EN

Archiv des Liberalismus
„Ein essentieller Bestandteil der politischen Bildung"

Das Archiv des Liberalismus feierte sein fünfzigjähriges Jubiläum
50 Jahre ADL

Dr. Renate Höpfinger (Leiterin des Archivs für Christlich-Soziale Politik der Hanns-Seidel-Stiftung), Prof. Dr. Ewald Grothe, Angela Freimuth (Vizepräsidentin des Landtags Nordrhein-Westfalen), Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué

© Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit / Fotograf: Alexander Hoene

Es war vor fünfzig Jahren, im April 1968, als der britische Popsänger Cliff Richard mit dem Song „Congratulations“ beim ‘Eurovision Song Contest’, der sich damals noch ‘Grand Prix d’Eurovision de la Chanson’ nannte, antrat, und daraufhin die Hitparaden in ganz Europa stürmte. Mit diesem Golden Oldie eröffnete am Donnerstag das im gleichen Jahr gegründete Archiv des Liberalismus seine Jubiläumsfeier, zu der zahlreiche hochrangige Gäste und Stiftungsmitarbeiter aus ganz Deutschland nach Gummersbach gekommen waren.

Gleichermaßen wie der Eröffnungssong präsentierte sich auch das Archiv des Liberalismus, das das älteste Archiv der derzeit sechs politischen Stiftungen in Deutschland ist, dabei als ein „Evergreen“: Seit nunmehr fünf Jahrzehnten sichert es das historische Gedächtnis des Liberalismus in Deutschland und Europa, und vermittelt seine Grundlagen sowie ältere und neuere Entwicklungen.

Bedeutender Pfeiler für die Stiftung

Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué, Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, hielt in seiner Festrede Rückschau auf fünf Jahrzehnte Archivarbeit und würdigte insbesondere die historische Forschung und politische Bildungsarbeit der Institution. „Das Archiv des Liberalismus ist das Gedächtnis des Liberalismus für Deutschland und Europa“, erklärte Paqué. Archive hätten eine wichtige und häufig unterschätzte Funktion, die weit über das bloße Sammeln und Aufbewahren von nicht mehr gebrauchten Schriftstücken und Unterlagen hinausgehe: Sie bilden das Gedächtnis unserer Gesellschaft, sagte Paqué.

Das Archiv sei ein öffentlicher Ort für alle und ein zentraler, wichtiger Ansprechpartner für Wissenschaft, Politik, Publizistik in Sachen Zeitgeschichte. Gerade in Zeiten des aufkommenden Populismus sei die Auseinandersetzung mit der politischen und gesellschaftlichen Geschichte unseres Landes ein essentieller Bestandteil der politischen Bildung. Neben den vier Themenschwerpunkten der Stiftung sei das Feld „Geschichte“ für ihn als Vorstandsvorsitzenden daher ein fünfter, bedeutender Pfeiler für die Arbeit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.

Liberales Gedächtnis

Christian Lindner MdB, Fraktionsvorsitzender der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag und Kuratoriumsmitglied der Friedrich-Naumann-Stiftung, gratulierte dem Archiv und hob dessen Bedeutung für die geschichtliche Erforschung und Erschließung liberaler Bestände hervor: „Der Liberalismus hat in Deutschland Tradition und Geschichte, und das begann nicht erst mit der Bundesrepublik Deutschland, es ist erst recht eine Frage der Gegenwart. Es gibt viele Geschichten, Anekdoten und Dokumente, die zeigen, was Liberale in unterschiedlichen Epochen gedacht haben, wie sie die Entwicklung unseres Landes geprägt haben. Für all das gibt es in Deutschland einen Ort, nämlich das Archiv des Liberalismus – das Gedächtnis unserer politischen Weltanschauung und unseres Menschenbildes.“ Der organisierte Liberalismus in Deutschland könne stolz darauf sein, dass seine Zeitdokumente durch das Archiv und seine Mitarbeiter so gut verwahrt und präsentiert würden.

