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Elly Heuss-Knapp
Liberale Pionierin und First Lady

Elly Heuss-Knapp
© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Wichtige Etappen beim Aufstieg von Frauen in Politik und Gesellschaft Deutschlands spiegeln sich im Leben von Elly Heuss-Knapp wider. Ins kollektive Gedächtnis der Bundesrepublik ist sie in ihrer Rolle als First Lady eingegangen. Ähnlich wie ihr Mann stand Elly Heuss-Knapp 1949 vor der Aufgabe, einer markanten öffentlichen Funktion Profil zu verschaffen, ohne dabei auf historische Vorbilder zurückgreifen zu können. In ihrem Fall kam erschwerend hinzu, dass es die von ihr bekleidete Funktion einer First Lady offiziell überhaupt nicht gab, da der Ehegatte des Staatsoberhauptes weder in der Verfassung noch zunächst in der öffentlichen Wahrnehmung vorgesehen war. Letzteres änderte sich dank des zwar kurzen, aber eindrucksvollen Wirkens von Elly Heuss-Knapp, die schon knapp drei Jahre, nachdem ihr Mann Theodor zum ersten Bundespräsidenten gewählt worden war, im Alter von 71 Jahren verstarb. Dabei sind die wenigen Jahre an der Spitze der Politik zwar die bekannteste, aber keineswegs einzige bemerkenswerte Epoche im Leben dieser Elsässerin.

Geboren 1881 als Tochter eines bekannten Staatswissenschaftlers wandte sich Elly Knapp schon früh den zwei ihr Leben beherrschenden Themen zu: der sozialen Frage und der Frauenemanzipation. Fast gleichzeitig wie Theodor Heuss schloss sie sich Friedrich Naumann an. In seinem Haus lernten sich beide kennen; 1908 wurden sie von Albert Schweitzer, ebenfalls ein „Naumannianer“, getraut. Während Theodor Heuss als Journalist arbeitete und dann nach 1918 politisch eine gewisse Karriere machte, widmete sich seine Frau ehrenamtlich der Frauenbildung, in der sie den Schlüssel für ihre beiden Lebensthemen sah. Frauenpolitik verstand Elly Heuss-Knapp in erster Linie als aktive Sozialpolitik – konkrete Hilfe zur Selbsthilfe und Bildungsförderung. Damit schlug sie einen eigenen Weg zur Gleichberechtigung und Frauenemanzipation ein, durchaus abweichend von Vorstellungen der feministischen Frauenbewegung.

Als ihr Mann 1933 aus seinen Funktionen und Ämtern gedrängt wurde, wechselten die familiären Rollen: Nun sicherte Elly als kreative Werbefachfrau das Familieneinkommen, während sich Theodor Heuss nolens volens ganz auf seine schlecht oder gar nicht besoldete Arbeit als Publizist und Autor konzentrierte. Nach Kriegsende, das sie in Süddeutschland erlebten, schlossen sich beide den baden-württembergischen Liberalen an und saßen gemeinsam für die FDP/DVP im Stuttgarter Landtag. 1949 folgte Elly Heuss-Knapp ihrem Mann nach Bonn, wo sie dann eigene Akzente setzte und durch sozialpolitisches Engagement geschickt versuchte, aus dem Schatten ihres Mannes herauszutreten und der Rolle einer „First Lady“ Konturen zu verleihen, was ihr zweifellos gelang. Beispielhaft ist ihre Rolle als Gründerin und Schirmherrin des „Müttergenesungswerkes“. 

Leben und Wirken von Elly Heuss-Knapp stehen für einen eigenen, liberal und protestantisch grundierten Weg zur Frauenemanzipation und hatten auf ihre Weise zweifellos Vorbild-Charakter. Friedrich Naumann meinte von ihr, als sie 1912 die Metropole Berlin wegen eines Berufswechsels ihres Mannes mit der nordwürttembergischen Provinz vertauschen musste: „Sie sind ein Stück Frauenbewegung und ein Muster für andere.“ Das sollte sich als prophetisch erweisen und kann durchaus als Bilanz über dem Leben dieser liberalen Pionierin stehen.

In dieser Publikation finden Sie noch mehr Informationen über das Leben und Wirken von Elly Heuss-Knapp.