Der Tag, an dem ich mit Hans-Dietrich Genscher Hubschrauber flog
Borek Severa, seit vielen Jahren Mitarbeiter der Stiftung für die Freiheit, über eine ganz besondere Anreise

Den zehnten Jahrestag der berühmten Ansprache, die Hans-Dietrich Genscher am 30. September 1989 vom Balkon der deutschen Botschaft in Prag an die dort versammelten Tausenden DDR-Flüchtlinge richtete und ihnen die Ausreise in die BRD verkünden konnte, würdigte die Friedrich-Naumann-Stiftung mit einer Reihe von Veranstaltungen an diesem historischen Ort. Neben einer Podiumsdiskussion zum Thema „Der Weg zur Freiheit“, einem Treffen mit einigen der damals im Garten der Botschaft Zuflucht Suchenden und vielen Interviews sollte auch der Stacheldrahtzaun in der Nähe von Waidhaus an der bayerisch-tschechischen Grenze von den beiden früheren Außenministern Genscher und Jiri Dienstbier noch einmal symbolisch durchschnitten werden.
Wegen des engen Terminplans musste für die Anreise aus Prag ein kleiner Hubschrauber angemietet werden. Ausgerechnet an diesem Tag herrschte an der Grenze dichter Nebel, der die Landung für uns alle zu einem Nervenkitzel machte. Wir setzten aber sicher auf dem Boden auf und wurden von vielen Menschen von diesseits und jenseits der Grenze jubelnd empfangen. Nach einigen Ansprachen, nach Weißwurst, Schweinebraten und Bier ging es dann schnell zurück nach Prag. Als wir dort sicher landeten, konnte man Hans-Dietrich Genscher die Erleichterung richtig anmerken.
Ob es sein schönster Hubschrauberflug war, glaube ich nicht, meiner war es auf jeden Fall.
Borek Severa ist Repräsentant der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit für Mitteleuropa und die baltischen Staaten.