Annett Witte (Liberales Institut), Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué, Prof. Dr. Ewald Grothe, Ina Albowitz (ehemalige Parlamentarische Geschäftsführerin der FDP-Bundestagsfraktion), Prof. Dr. Eckart Conze (stellv. Kuratoriumsvorsitzender der Wolf-Erich-Kellner-G

Annett Witte, Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué, Prof. Dr. Ewald Grothe, Ina Albowitz (ehemalige Parlamentarische Geschäftsführerin der FDP-Bundestagsfraktion), Prof. Dr. Eckart Conze (stellv. Kuratoriumsvorsitzender der Wolf-Erich-Kellner-G

© Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit / Fotograf: Alexander Hoene

Praktischer Nutzen für Parlamentarier und Bürger

Angela Freimuth, Vizepräsidentin des Landtags Nordrhein-Westfalen, lobte das „Spitzenteam“ des Archiv des Liberalismus und zeigte auf, wie viele praktische Anwendungsfälle es immer wieder für das Archiv des Liberalismus gebe, von der beispielsweise die FDP-Landtagsfraktion, aber auch interessierte Bürger einen hohen Nutzen ziehen können. Prof. Dr. Eckart Conze, Mitherausgeber des „Jahrbuchs zur Liberalismus-Forschung“ und stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender der Wolf-Erich-Kellner-Gedächtnisstiftung, machte darauf aufmerksam, dass das Archiv des Liberalismus einen „festen, unverzichtbaren Platz im deutschen und europäischen Archivwesen" einnehme. Weitere Grußworte sprachen Dr. Stefan Ruppert, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion aus Berlin und Dr. Renate Höpfinger, Leiterin des Archivs für Christlich-Soziale Politik der Hanns-Seidel-Stiftung aus München.

Rätsellöser, Entzifferungskünstler und Geschichtenerzähler

Archivleiter Prof. Dr. Ewald Grothe lobte insbesondere sein achtköpfiges Team, das Fundstücke erschließt, bewertet und digitalisiert, Nutzer betreut und das gesammelte Wissen aufbereitet und zur Verfügung stellt. So unterschiedlich und vielfältig wie die Fundstücke sei auch die tägliche Arbeit der Kollegen im Archiv: „Bei uns arbeiten Rätsellöser, Entzifferungskünstler und Geschichtenerzähler". Das ursprüngliche Parteiarchiv des FDP-Bundesverbands war 1968 von der Friedrich-Naumann-Stiftung übernommen worden und wurde bis heute zu einem hochmodernen Archiv ausgebaut. Zu seinen Schätzen zählen natürlich Akten, Autographen und Publikationen, aber auch Fotos, Plakate, Ton- und Filmdokumente sowie immer mehr digitale Spuren, deren Speicherung modernes technisches Knowhow erfordern.

Anlässlich des Jubiläums präsentierte Prof. Dr. Grothe den Gästen die Festschrift „50 Jahre Archiv des Liberalismus“, die von den Anfängen bis heute die Entwicklung des Archivs nachzeichnet und anhand von fünfzig ausgewählten Fundstücken aus dem Bestand dokumentiert. Hierzu zählen unter anderen das Hambacher Tuch von 1832, die Glosse zur Freiheit, ein handschriftliches Gedicht mit Zeichnung von Hildegard Hamm-Brücher aus dem Jahr 1963 und Comics mit liberalen Parodien.

Zuletzt gab es noch eine besondere Überraschung für die Gäste: Die Archivmitarbeiter, die die Jubiläumsfeier gemeinsam mit viel Herzblut und persönlichem Einsatz organisiert hatten, präsentierten eine Jubiläumstorte, die von einer großen 50 aus Marzipan verziert wurde. Gemeinsam bliesen die Mitarbeiter die vielen Kerzen aus und schnitten die Torte mit den Rednern an. „Natürlich werden im Archiv aber die Kerzen für den Liberalismus auch weiterhin brennen“, schloss Prof. Dr. Ewald Grothe freudig die Veranstaltung. Bei einer anschließenden Archivführung konnten die Gäste sich ein Bild vom Innenleben des Archivs machen und einige besondere Schätze bewundern.

Congratulations liebes Archiv und auf die nächsten 50 Jahre!