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Animate Europe
Die etwas andere Sicht auf Europa

Comicwettbewerb „Animate Europe“

Zum nunmehr vierten Mal kürt die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit die besten Europa-Comics. Thema 2019 ist „Europe+“ – Geschichten zum Mehrwert der Europäischen Union. Wir stellen drei Finalisten der letzten Jahre im Porträt vor.

Jordana Globerman

Das Brexit-Votum hat Jordana Globerman höchstpersönlich in Großbritannien miterlebt. Dort hat die gebürtige Kanadierin ihren Masterabschluss absolviert und fünf Jahre gelebt. „Die Wahlergebnisse haben mich aufgebracht. Aber noch mehr die Strömungen und Stimmungen, die damals europaweit aufkamen: Vorurteile gegenüber Migranten, Ausländerfeindlichkeit, Nationalismus.“ Globerman, die 2017 den zweiten Platz beim Comicwettbewerb der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit gewann, ist der exakte Gegenentwurf zum engstirnigen Nationalismus: in Ottawa geboren, aber in der Welt zu Hause, offen, neugierig und stets veränderungsbereit.

Sie zeichnet Comics und Illustrationen, die bereits in Europa und Kanada ausgestellt wurden, beschäftigt sich aber auch intensiv mit Design Thinking. Aktuell nutzt sie dieses Talent in ihrer Tätigkeit für die kanadische Regierung. Nebenbei arbeitet sie an ihrer ersten kompletten Graphic Novel, „einer Geschichte über Liebe und übers Erwachsenwerden“. Seit ihren Studienjahren in Großbritannien fühlt sich die Kanadierin Europa sehr verbunden. Was sie besonders an Europa begeistert, sind die hohe kulturelle Dichte auf engstem Raum und die enge Verbundenheit der verschiedenen Völker.

Magdalena Kaszuba

Magdalena Kaszuba wurde 1988 in Langenbielau in Polen geboren und wuchs in Deutschland auf. Sie studiert Illustration bei Anke Feuchtenberger an der HAW Hamburg und zeichnete bisher unter anderem Comics für Le Monde diplomatique, das Goethe-Institut China sowie Böll.Thema, das Magazin der Heinrich-Böll-Stiftung. Bereits vor zwei Jahren gewann sie den Hauptpreis im Comicwettbewerb der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Vor einem Jahr erschien ihr gedrucktes Comicdebüt „Das leere Gefäß“ im avant-verlag.

„Europa ist für mich ein Stück weit Heimat: keine Binnengrenzen, der Wunsch nach politischer und wirtschaftlicher Sicherheit und Stabilität. Gleichzeitig bedeutet Europa für mich auch Zweifel, Unstimmigkeit und Wandel. Ich merke, dass die europäische Idee immer wieder ein Hinterfragen und Zurechtrücken auf mehreren Ebenen erfordert“, sagt Kaszuba. Genau gegen die Europazweifel versucht sie ihre Kunst zu setzen. In ihrem prämierten Werk setzt sie sich zeichnerisch mit dem Rechtsruck in der EU auseinander. „Besonders zum Thema Grenze habe ich noch einen eigenen Zugang, da ich damals als Kind noch Grenzen innerhalb der EU erlebt habe.“

Marco Tabilio

Marco Tabilio wurde 1987 am Gardasee geboren. Er hat Illustration in Bologna und Hamburg studiert. Auch heute noch pendelt sein Lebensmittelpunkt zwischen Italien und Deutschland. Sein Siegercomic trägt den Titel „Erasmus und der Seehund“. Darin hat Tabilio nach eigenen Worten eine fiktive Buchversion des großen Rotterdamer Denkers über Europa verarbeitet. „Im Bauch eines Wals unterhält sich der Philosoph über die Stärken und Schwächen seiner Utopie mit einem weisen und etwas kritischen Seehund. Sprechende Tiere dürfen in meinen Geschichten nicht fehlen“, sagt Tabilio.

Europa ist für ihn, trotz aller aktuellen Herausforderungen, vor allem „ein schönes, mutiges Experiment und der Versuch, ein neues Modell des friedlichen Zusammenlebens zwischen unterschiedlichen Personen zu schaffen“. Gerade auf und aus seinen zahlreichen Reisen durch Europa schöpft er Zuversicht: „In diesen Begegnungen haben wir die Möglichkeit, aus unseren Unterschieden viel zu lernen und uns weiterzuentwickeln. Europa soll immer mehr ein Ort der Inklusion und der garantierten Rechte werden.“ In seinem nächsten Comic geht es um die Einheitskriege des Jahres 1848 in Italien.