung höchst anschaulich lebendig werden lässt“.

Das Publikum, darunter auch Christian Lindner, Bundesvorsitzender der Freien Demokraten, lauscht gebannt der Lesung

Das Publikum, darunter auch Christian Lindner, Bundesvorsitzender der Freien Demokraten, lauscht gebannt der Lesung

© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Das Buch erzählt Rüdiger von Fritschs eigene Geschichte. 1974 ist Deutschland bereits seit fast drei Jahrzehnten geteilt, seit 13 Jahren steht die Mauer – eine Flucht aus der DDR in den Westen ist schwieriger denn je. Doch die Hoffnungen des jungen Thomas und seiner Freunde liegt auf Fritsch und dessen Bruder Burckhardt: Die beiden, in der BRD aufgewachsen, sollen helfen! Die Geschwister arbeiten einen detaillierten Plan aus. Doch auch wenn der erste Flucht-Versuch scheitert, wollen sie die Hoffnung nicht aufgeben – auch nicht, als zwischen den Durchgangsländern Türkei und Griechenland ein Krieg auszubrechen droht.

Angereichert mit historisch-sachlichen Exkursen erzählt Fritsch eine spannende biographische Geschichte. Heute ist er Botschafter Deutschlands in Russland und somit im Staatsdienst, doch damals scheute er nicht, sich auch strafbar zu machen: Seinem Cousin und dessen Freunden fertigte er falsche Reisepässe an. Die Vorbereitungszeit dauerte neun Monate, doch es klappte – sein Vetter schaffte es letztlich in die Freiheit.

FNF-Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Paqué, stellv. Kuratoriumsvorsitzende Liane Knüppel, Rüdiger von Fritsch und Kuratoriumsvorsitzender Jürgen Morlok

FNF-Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Paqué, stellv. Kuratoriumsvorsitzende Liane Knüppel, Rüdiger von Fritsch und Kuratoriumsvorsitzender Jürgen Morlok

© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Bevor Liane Knüppel, stellvertretende Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung, die Fritsch bereits seit den 1970er Jahren aus der Hochschulpolitik kennt, ihr Schlusswort sprach, gab es eine lebhafte Diskussion mit dem Publikum. Moderiert wurde diese von Julius von Freytag-Loringhoven, der Büroleiter der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Moskau. Reaktionen auf das Buch gab es viele, berichtete Autor Fritsch: „Es gab viele persönliche Rückmeldungen, Menschen mit ähnlichen Geschichten haben sich gemeldet, teilweise komplette Manuskripte geschickt. Eine Schule hat sogar ein Theaterstück daraus gemacht.“ Auf die Frage, welchen Mut Freiheit heute bräuchte, antwortete der Diplomat: „Sich für eine Verfassung einsetzen. Auf ein Konzert zu gehen, ist nicht wirklich mutig. Vielmehr ist der differenzierte Diskurs mit Menschen, die unmutig sind, wichtig, aber auch schwierig. Er muss aber unbedingt geführt werden!“

Mehr zum Thema DDR-Fluchthelfer erfahren Sie in der Online-Ausstellung „Risiko Freiheit“ (Link: https://www.risiko-freiheit.de/) der Stiftung Berliner Mauer.

Das Buch kann bei Interesse via bvongaisberg@gmail.com bestellt werden.