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Liberale Stichtage
28.10.2012 - Liberale Stichtage: 80. Geburtstag Gerhart Rudolf Baum

Baum verließ seine Heimatstadt unmittelbar nach dem verheerenden Bombenangriff vom Februar 1945. In Köln legte er das Abitur ab und studierte entsprechend der Familientradition – Großvater und Vater waren Rechtsanwälte – Jura. 1954 in die FDP eingetreten, engagierte er sich zunächst vor allem bei den „Jungdemokraten“, deren Bundesvorsitzender er Mitte der 1960er Jahre war und über die er 1967 in den FDP-Bundesvorstand einzog. 1972 wurde er in den Bundestag gewählt und kurz darauf zum Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesinnenministerium ernannt.

Als Werner Maihofer (vgl. Liberaler Stichtag ) 1977 dessen Führung aufgab, wurde Baum sein Nachfolger an der Spitze des Innenressorts. Die größte Herausforderung, die schon zum Rücktritt Maihofers beigetragen hatte, lag darin, beim Kampf gegen den Linksterrorismus die Grundlagen des Verfassungsstaates zu bewahren. Baum ging diese Aufgabe aus einer dezidiert linksliberalen Position mit hoher Wertschätzung rechtsstaatlicher Prinzipien an. Damit wurde er einerseits zur Galionsfigur des sozial-liberalen Flügels der FDP, andererseits zum bevorzugten Angriffsziel der CDU-Opposition.

Diese erzwang nach dem Koalitionswechsel von 1982, gegen den sich Baum gewandt hatte, seinen Amtsverzicht. Fortan konzentrierte er sich auf seine Rolle als Bundestagsabgeordneter. Gemeinsam mit Burkhard Hirsch (vgl. Liberaler Stichtag ) verstand er sich als das rechtsstaatliche Gewissen in Fraktion und Partei und scheute auch vor dem Gang zum Bundesverfassungsgericht nicht zurück. Diese Rolle behielt er auch nach dem Ausscheiden aus dem Parlament Ende 1994 bei, was ihm national und international hohes Ansehen als Rechtsberater und –vertreter eingebracht hat.

Liberale Stichtage - mit dieser Serie erinnert das Archiv des Liberalismus in unregelmäßigen Abständen an Ereignisse und Personen aus der Geschichte des deutschen Liberalismus.