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Bildung
Wie muss Bildung heute aussehen?

Die neue OECD-Studie und eine Veranstaltung der Stiftung geben Aufschluss
Schüler im Computerraum

Smart Education steht und fällt mit der richtigen technischen Ausstattung

© PeopleImages / E+ / Getty Images

Ohne Bildung überlebt die Freiheit nicht lange – und ohne Freiheit gibt es keine gute Bildung. Bildung und Wahlfreiheit der Bildungswege sind die Grundlage, auf der jeder Mensch seine Talente entfalten kann. Zum Wohle aller.

Beste Bildung – das ist eines der Hauptthemen der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Bis 2030 soll Deutschland Maßstäbe setzen und Bildungsrankings anführen. Doch der Weg dahin ist noch weit, wie eine OECD-Studie vergangenen Jahres zeigt.

Schüler aus benachteiligten Familien können laut der Untersuchung, die den Zeitraum von zehn Jahren zwischen 2006 und der letzten PISA-Studie 2015 umfasst, weniger leicht Bildungserfolge erzielen als beispielsweise Kinder aus Akademikerfamilien. „Die Chancengerechtigkeit im Schulsystem bleibt für Deutschland weiterhin eine der großen Herausforderungen. Denn Chancengerechtigkeit ist letztendlich der Schlüssel zu sozialer Mobilität“, sagt OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher im Deutschlandfunk-Interview. Unter den 15-Jährigen betrage der Leistungsabstand zwischen den Kindern, wenn man die 25 reichsten und ärmsten Familien miteinander vergleiche, dreieinhalb Schuljahre, berichtet Schleicher. Deutsche Schulen erzielten jedoch immerhin „moderate Verbesserungen“ beim Thema Chancengleichheit.  

Doch wie könnte die vielversprechende Schule der Zukunft aussehen? Das war am Montag Thema einer Stiftungsveranstaltung in der Hansestadt Lübeck. Unter dem Motto „Smart Education – Schule der Zukunft“ diskutierten Prof. Dr. Felicitas Macgilchrist, Professorin für Medienforschung mit dem Schwerpunkt Bildungsmedien an der Georg-August-Universität Göttingen, Kathrin Weiher, Senatorin für Kultur, Bildung und Sport in Lübeck und Dr. Michael Janneck, Schulleiter des Johanneum zu Lübeck vor 110 Zuhörern. 

Unsere Gesellschaft ist im ständigen Wandel, Bildung ist der Schlüssel, diesen Herausforderungen gewachsen zu sein. Die Digitalisierung bietet ein großes Potential für eine bessere Bildung. Mit dem multimedialen Schulbuch kann Wissen anschaulicher vermittelt werden, ebenso werden interaktive Zusatzinhalte geboten, die das Interesse der Schüler wecken und zur Motivation beitragen. Warum ist diese Lernmethode bisher in Deutschland noch die Ausnahme? Digitale Geräte wie beispielsweise interaktive Tafeln, Tablets und Laptops sollten gewinnbringend für einen spannenden Unterricht genutzt werden. Welche Voraussetzungen müssen an unseren Schulen geschaffen werden und wie kann dies in kurzer Zeit gelingen? Wie können wir die Zukunft der Bildung in der digitalen Welt selbst gestalten, anstatt dass neue Formen der Bildung auf uns zurollen, die von anderen Akteuren gestaltet werden? Diesen und anderen Fragen wurde in der Veranstaltung nachgegangen.

Prof. Dr. Felicitas Macgilchrist stellte u. a. best practice Beispiele vor, die sie an Deutschen Auslandsschulen in Asien, Amerika, Afrika und Europa begleitet hatte. „Interaktion ist wichtig. Lehrer sollten auch Lernbegleiter sein, Lehrerfortbildungen im Bereich ,Digitalität' sind von Vorteil“, erklärte Macglichrist. Wichtig sei außerdem Einheit: „Schüler, Eltern und Bildungspolitiker müssen an einem Strang ziehen!“ 

Senatorin Kathrin Weihers Anliegen ist es wichtig, die sachliche Ausstattung (Räume, Digitalisierung) und soziale Problematiken durch Ganztagsangebote, Schulsozialarbeit , I-Pool und mehr zu gestalten. In der Digitalisierung machte Lübeck im letzten Jahr einen großen, längst notwendigen Schritt: Ende September 2017 gab es den Beschluss zur Digitalisierung der Schulen in Schleswig-Holstein. Hilfe gab es von der ansässigen Universität, da zuerst die Bedürfnisse geklärt werden mussten. Ziel für die Hansestadt Lübeck ist es, das Glasfasernetz bis 2020 an allen Schulen zur Verfügung zu stellen und Wlan in allen Räumen zu haben. Momentan haben 43 von 68 Schulen flächendeckendes Wlan.

Expedition in unbekanntes Land

Schulleiter Dr. Michael Janneck berichtete von den Erfahrungen an seiner Schule. Im nächsten Schuljahr werden in Stufe 7 Notebookklassen eingeführt. „Man könnte es eine Expedition in unbekanntes Land nennen“, so der Pädagoge. Dabei wurden die Eltern der zukünftigen Schüler befragt, ob sie bereit seien, ihre Kinder eine Notebook-Klasse besuchen zu lassen. Von 120 Eltern stimmten 112 mit Ja. Doch da das nicht aus Schulmitteln finanziert werden kann, müssen sich die Eltern mit 25 Euro monatlich drei Jahre lang an den Kosten beteiligen. Kinder aus benachteiligten Familien sollen laut Senatorin Weiher jedoch entlastet werden. 

Es gibt immer weniger Skeptiker, die sich der neuen Smart-Education-Bewegung komplett verschließen. Die Referenten auf dem Lübecker Podium sind sich einig: Digitale Bildung ist wichtig, doch Schule an sich, wird sich durch neue Technologien nicht so schnell ändern, weder in positiver noch in negativer Hinsicht, so Prof. Macgilchrist. Am wichtigsten ist, dass miteinander statt gegeneinander gearbeitet wird. So soll eine Medienwerkstatt aufgebaut werden, damit  sich Schulen, die ähnlich arbeiten und lehren wollen, miteinander vernetzen können. Ein Wunsch des Schulleiters: Ein Systemadministrator an allen Schulen – das wäre optimal.

Aber, so Dr. Janneck: „Das Entscheidende für unsere Schüler ist, dass wir sie zum kritischen Denken erziehen.“